Allerdings: Die Klimaerwärmung bringt auch Schwierigkeiten mit sich, auf die die beiden Gärtner noch keine Antwort gefunden haben. Die Kirschessigfliege etwa ist ein aus Asien eingewanderter Schädling, der in Leipzig bislang keine Fressfeinde hat. An Obst wie Himbeeren oder Brombeeren richtet das Insekt mitunter große Schäden an.
Trockenheit: Wird das Wasser für die Gärten knapp?
Eine andere große Frage betrifft die Wasserversorgung. In vielen Gegenden Deutschlands hat es in diesem Jahr zwischen Februar und Juni so wenig geregnet, dass unter anderem Landkreise in Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen die Entnahme von Wasser aus Teichen und Flüssen verboten haben. Einige davon verboten auch, private Gärten tagsüber mit Wasser aus dem eigenen Brunnen zu gießen. Wird das Wasser für das Gärtnern also irgendwann zu knapp und selbst für eine sparsame Tröpfchenbewässerung nicht ausreichen?
Beim sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) beobachtet Udo Mellentin, zuständiger Referent für Grundwasser, die Entwicklung mit Sorge. Zwar schwankt die Kurve im Verlauf eines Jahres, im Winter erholen sich die Reservoire in der Regel, während sie im Sommer kleiner werden. Doch insgesamt nimmt die Menge des Wassers im Boden tendenziell ab, seitdem die Grundwasserpegel nach dem Hochwasser im Jahr 2013 Spitzenwerte erreicht hatten. Das regenreiche Jahr 2024 hat zwar eine Normalisierung auf den Durchschnittswert gebracht. 2025 liegt aber erneut deutlich darunter.
Mellentin beobachtet, dass der Himmel selbst in regenreichen Phasen heute schneller aufklart als früher. Im Schnitt scheint die Sonne in Deutschland inzwischen pro Jahr etwa 1800 Stunden, also rund 300 Stunden mehr im Vergleich zu 1990. Im Sonnenschein trocknet Feuchtigkeit nach Regen viel schneller ab. Und Pflanzen, denen mehr Licht und auch mehr CO2 zur Verfügung steht, ziehen mehr Wasser aus dem Boden. Beides zusammen – weniger Regen und mehr Verdunstung – hat laut Mellentin dafür gesorgt, dass sich weniger neues Grundwasser bilden konnte: „Im Durchschnitt der vergangenen 11 Jahre waren das Größenordnungen von 25 bis 30 Prozent im Landesmittel von Sachsen.“
Grundwasserpegel: Es ist kompliziert
Dem Eindruck, dass die Situation immer schlimmer wird und Deutschland durch den Klimawandel praktisch austrocknen wird, widerspricht Andreas Marx allerdings entschieden. Marx ist Hydrologe, am UFZ für den berühmten Dürremonitor zuständig, auf dem Deutschland spätestens seit 2018 gebannt verfolgt, wie trocken die Böden gerade sind. Fragt man ihn nach Verdunstung und Grundwasser und nach den Sorgen von Gärtnern und Umweltämtern, dann holt er weit aus. Denn die Sache mit dem Grundwasser ist richtig kompliziert, je nach Region in Deutschland sehr unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig.
Nicht nur das Klima spielt eine Rolle, auch die Nutzung des Wassers durch Industrie und Landwirte. Außerdem nehmen die Pegel nicht gleichmäßig zu oder ab. Eher verhalten sich die Wasservorräte wie ein Schwamm: Sind die Reservoire voll, fließt das Wasser schnell ab. Sinken die Pegel unter bestimmte Marken, verlangsamt sich der Abfluss stark.
Dürre in Deutschland: Ausnahme oder neues Normal?
Marx kennt rund 100 verschiedene Modelle, die die Folgen des Klimawandels für Deutschland simulieren. Drei Viertel davon kämen zu dem Schluss, dass bis 2100 eher mehr als weniger Regen wahrscheinlich sei. Umgekehrt mache es für Behörden aber durchaus Sinn, auch die Modelle zu beachten, die von mehr Trockenheit ausgehen. Denn der Staat müsse die Gesellschaft auf Gefahren vorbereiten und dafür auch Worst-Case-Szenarien betrachten. Allerdings zeigten nur rund 10 Prozent der Simulationen eine Zunahme mehrjähriger Dürren vorher, wie sie Deutschland ab 2018 erlebt hat. „Aus wissenschaftlicher Sicht, mit Blick auf die vielen Studien, sagen wir vorsichtig: Das ist nicht der neue Normalzustand, sondern ein seltenes Extremereignis“, erklärt er.
Aber natürlich können auch kleinere Veränderungen je nach Region sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Während das regenreiche Alpenvorland mit trockeneren Bedingungen gut umgehen kann, sind die Folgen im schon heute regenarmen Brandenburg mit seinen sandigen Böden gravierender. Klar ist daher auch für Marx: „Ganz unabhängig davon, wie man die aktuelle Situation bewertet, brauchen wir ein Dürremanagement in den Kommunen und Landkreisen.“ Noch gebe es gar keine offizielle Definition von Dürrestufen, wie es etwa beim Hochwasser der Fall ist. Auch fehle vielfach detailliertes Wissen, wer eigentlich wie viel Grundwasser aus Brunnen fördere. Gärtner etwa müssen einen neuen Brunnen nur anzeigen. Welche Mengen gefördert werden, wird nicht gemessen. Und schließlich müssten schmerzhafte Diskussionen darüber geführt werden, wer im Fall einer schweren Dürre noch wie viel Wasser bekommt.