Eigentlich kann nichts schiefgehen: Die Einschränkungen für den Autoverkehr und die städtischen Buslinien auf der Bockenheimer Landstraße sollen in der Bauzeit „so gering wie möglich sein“, haben die Frankfurter Stadtverordneten beschlossen. Die Probe aufs Exempel folgt am Montag, wenn die Bockenheimer Landstraße wegen Leitungsbauarbeiten zur Einbahnstraße wird. Dann kann sie nur noch von der Zeppelinallee und der Senckenberganlage in Richtung Alte Oper befahren werden. Genau genommen gilt die Einbahnregelung zunächst 650 Meter weit bis zur Freiherr-vom-Stein-Straße, damit Anlieger noch zu ihren Häusern gelangen können – wobei die Myliusstraße als Sackgasse an der Bockenheimer Landstraße endet.

Für den übrigen Verkehr schlägt das Straßenverkehrsamt zwei Umleitungen vor. Die nördliche führt über den Reuterweg zur Miquelallee, die südliche über die Mainzer Landstraße und die Friedrich-Ebert-Anlage. Auch die Buslinien 50, M36, 75 und N7 nehmen andere Routen. Den genauen Verlauf findet man auf der Internetseite www.rmv-frankfurt.de, außerdem ist ein Servicetelefon mit der Nummer 0 69/24 24 80 24 geschaltet.

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Kurz vor Beginn der Arbeiten sind die Anlieger noch gelassen. Das Restaurant „Oceans“ von Sedat Durmaz liegt an dem Abschnitt, für den die Einbahnregelung gilt. Viel tun könne er nicht, sagt der Gastronom. „Wie soll ich mich darauf einstellen?“ Er glaubt aber auch, dass die Bauarbeiten keine großen Auswirkungen auf sein Geschäft haben werden. Tagsüber habe man nicht geöffnet, und abends seien die lauten Arbeiten vorbei. Da es kaum Parkplätze gebe, kämen viele Gäste schon jetzt mit dem Nahverkehr. „Außerdem habe ich gerade andere Sorgen“, sagt Durmaz. Auch er hat Post mit der kurzfristigen Rückforderung von Corona-Hilfen bekommen. Im Hotel Palmenhof nebenan weist man darauf hin, dass die eigenen Parkplätze nach wie vor zur Verfügung stünden und man weiterhin zu erreichen sei, wenn auch nur aus einer Richtung. An der Baustelle ändern könne man ohnehin nichts.

Die Kommunalpolitiker hingegen wollten es Anfang des Jahres nicht bei der Hoffnung belassen, die jahrelangen Bauarbeiten würden vielleicht nicht so gravierende Auswirkungen auf den Verkehr haben wie befürchtet. Dass sie dies in einem Antrag festgehalten haben, hat mit dem umstrittenen fahrradfreundlichen Umbau der Bockenheimer Landstraße zu tun, der im Grundsatz schon 2020 beschlossen worden ist. Wenn erst einmal alle Leitungen verlegt sind und die Straße grunderneuert ist, sollen die Radfahrer deutlich mehr Platz haben als bisher. Für den motorisierten Verkehr bleibt dann nur noch eine Fahrspur in jeder Richtung, außerdem fallen die meisten Linksabbiegerspuren weg.

Breitere Radwege im Jahr 2929

Als im Januar die Detailplanung und die Kosten auf der Tagesordnung standen, sträubte sich deswegen die FDP. Ein Zusatzantrag sollte die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt retten. In diesem ist auch festgehalten, dass die Bockenheimer Landstraße nach der Grunderneuerung als „wichtige Achse für den motorisierten Individualverkehr und als wichtige Pendlerachse erhalten“ bleibt. Genau diese Funktion ist in den nächsten fast vier Jahren deutlich beeinträchtigt. Denn so lange wird gebaut, und die neuen Radwege haben daran den geringsten Anteil. Zunächst einmal verlegen der Energieversorger Mainova und die Netzdienste Rhein-Main Strom- und Fernwärmeleitungen, wofür die Straße 2,50 Meter tief aufgegraben werden muss. Die Arbeiten erstrecken sich nach und nach auf die ganze Länge der Bockenheimer Landstraße von 1,3 Kilometern.

Bis Juli 2026 dauern die Arbeiten auf dem ersten Abschnitt. Mit dem Fernwärmeausbau beginnt die Mainova im Januar an der Liebigstraße und arbeitet sich dann zur Palmengartenstraße vor. Insgesamt sind drei Jahre bis Mitte 2028 veranschlagt, so lange wird die Bockenheimer Landstraße voraussichtlich nur Richtung Innenstadt befahrbar sein. Dann beginnt das Amt für Straßenbau und Erschließung mit der Grunderneuerung und Wiederherstellung der Straße. Das soll bis Ende 2029 geschafft sein. Dabei werden auch die neuen Radwege angelegt.

Doch nicht nur im Westend wird von Montag an stauträchtig gebaut. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) erneuert bis 19. Oktober die Straßenbahngleise auf der Friedensbrücke. Fahrgäste der Straßenbahnlinien 12, 15, 16, 17, 20 und 21 müssen sich auf geänderte Linienführungen einstellen und teils auf Busse umsteigen. Inzwischen steht fest, dass entgegen der ersten Auskunft der VGF auch der Autoverkehr auf der Friedensbrücke beeinträchtigt ist. In den sieben Wochen steht in jede Richtung nur eine Fahrspur zur Verfügung.