Die Deindustrialisierung ist in harten Zahlen ablesbar. Nicht nur, dass die Industrieproduktion deutlich sinkt. Auch werden immer mehr Stellen abgebaut. Wie heutige Daten vom Statistischen Bundesamt zeigen, sank die Anzahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe im letzten Jahr um 1,2 % im Vergleich zum Vorjahr.
Aber mit eingebaut in diese Gesamtzahl ist auch die Herstellung von Nahrungsmitteln, was nun wirklich keine klassische Industrieproduktion darstellt. Und eben dieser Nahrungsmittelsektor legte bei der Anzahl der Beschäftigten im letzten Jahr um 1,8 % zu. Und der Sektor „Reparatur und Installation von Maschinen“ legte um 2,7 % zu. Auch das ist keine Produktion, sondern eben nur Reparatur und Installation. Dies sagt nichts darüber aus, wo diese Produkte hergestellt wurden.
Die beiden vorher genannten Sektoren sind die einzigen, die einen Stellenzuwachs hinlegen, und damit den Gesamtschnitt weniger schlecht da stehen lassen. Alle anderen Sektoren zeigen mit einem Stellenabbau das Fortschreiten der Deindustrialisierung. Im Detail hier für 2024 im Jahresvergleich zu 2023:
– Metallherstellung -2,9 %
– Autoindustrie -2,4 %
– Kunststoffe -2,4 %
– Elektronische Ausrüstungen -3,6 %
– Maschinenbau -1,2 %
– Chemieindustrie -0,7 %
Gegenüber dem Höchststand im Jahr 2018 sank die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe bis 2024 um 3,0 %. Zum Jahresende 2024 waren in Deutschland rund 5,5 Millionen Personen in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes ab 50 Beschäftigten tätig. Die Zahl der Beschäftigten sank von Ende 2023 bis Ende 2024 um 68.000 Personen. Was man aus den heutigen Zahlen der Statistiker sieht: Es ist kein punktueller vereinzelter Stellenabbau, sondern Deindustrialisierung! Ein Stellenabbau auf breiter Front. Und viel von dem, was man an Fabrikschließungen und kaltem Stellenabbau (Stellenstreichungen ohne Entlassungen) die letzten Monate durch Nachrichtenmeldungen sah, wird man wohl erst so richtig in der Statistik in zwölf Monaten, sehen, wenn Daten für 2025 gemeldet werden: Eine weitaus geringere Zahl der Beschäftigten in der Industrie in 2025 als in 2024. Der prozentuale Rückgang aus 2024 um 1,2 % dürfte wohl weitaus stärker ausfallen.
Der Trost, dass viele neue Stellen beim Staat und im Gesundheitswesen geschaffen werden, ist nur eine oberflächliche Erleichterung. Zuletzt konnten diese neuen Jobs den Abbau in der Industrie auch nicht mehr ausgleichen. Zwar verdient man dort auch Geld, aber nun mal wesentlich weniger als in gut bezahlten Industriejobs. Und große Volkswirtschaften wie Deutschland verarmen langfristig, wenn die Industrie abgebaut wird. Denn die Dienstleistungsbranchen hängen letztlich von der Industrie ab, direkt oder indirekt. Und Staatsjobs können nur bezahlt werden, wenn in der Privatwirtschaft genug Steueraufkommen entsteht. Also führt der Abbau der Industrie und die Hinwendung zu immer mehr Staats- und Dienstleistungsjobs langfristig in die Verarmung einer Volkswirtschaft. Das kann man mit Programmen wie einem „Sondervermögen“ nur kurzzeitig kaschieren.
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