Die französische Regierung bestätigt: In Frankreich wurden ukrainische Eier mit in der EU verbotenen Antibiotika verkauft. Paris fordert nun strengere Importkontrollen.
Wie das Nationale Komitee zur Förderung von Eiern (CNPO), das Landwirte, Verarbeiter und Händler vertritt, am Donnerstag mitteilte, haben die Handelsriesen Carrefour und Leclerc Hunderttausende dieser Eier verkauft.
Die Organisation warnte vor einem „erheblichen Gesundheitsrisiko für Verbraucher“ und erklärte, die Eier könnten „Stoffe enthalten, die in Europa verboten sind“, darunter Antibiotika-Rückstände. Man fordere die Behörden auf, „umgehend die Gesundheitskontrollen für diese Produkte zu verschärfen“.
Zudem kritisierte das CNPO unfaire Wettbewerbsbedingungen: Die ukrainischen Eier „entsprechen weder den in Frankreich geltenden Gesundheitsstandards“ noch den „Tierschutzpraktiken“.
Paris wendet sich an Brüssel
Agrarministerin Annie Genevard bestätigte die Berichte und erklärte am Freitag vor Journalisten: „Europäische Kontrollen haben in diesem Sommer das Vorhandensein von in Europa verbotenen Antibiotika in Eiern aus der Ukraine nachgewiesen.“
Zugleich kritisierte sie die Supermärkte, weil diese es versäumt hätten, „französische Produktion Vorrang vor Importen von Lebensmitteln einzuräumen, die unsere Standards nicht erfüllen“. Dies stelle für sie „ein ethisches Problem“ dar.
Genevard forderte die Schaffung einer „europäischen Kontrollbehörde“, um die Kontrollen zu verstärken, und verlangte, dass „für jede in Europa verbotene Praxis ein maximaler Rückstandswert von null für alle importierten Produkte festgelegt wird“.
Ein „Einzelfall“
Die Einzelhandelskette Leclerc räumte den Verstoß ein, betonte jedoch, es handle sich um einen Einzelfall.
„Ein Geschäft hat eine unglückliche Initiative ergriffen. Das ist ein isolierter Vorfall und spiegelt keinesfalls die Einkaufspolitik der Marke wider“, sagte ein Sprecher gegenüber Euractiv.
Man habe bereits Korrekturmaßnahmen ergriffen und bekräftige das Bekenntnis zur französischen Produktion. „Wir haben das Geschäft angewiesen, die betroffenen Chargen sofort aus dem Verkauf zu nehmen“ und „bleiben ein zentraler Akteur der französischen Eierbranche“, so der Sprecher weiter.
Andere Handelsketten distanzierten sich: Lidl erklärte, man beziehe Eier bei Engpässen zwar aus anderen EU-Ländern, „aber nicht aus der Ukraine“.
Der Skandal ereignet sich vor dem Hintergrund interner Spannungen im CNPO, nachdem große Handelsketten Anfang Juli wegen Führungsstreitigkeiten aus der Organisation ausgetreten waren.
(adm, de, jl)