Am Donnerstagabend löste die Berliner Polizei eine nicht angemeldete Kundgebung mit rund 100 Personen in der Rosenthaler Straße in Mitte auf. Verschiedene pro-palästinensische Gruppen hatten zuvor dazu aufgerufen, dort gegen Israel, die Ermordung palästinensischer Journalisten und für Palästina zu demonstrieren.

Im Verlauf der Demo sollen ein oder mehrere Polizisten einer Teilnehmerin mehrfach ins Gesicht geboxt und ihr auch den Arm gebrochen haben. Die Szene ist auf mehreren Videos dokumentiert, die in den sozialen Medien kursieren.

Aus verschiedenen Perspektiven ist auf den Aufnahmen zu sehen, wie die Frau mit dunkelroter Kurzhaarfrisur die Polizeibeamten immer wieder verbal attackiert und unter anderem als „Fucking genocide supporter“ beleidigt. Die nicht-behelmten Polizisten schieben die Teilnehmenden von der Straße und versuchen offenkundig, die Versammlung auf dem Bürgersteig aufzulösen.

Gezielter Faustschlag ins Gesicht?

Plötzlich haut ein Polizist der Frau ins Gesicht, Blut läuft aus ihrer Nase. Auf späteren, viel geteilten Aufnahmen ruft sie auf Englisch, dass die Polizisten sie dreimal ins Gesicht geschlagen und ihr auch den Arm gebrochen hätten. Ob der Polizist wirklich direkt in ihr Gesicht gezielt hat, lässt sich aus den vorliegenden Videos nicht sicher erkennen. Wohl aber, dass zumindest der erste Schlag unvermittelt genau ihre Nase trifft.

Die Polizei gibt an, dass sich bei der unerlaubten Versammlung einzelne Personen verbal aggressiv gegen die Beamten geäußert hätten. Die Polizei habe ausgesprochene Platzverweise „teils mit Zwang durchsetzen“ müssen. Angesprochen auf die Videos sagt ein Sprecher der Polizei auf Nachfrage, dass die Polizei von sich aus prüfe, ob die Maßnahmen des Polizisten „die Verhältnismäßigkeit gewahrt“ hätten.

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Ob die Frau Anzeige gegen den oder mehrere Polizisten erstattet hat, konnte der Sprecher nicht sagen. Allerdings habe die Polizei Rettungskräfte alarmiert, die die Frau vor Ort versorgt hätten. Ob sie auch in ein Krankenhaus gebracht worden sei, sei nicht bekannt.

Aus der Menge heraus seien zudem strafbare, verbotene Parolen skandiert worden. Welche genau dies waren, gibt die Polizei nicht an. In den Videos sind Sprüche wie „Yallah, Yallah Intifada“ und „From the river to the sea“ zu hören, und auch viele arabischsprachige Parolen.

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Laut Polizei seien 94 Personen festgehalten und überprüft worden. Auch dabei seien Einsatzkräfte, teils körperlich, attackiert worden. Die Polizei habe insgesamt 96 Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen terroristischer Organisationen, Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung.

Im Rahmen von pro-palästinensischen und israelfeindlichen Kundgebungen kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Ausschreitungen. Allerdings beklagen Teilnehmende und Beobachter:innen auch immer wieder, dass die Polizei äußerst gewaltvoll und teils grundlos gegen Teilnehmende vorgehe.