St. Paulis Spieler bejubeln einen Treffer

AUDIO: St. Pauli feiert Derbysieg beim HSV – die Audio-Highlights (5 Min)

Stand: 29.08.2025 23:46 Uhr

Der FC St. Pauli hat das erste Hamburger Bundesliga-Derby seit 2011 für sich entschieden. Die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin setzte sich am Freitagabend beim HSV insgesamt verdient mit 2:0 (1:0) durch.

von Florian Neuhauss

Ihren Sieg im 112. Stadtduell feierten die St. Paulianer am Ende ausgelassen mit ihren Fans in der Gästekurve des Volksparkstadions – samt Erinnerungsfotos und Gesängen „Die Nummer eins der Stadt sind wir“. Adam Dzwigala (19.) und Andreas Hountondji (60.) sorgten für den insgesamt verdienten Auswärtssieg. „Wir haben einen extrem guten Job gemacht“, freute sich St. Paulis Hauke Wahl und fügte nach seinem persönlich ersten Sieg gegen den HSV hinzu: „Es ist schon wichtig, den Stempel ‚Derbysieger‘ zu haben.“ Den HSV-Profis war die große Enttäuschung derweil ins Gesicht geschrieben.

St. Paulis Hauke Wahl (l.) jubelt

Der FC St. Pauli gewann die 112. Stadtmeisterschaft beim HSV mit 2:0. Verteidiger Hauke Wahl war dementsprechend sehr zufrieden.

Ransford-Yeboah Königsdörffer Duell mit Adam Dzwigala

Der Angreifer beklagte „drei Punkte, die am Ende fehlen“, sprach aber auch von einer guten Leistung seiner Mannschaft.

Zumindest kurz hatten auch sie gejubelt. Das vermeintliche 1:1 von Mittelstürmer Ransford-Yeboah Königsdörffer (48.) wurde aber nach Videobeweis wegen einer knappen Abseitsstellung zurückgenommen. „Es ist schade, dass wir verloren haben. Wir haben es nicht schlecht gemacht, vielleicht hat uns am Ende die Durchschlagskraft gefehlt“, fasste Königsdörffer zusammen. Bitter für die Gastgeber: In der 77. Minute sah Verteidiger Giorgi Gocholeishvili auch noch die Gelb-Rote Karte.

Während der HSV weiter auf das erste Bundesliga-Tor seit dem Aufstieg wartet, könnte die Stimmung bei den St. Paulianern kaum besser sein. Nach dem 3:3 zum Auftakt gegen Dortmund haben sie jetzt bereits vier Punkte verbucht.

Keine Ausschreitungen rund um das Spiel

Rund um das als „Hochrisikospiel“ eingestufte Duell blieb es ruhig. Nach dem Fanmarsch der HSV-Fans und dem Fahrrad- und Roller-Konvoi der Gäste teilte die Polizei mit: „Es gab keine Vorkommnisse bei den Märschen.“ Der Einsatz von Pyrotechnik während des Spiels im Stadion dürfte allerdings für beide Seiten noch ein Nachspiel haben.

Fanmarsch des HSV auf dem Weg zum Stadion.

Tausende Fans von HSV und FC St. Pauli sind auf verschiedenen Routen zum Volksparkstadion gelangt. Dabei blieb es laut Polizei friedlich.

Hitzige Anfangsphase – St. Pauli jubelt

Auf dem Platz war von Beginn an Feuer drin gewesen. Kaum einmal kam es zu richtigen Spielzügen, immer wieder war das Geschehen wegen eines Fouls unterbrochen. In der siebten Minute gab es für St. Paulis Dzwigala die erste Gelbe Karte der Partie, aber auch zuvor hatten sich schon einige Spieler für eine Verwarnung „beworben“.

Auch die erste richtige Chance verzeichneten die Gäste. Danel Sinani zog einen Freistoß von der Seite direkt aufs Tor. Aber HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes faustete den Ball aus der Gefahrenzone (7.). Polzin hatte zwar vor der Partie angekündigt, sein Team würde deutlich offensiver agieren als beim 0:0 in Gladbach in der Vorwoche. Nach einem beherzten Beginn kam aber nicht mehr viel von den Hausherren; und St. Paulis Nikola Vasilj hatte in den ersten 45 Minuten nichts zu tun.

