Es ist eines der markantesten Gebäude der Stadt: Die Zentrale der Deutschen Bundesbank steht auf einer Anhöhe nördlich der Innenstadt und ist deshalb schon von Weitem zu sehen. Der frühere Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, dessen Namensschild sich immer noch an seinem früheren Büro in der zwölften Etage befindet, bezeichnete die 1972 fertiggestellte Hochhausscheibe einst als „Sinnbild für die Stabilitätskultur der Bundesrepublik“. Das 54 Meter hohe Haus mit 13 Stockwerken selbst wird wohl noch für einige Jahrzehnte stabil bleiben, es wird gerade aufwendig saniert. Fraglich ist aber, ob es weiterhin von der Bundesbank genutzt wird.

Es wird bereits darüber spekuliert, ob auf dem mehr als zehn Hektar großen Gelände an der Wilhelm-Epstein-Straße ein Wohngebiet entstehen könnte. „Ich kann mir das sehr gut vorstellen“, sagt Albrecht Kochsiek, planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtparlament. Auch Makler sprechen von einer hervorragenden Wohnlage.

Noch vor wenigen Jahren plante die Bundesbank dort große Neubauten, wollte auf ihrem Campus rund 5000 Arbeitsplätze zusammenziehen. Doch vor zwei Jahren wurde das „Projekt Campus“ rigoros verkleinert. Um 40 Prozent wurde der Flächenbedarf reduziert – offiziell wegen einer hohen Homeoffice-Quote. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Bundesrechnungshof das Projekt auch wegen sehr großzügig bemessener Büroräume kritisch bewertet hat. Bis zu 4,6 Milliarden Euro hätten die ursprünglichen Baupläne laut den Hochrechnungen gekostet – eine Summe, die kaum zu vermitteln gewesen wäre.

Wirtschaftlichkeit wird neu geprüft

Zum aktuellen Planungsstand laufe nun eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, teilte die Bundesbank vor wenigen Tagen mit. Wie diese ausgeht, ist offen. Klar ist aber, dass die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes sehr aufwendig ist. Gleichzeitig lassen sich grundlegende Nachteile wie die exponierte Orientierung nach Süden mit entsprechender Sonneneinstrahlung oder die wenig zentrale Lage nicht beseitigen.

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Genährt werden die Spekulationen über eine Aufgabe des traditionellen Standorts am nördlichen Rand des Stadtteils Bockenheim durch Nachrichten aus der Immobilienbranche. Die Bundesbank könne ins Trianon-Hochhaus an der Mainzer Landstraße im Bankenviertel ziehen, heißt es. Dieser Umzug spräche zunächst einmal nicht gegen eine Beibehaltung des Traditionsstandorts. Denn die Bundesbank braucht noch für viele Jahre ein Übergangsquartier, da sich die Sanierung des Campus wohl bis in die Dreißigerjahre ziehen wird. Derzeit sind die meisten Mitarbeiter im Frankfurter Büro Center (FBC) untergebracht, nur wenige Meter vom Trianon entfernt. Daneben gibt es Arbeitsplätze in der wenig entfernten Hauptverwaltung, der ehemaligen Landeszentralbank, und in Niederrad. Gemietete Flächen im Hochhaus Skyper werden gerade aufgegeben.

Im FBC läuft der Mietvertrag Ende 2028 aus, er könnte aber verlängert werden. Mit dem 40 Stockwerke zählenden Hochhaus ist die Bundesbank dem Vernehmen nach allerdings nicht zufrieden – obwohl unter anderem die Gebäudetechnik in den vergangenen Jahren umfassend erneuert wurde. Kürzlich hat das 1981 fertiggestellte FBC im Zertifizierungssystem BREEAM, mit dem Gebäude unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bewertet werden, die Kategorie „sehr gut“ erreicht.

Hochhaus als Alternative

Das Trianon, in dem die Bundesbank schon einige Etagen gemietet hat, ist zwölf Jahre jünger, müsste aber saniert werden. Derzeit steht das Hochhaus mit 45 Etagen zum Verkauf, nachdem die koreanische Eigentümergesellschaft in die Insolvenz geraten ist. Auch die Bundesbank ist als Käuferin im Gespräch – was Spekulationen nährt, dass sich die Notenbank auf Dauer von ihrem Campus verabschieden könnte. In diesem Fall würde die Hochhausscheibe nach Abschluss der laufenden Schadstoffsanierung mit dem umliegenden Areal wohl verkauft.

Ob es dazu kommt, ist derzeit noch nicht absehbar. Ein Aspekt spricht dagegen: Auf dem Gelände lagern – auch während der laufenden Sanierung – 1710 Tonnen Gold im Wert von derzeit mehr als 160 Milliarden Euro. Diese Reserve an einer anderen Stelle zu lagern, dürfte schwierig und teuer sein. In der Frankfurter Innenstadt scheint es völlig ausgeschlossen, einen neuen Tresor in dieser Größe zu bauen. Allerdings muss die Goldreserve nicht unbedingt in Frankfurt liegen. Erhebliche Bestände lagern auch in New York und London.

Ein Sprecher von Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) hob hervor, dass der Stadt „an einer denkmalgerechten Sanierung und Nutzung des markanten Hochhauses der Deutschen Bundesbank und damit an seinem langfristigen Erhalt gelegen ist“. Man stehe hierzu in engem Austausch mit der Bundesbank und unterstütze die weiteren planerischen und baulichen Entwicklungen. Eine Nutzungsänderung wäre ohne das Einvernehmen der Stadt nicht möglich. Der gültige Bebauungsplan weist das Areal als Fläche für den Gemeinbedarf aus.

„Das Bundesbank-Gebäude wäre für eine andere Behörde geeignet“, meint Daniel Milkus, Leiter der Frankfurter Niederlassung des Maklerunternehmens Aengevelt. Doch momentan ist keine Institution erkennbar, die einen Flächenbedarf für mehr als 2000 Arbeitsplätze hat. Ob eine Umwandlung des Hochhauses in Wohnungen möglich ist, müsste geprüft werden.