Cap Brun – Ein Schulterschluss in schwierigen Zeiten: Beim Treffen des deutsch-französischen Ministerrats in Südfrankreich beschworen Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ihre enge Verbundenheit. Beide hoben die Freundschaft der Nachbarländer hervor und zeigten sich gelöst.

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Doch hinter der Fassade guter Laune steht Macron innenpolitisch massiv unter Druck: Die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas ringt mit Rekordschulden.

Mit 114 Prozent ist die französische Staatsverschuldung im Vergleich zur Wirtschaftsleistung des Landes (BIP) gewaltig – in absoluten Zahlen hat Frankreich die höchste Schuldenlast in der EU! Ökonom Daniel Stelter (61) warnt: „Die Frankreich-Schuldenkrise ist ernst und hat das Potenzial, die nächste Euro-Krise auszulösen“ – mit fatalen Folgen auch für Deutschland.

Denn: Über Jahre haben Frankreichs Regierungen immer neue Schulden angehäuft. Heute beläuft sich die Schuldenlast auf rund 3,3 Billionen Euro – das Land versinkt in Schulden. Folge: Frankreich muss sich bemühen, die Riesen-Schuldenlast zu finanzieren.

Sinkt das Vertrauen der Investoren, dass Frankreich die Schulden bedienen kann, wächst das Misstrauen in den Euro insgesamt. Und könnte dann zum Problem für die ganze Euro-Zone werden.

In Frankreich hat man das Problem erkannt. Premierminister François Bayrou (74) hat einen drastischen Sparplan vorgelegt, um die Staatsverschuldung zu senken: Im Haushalt soll um 44 Milliarden Euro gekürzt, die Steuern erhöht werden. Prompt kündigten die Gewerkschaften einen Generalstreik an.

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Stelter warnt: „Die französischen Staatsschulden sind außer Kontrolle. Das ist ein massives Problem.“ Doch: „Die EU und der Euro-Raum werden alles tun, um die Krise unter Kontrolle zu bekommen“, ist sich Stelter sicher.

Denkbar seien Eingriffe der Europäischen Zentralbank oder die Entscheidung, auf europäischer Ebene gemeinsam Schulden zu machen. Das eigentliche Problem sei damit aber nicht gelöst: „Das kauft nur Zeit“, so der Experte.

Stelter blickt dabei auch nach Deutschland: „Frankreich sollte für uns ein Warnsignal sein.“ Die Politik sei in Frankreich so polarisiert, dass man sich nicht auf eine Sanierung des Haushaltes einigen könne. Auch in Deutschland mache man „in großen Schritten neue Schulden ohne richtige Reformen“.

Stelter warnt: „In ungefähr fünf bis zehn Jahren könnte Deutschland in derselben Situation sein wie heute Frankreich.“

Zur Person

Daniel Stelter ist ein deutscher Ökonom und Autor. Er ist als Kolumnist und Kommentator wirtschaftspolitischer Entwicklungen tätig.