Folgerichtig fiel das Tor auf der anderen Seite. Der HSV ließ sich von einer einstudierten kurzen Eckball-Variante der Kiezkicker überrumpeln. Dzwigala kam am Fünfer zum Abschluss. Heuer Fernandes war noch dran, konnte den wuchtigen Schuss aber nicht parieren. 1:0 für St. Pauli (19.). Und der HSV hatte großes Glück, dass es vor der Pause bei dem einen Treffer blieb.

HSV im Glück: Schiedsrichter-Fehlentscheidung und Fehlschuss

Schon sechs Minuten später verhinderte wahrscheinlich eine klare Fehlentscheidung von Christian Dingert das 0:2. Der Schiedsrichter pfiff einen Freistoß für die Hausherren, nachdem Jordan Torunarigha zu Boden gegangen war. Allerdings war der Verteidiger im Laufduell mit Hountondji nur deshalb gefallen, weil er seinen deutlich schnelleren Gegenspieler nicht bremsen konnte. Hountondji setzte sich fair durch, wäre durch gewesen und hätte vor dem Tor auch noch auf den freien Mathias Pereira Lage querlegen können. Bitter für die Gäste.

Hamburgs Jordan Torunarigha (r.) im Zweikampf mit St. Paulis Andreas Hountondji

HSV-Verteidiger Jordan Torunarigha (r.) hält St. Paulis Andreas Hountondji – und bekommt einen Freistoß.

St. Pauli ließ sich aber nicht aus der Bahn bringen, und Pereira Lage hatte in der 41. Minute dann auch wirklich den zweiten Treffer auf dem Fuß. Nach einem blitzsauberen Konter über Hountondji und Sinani schoss der gebürtige Franzose freistehend am Tor vorbei (41.).

Abseits: Königsdörffers 1:1 zählt nicht

Doch der HSV kam wie verwandelt aus der Kabine – und nur drei Minuten nach Wiederanpfiff dröhnte Scooter aus den Stadionboxen. Königsdörffer war St. Paulis Abwehr bei einem langen Ball davongelaufen und hatte auch Vasilj überwunden. Einzig: Der Videoassistent schaltete sich ein, Königsdörffer hatte im Abseits gestanden – das vermeintliche 1:1 zählte nicht. St. Pauli hatte nun aber Probleme. Miro Muheim hatte zwei gute Freistoßmöglichkeiten – einmal parierte Vasilj (53.), der zweite Schuss ging drüber (55.).

Hountondji mit chirurgischer Präzision zum 2:0

Polzin wechselte dann auch noch mit Kapitän Yussuf Poulsen und Jean-Luc Dompé zwei frische Offensivkräfte ein. Der Ausgleich schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Doch die St. Paulianer zeigten sich erneut als Stimmungskiller. Spielmacher Joel Chima Fujita schickte Hountondji, diesmal war es kein Abseits. Der Stürmer zog an Heuer Fernandes vorbei und traf mit chirurgischer Präzision aus sehr spitzem Winkel zum 2:0 (60.).

Der HSV mühte sich nach Kräften, noch einmal ins Spiel zu kommen. Die größte Chance hatte Königsdörffer, doch sein Kopfball aus fünf Metern kam zu zentral (69.). Doch Gocholeishvili nahm den Gastgebern mit seinem Foul, für das er Gelb-Rot sah, auch die letzte Hoffnung.

Am Ende hätte St. Paulis Sieg auch noch höher ausfallen können. Heuer Fernandes parierte gegen Louis Oppie (78.) und Fujita war beim Nachsetzen zu zögerlich. Zwei Minuten später verpasste der Japaner eine Hereingabe, James Sands scheiterte danach genauso an Heuer Fernandes wie wenig später der eingewechselte Neuzugang Martijn Kaars (87.). Das 2:0 spiegelte die Kräfteverhältnisse bei dieser Stadtmeisterschaft aber gut wider.

2. Spieltag, 29.08.2025 20:30 Uhr

Heuer Fernandes – Omari, Elfadli (75. Philippe), Torunarigha – Gotscholeischwili, Capaldo (75. Stange), Remberg, Muheim – Sahiti (56. Poulsen), Königsdörffer (82. Mikelbrencis), Rössing-Lelesiit (56. Dompé)

0

Vasilj – Wahl, Smith, Dzwigala (82. Ritzka) – Pyrka (59. Saliakas), Sands, Fujita, Oppie – Sinani – Hountondji (69. Kaars), Pereira Lage (82. Metcalfe)

2

Tore

  • 0:1 Dzwigala (19.)
  • 0:2 Hountondji (60.)

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