In weniger als einem Monat findet bereits die nächste Sanctuary statt – die sexpositive Motto-Partyreihe aus Stuttgart, die schon Anfang des Jahres für lange Schlangen vor dem Proton Club gesorgt hat. Und auch ein paar unzufriedene Gäste zurückgelassen hat, wie aus den Kommentaren und auch persönlichem Feedback an die Veranstalter herauszulesen war. Und die haben gemacht, was man als guter Veranstalter macht: nachjustiert. Die kommende Sanctuary-Party am 25. Oktober wird einige Verbesserungen in der Organisation ausweisen, lautet das Versprechen. Wir wollen wissen, welche.
Das Luxusproblem: „Es waren zu viele Leute da“
„Das letzte Event im Januar war ein fast zu großer Erfolg“, sagt Veranstalter Elmar Jäger, „es waren zu viele Leute da.“ Das Personal war überfordert, die Schlangen vor und im Club lang. Dass das heutzutage, während die meisten Clubs ums Überleben kämpfen, eine Art Luxusproblem ist, sieht Jäger ein, und möchte zur nächsten Ausgabe der sexpositiven Motto-Partyreihe daher von vorneherein Dinge besser machen, statt sich zu beschweren. „Wir werden knapp 200 Leute weniger reinlassen“, stellt der Stuttgarter die Learnings vom letzten Event vor, „sodass sich die Performances und Walking Acts frei entfalten können und sich auch die Gäste nicht einschränken müssen.“ Bei der Sanctuary-Party geht‘s nämlich in erster Linie um Immersion – und dazu gehören aufwendige Verkleidungen der Gäste, des Personals und vor allem der verschiedenen Künstler, die auftreten oder sich als Darsteller unters Publikum mischen.
Walking Acts und Performances spielen eine große Rolle bei der Sanctuary-Party. „Immersion ist das Gegenteil von Frontaltheater“, sagt Elmar Jäger und möchte genau das erreichen. Foto: Fotonoid/MARKUS KARL(FOTONOID)
Das fiktive Setting in dem die Motto- beziehungsweise „Konzept-Partyreihe“, als was Jäger selbst sie bezeichnet, stattfindet, ist eine postapokalyptische, postnormative Welt in der Zukunft, in welcher der Club als eine Art „Sanctuary“ (englisch für Zufluchtsort/Unterschlupf) fungiert. Nach Grundprinzip des postapokalyptischen Hedonismus kann man sich in dieser Welt frei austoben, auch sexuell. Letzteres steht aber nicht im Vordergrund, was die Sanctuary-Party von anderen sexpositiven Partys unterscheidet – und bei der letzten Sanctuary im Januar unter den Gästen teils für Verwirrung gesorgt hat.
Denn die Erwartungshaltung an eine bloße Kinky-Party ist natürlich eine andere, als an eine sexpositive Party, auf der das Verkleiden und in eine andere Rolle schlüpfen Priorität haben. Das Ergebnis: Vor dem verhältnismäßig kleinen Play Room im oberen Teil des Clubs bildeten sich im Januar lange Warteschlangen. Und: Viele Gäste hatten sich mit ihrer Verkleidung nicht die Mühe gemacht, wie man es auf einer Motto-Party erwarten würde.
Immersion statt Kinky-Party: Das Missverständnis mit dem Begriff „sexpositiv“
Diesen Problemen möchten Elmar Jäger und sein Team diesmal unter anderem mit einer klaren Kommunikation vorauseilen. „Die Sanctuary ist ein Angebot aus vielen Szenen: Fetisch-Party, LARP (Live Action Role Playing), Cosplay und Kinky-Szene“, sagt Jäger. „Sex ist ein Aspekt, aber kein Schwerpunkt. Es gibt keine BDSM-Sex-Area und es ist auch keine Swinger-Party.“ Der Begriff sexpositiv werde in letzter Zeit in Zusammenhang mit Partys oft missverstanden, ergänzt er. „Sexpositiv heißt nicht „Es gibt Sex“ – es heißt, es ist ein Ort, an dem alle Sexualitäten willkommen sind, sich zu zeigen“, betont der Stuttgarter.
„Kreativität ist sexy“: Das Outfit als Eintrittskarte
In Sachen Outfits möchten Jäger und sein Team den Anspruch außerdem diesmal bewusst hoch legen und diesen konsequent durchziehen. Heißt: Wer sich nur ein Netzhemd überzieht, kommt nicht rein. Die Verkleidung soll dem fiktiven Setting angepasst sein. Man soll sich als Gast überlegen, welchen Charakter in einer solchen postapokalyptischen Welt man darstellen möchte und das auch entsprechend umsetzen.
Nicht nur die Acts, auch das Publikum soll sich bei der Sanctuary Mühe bei der Verkleidung geben. Foto: Fotonoid/MARKUS KARL(FOTONOID)
„Kreativität ist sexy!“, lautet der Tipp des Stuttgarter Veranstalters. Wer sich unsicher ist, ob sein Outfit passt, kann vorab ein Foto an das Veranstalter-Team schicken: Ein sogenannter Door Check via WhatsApp ist einer der neuen Services, die gewährleisten sollen, dass zum einen die Gäste mit dem Motto entsprechenden Outfits erscheinen, zum anderen nicht erst an der Tür vor Ort enttäuscht sind, wenn es doch nicht passt. Wer beim Outfit-Check – vorab via WhatsApp oder auch live vor Ort – durchfällt und nicht nachbessern möchte, kann sein oder ihr Ticket selbstverständlich zurückgeben. „Es gibt Menschen, die hassen es, sich zu verkleiden“, sagt Elmar Jäger, „das ist auch völlig in Ordnung – aber dann ist das nicht die richtige Party für sie.“
Neue Services für weniger Chaos und mehr Sicherheit
Des Weiteren werde mehr Barpersonal eingesetzt werden als beim letzten Mal, das Awareness-Team werde besser nach außen erkennbar sein (im Januar waren sie als Warhammer-Charaktere verkleidet, etwas im Publikum untergegangen) und man hat für die diesjährige Ausgabe einen abgeschirmten Outdoor-Bereich organisiert. „Damit von Außenstehenden nicht auf die draußen stehenden Gäste gegafft werden kann.“
Um den Einlass zu entzerren, werden die Tickets außerdem auf zwei Einlass-Slots verteilt, von denen man sich einen beim Kauf aussuchen kann: die eine Hälfte kommt um 22, die andere um 23 Uhr. „Wir schauen auch, dass es ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bei der Party gibt: Wenn’s zu viele Männer werden, behalten wir uns vor, nur noch Frauen- oder Paar-Tickets zu verkaufen“, sagt Elmar Jäger. Ein gängiges Prozedere bei sexpositiven Partys.
250 Tickets bereits weg: Eine zweite Chance für enttäuschte Gäste?
Mit all diesen Verbesserungen erwarten Jäger und sein Sanctuary-Team nun, dass die Party am 25. Oktober ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten wird. „Ich hoffe, dass die meisten von der vergangenen Party mitgenommen haben, dass es eine coole Veranstaltung ist“, sagt er und wünscht sich, dass auch damals enttäuschte Gäste der neuen, verbesserten Ausgabe nochmal eine Chance geben. Seine Hoffnungen scheinen dabei auf fruchtbaren Boden zu fallen: 250 Tickets für die nächste Sanctuary sind bereits verkauft, knapp 600 sind noch übrig.
Wer noch offene Fragen zu den Regeln und zum Einlass hat, dem wird im FAQ online geholfen.
Sanctuary Party, Proton Club, Königstr. 49, Stuttgart-Mitte, 25.10. ab 22 Uhr >>>