Seit Anfang 2024 liegt der Arbeitsplatz von Tim Wever (seit Januar) und Henning Krüger (seit März) mitten im Wald – oder im Waldpädagogischen Zentrum (WPZ) Burgholz in Cronenberg. Die beiden sind Wuppertals Ranger und bekleiden auf ihrem Posten ein Pilotprojekt, das zunächst auf fünf Jahre angesetzt ist. Ihre Stellen sind eine Kooperation der Stadt und des Regionalforstamts Bergisches Land.

Die Aufgaben der beiden sind abwechslungsreich: Von Forstaufsicht und Schutzgebietsbetreuung hin zu Aufklärungsarbeit, Führungen und Umweltbildung bis zur sogenannten „Erholungslenkung“ und einfachen Waldpflege- und Instandsetzungsarbeiten reicht ihr Spektrum.

„Wir sind für alle Naturschutzgebiete und Waldgebiete in Wuppertal zuständig“, erklärt Henning Krüger. Dabei sei es unmöglich, überall auf dieser großen Fläche aufzutauchen – schon gar nicht zu zweit. „Wir setzen auch nicht darauf, möglichst jedes einzelne Vergehen zu erwischen“, sagt Tim Wever. Überwiegend gehe es darum, Präsenz zu zeigen und Schwerpunkte zu setzen.

Seit Amtsantritt seien die beiden Ranger in der Bevölkerung positiv angenommen worden, auch der Bericht, der jüngst im Umweltausschuss vorgelegt wurde, lobt die Arbeit der beiden. „Viele Menschen, denen wir im Wald begegnen, freuen sich, dass es direkte Ansprechpartner gibt, die noch dazu Zeit haben, Fragen ausführlich zu beantworten und richtig darauf einzugehen“, meint Krüger. Dabei bemühen sie sich, den Menschen alles an die Hand zu geben, damit sie sich im Naturschutzgebiet zurechtfinden. „Wir leisten also auch Aufklärung in der Fläche.“

Dabei gehe es auch um die Regeln, die in solchen Schutzgebieten gelten: Hunde müssen angeleint werden, es darf kein Feuer gemacht werden, die Menschen dürfen sich nicht außerhalb der Wege bewegen und Müll darf natürlich auch nicht abgeladen werden.

Pädagogische Aufgaben
erfordern viel Fingerspitzengefühl

„Das sind auch Dinge, die wir zum Beispiel Schulklassen beibringen“, so Tim Wever. In aller Regel kommen die Schülerinnen und Schüler zu ihnen zum WPZ. „Im hier angrenzenden Arboretum im Burgholz können wir dann ganz anschaulich alles zeigen und erklären.“ Die Inhalte sind mit den Lehrkräften abgestimmt, häufig geht es um Naturzusammenhänge, richtiges Verhalten in der Natur, vieles ist auf Wald und Holz spezialisiert. „Fast alles hängt ja eng miteinander zusammen, da kommt man auch schnell vom Kleinen ins Große. Die Müllproblematik ist oft auch ein Thema, denn wir leben in einem riesigen Ökosystem. Da macht es wenig Sinn, alles immer nur in so einem kleinen, isolierten Ökotop zu betrachten. Man muss zwischendurch auch über den Tellerrand blicken“, erklärt Wever.

Solche pädagogischen Aufgaben – egal ob mit Kindern oder Erwachsenen – erfordere immer auch viel Fingerspitzengefühl. „Wir können nicht stumpf sagen ‚Das sind die Regeln im Naturschutzgebiet und daran habt ihr euch zu halten‘. Vielmehr versuchen wir, ein allgemeines, ein universelles Interesse für Naturthemen zu wecken“, fährt Wever fort.

Speziell für Erwachsene sind in nächster Zeit und im kommenden Jahr einige Führungen geplant, dazu solle es zeitnah einen Flyer vom WPZ geben. Dabei gebe es auch Kooperationen, und es können auch Führungen von Gruppen oder Firmen gebucht werden. Dann sei es auch möglich verschiedene Themenschwerpunkte besonders zu behandeln.

Außerdem geplant: Aufräumaktionen, sogenannte Clean-Ups. „Wir haben festgestellt, dass verschiedene Bereich in Wuppertal wirklich stark vermüllt sind. Da sind wir auf die Hilfe von der Bevölkerung und vielleicht auch Firmen, die einen Aktionstag machen wollen, angewiesen“, meint Henning Krüger.

Überhaupt seien sie häufig dort unterwegs, wo es Beschwerden gibt. Dazu zählen Müllablagerungen, Radfahren abseits der Wege, Hunde, die ohne Leine im Naturschutzgebiet laufen, Fahrzeuge, die im Wald abgestellt werden. „Wir haben ein robustes Mandat, können zum Beispiel auch Warngelder ausstellen und Personalien aufnehmen“, erklärt Wever. In vielen anderen Kommunen gebe es solche Stellen nicht. „Gerade einmal 16 urbane Ranger sind in ganz NRW im Einsatz – abgesehen von denen, die im Nationalpark oder an Premiumwanderwegen arbeiten“, stellt er fest. Mit diesen sei man im Austausch, unterstütze auch mal bei Bedarf. Teilweise gibt es stattdessen eine Naturwacht. Das seien aber Menschen, die einen Crashkurs erhalten haben und weniger Befugnisse haben.

Wever ist Baumschulgärtner, hat ein Lehramtsstudium im Bereich Sonderpädagogik abgeschlossen, sein Kollege ist gelernter Landschaftsgärtner und war in der kommunalen Baumpflege tätig. Ranger wurden beide mittels einer Fortbildung. Nach viereinhalb Jahren soll evaluiert werden, was das Pilotprojekt gebracht hat und inwiefern es weitergeführt werden kann.

Bis es aber so weit ist, werden die beiden Ranger weiterhin bei jedem Wind und Wetter durch die Wälder und Naturschutzgebiete Wuppertals ziehen und dort für Ordnung sorgen – mit Gesprächen, mit Aufklärung und mit viel Geduld.

Ein besonderes Herzensprojekt: Der Amphibienschutz im Gelpetal. „Da müssen die Menschen lernen, sensibel zu sein“, ist Henning Krüger überzeugt. Die meisten Naturschutzgebiete in Wuppertal beziehen sich auf die vielen Fließgewässer der Stadt. Die beiden Ranger weisen auf die Webseite www.app-in-die-natur.nrw.de hin, auf der alle Schutzgebiete hinterlegt sind.