Alte Mossad-Agenten beauftragt?
Block-Kindesentführer berichtet von minutiös geplanter Tat

29.08.2025, 21:20 Uhr

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Im Prozess gegen Christina Block schildert ein Mitangeklagter eine minutiös geplante Tat durch eine beauftragte israelische Sicherheitsfirma. Sowohl deren Chef als auch er sollen für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet haben.

Im Prozess um die gewaltsame Entführung von zwei Kindern der Steakhaus-Ketten-Erbin Christina Block hat sich der geständige Mitangeklagte erneut zu seiner Rolle und den Tatabläufen geäußert. Demnach war es eine minutiös geplante Aktion. Er habe nicht darüber nachgedacht, ob er sich strafbar machen könnte, sagte der 36-jährige Israeli Tal S.

Er habe auch erst nach seiner Festnahme im Urlaub auf Zypern im vergangenen Jahr erfahren, dass die deutschen Behörden deshalb überhaupt gegen ihn ermittelten. Der Beschuldigte hatte bereits an den vorigen Prozesstagen ausführlich ausgesagt und seine Beteiligung an der Entführungsaktion in der Silvesternacht 2023/24 gestanden. Erneut stellte er sich detaillierten Nachfragen von Gericht und weiteren Verfahrensbeteiligten.

Im Prozess geht es um die Verschleppung von zwei der vier gemeinsamen Kinder von Block und ihrem früheren Ehemann. Mehrere maskierte Männer sollen den Vater in Dänemark in der Silvesternacht überwältigt und die bei ihm lebenden Kinder in Autos zur Mutter nach Deutschland gebracht haben. Später wurden sie der Polizei übergeben. Hintergrund ist ein erbitterter Sorgerechtsstreit.

Anwalt: Block wusste nichts von der Tat

Block soll die Entführung laut Anklage mit einer israelischen Sicherheitsfirma und einem Anwalt organisiert haben. Neben ihr sind noch mehrere mutmaßliche Mittäter angeklagt – darunter der nach eigener Aussage an der Entführungsaktion beteiligte S.. Wegen des Vorwurfs der Beihilfe steht auch Blocks neuer Lebensgefährte, der frühere ARD-Sportkommentator Gerhard Delling, vor Gericht. Block bestreitet, die Entführung in Auftrag gegeben und vorab davon gewusst zu haben.

Blocks Verteidiger wertete das Aussagen von S. als Beleg für deren Unschuld. Die Ausführungen unterstrichen, dass die Mutter in die Planung der Entführung „in keiner Form und zu keinem Zeitpunkt eingebunden“ gewesen sei, sagte er.

Organisiert wurde die Entführung laut S. vom Chef einer mit der Unternehmerfamilie Block in Kontakt stehenden israelischen Sicherheitsfirma, mit dem er über einen Freund in Kontakt gekommen war. Dieser habe ein Team aus Israelis zusammengestellt, welches die Kinder in einer minutiös geplanten quasi-militärischen Aktion in ihre Gewalt brachten, als sie mit ihrem Vater im Freien das Silvesterfeuerwerk anschauten.

Angeklagter soll für Mossad gearbeitet haben

In der Planungsphase sei unter anderem die Idee diskutiert worden, den Vater zu betäuben – was aber wegen des medizinischen Risikos verworfen worden sei. Informationen zu den Auftraggebern der Aktion oder der etwaigen Rolle der Familie Block liegen S. nach eigener Aussage nicht vor.

Ihm sei lediglich berichtet worden, die Familie wünsche eine Rückholung der beiden Kinder, weil der Vater für diese eine Gefahr darstelle und Behördenentscheidungen ignoriere. Er habe das damals nicht weiter hinterfragt, sagte er aus.

In dem Fall spielen mögliche Verbindungen zur Geheimdienstszene eine Rolle. Der Chef der von Block beauftragten Sicherheitsfirma arbeitete nach der Aussage des Mitangeklagten S. nach eigenen Angaben früher beim israelischen Geheimdienst Mossad. S. selbst soll Berichten zufolge früher ebenfalls für den Mossad tätig gewesen sein. Nach eigenen Angaben war er Polizist und arbeitete bei einem israelischen Energieunternehmen in der Sicherheitsabteilung.