Inhalt / Kritik
Zwei Jahre ist es inzwischen her, dass die beiden Jugendlichen Marta Salazar (Zoe Arnao) und Veronica Marín (Nadia Vilaplana) spurlos verschwunden sind. Keiner weiß, wohin die zwei Freundinnen gegangen sind und was mit ihnen passiert ist. Die Polizei hat inzwischen aufgegeben nach ihnen zu suchen, niemand rechnet mehr damit, dass das Rätsel noch gelöst werden kann. Veronicas Großmutter Isabel Luque (Kiti Mánver) will das aber nicht so ohne Weiteres hinnehmen und macht sich selbst auf die Suche. Dabei schließt sich ihr bald Martas Vater Rafael (Álvaro Morte) an, der ebenfalls nicht mit der Situation abschließen kann. Tatsächlich wird die Seniorin bei ihren Ermittlungen fündig, muss sich aber bald die Frage stellen, wie weit sie zu gehen bereit ist, um für Gerechtigkeit zu sorgen …
Ernste Spurensuche
Diesen Monat brachte Netflix eine Reihe von Serien heraus, bei denen es um Verbrechen und ähnliche Abgründe geht. Neben dem argentinischen Beitrag Im Dreck, der von unschönen Vorkommnissen in einem Frauengefängnis berichtete, war da auch die brasilianische Produktion Ströme des Schicksals über Flusspiraten und zwei Frauen, deren Schicksal miteinander verknüpft wird. Um zwei Protagonistinnen ging es zuletzt auch in Hostage, einer Thrillerserie, bei der es Regierungschefinnen mit Entführern und Erpressern zu tun bekommen, im Rahmen einer heimtückischen Verschwörung. Ganz so groß aufgezogen wird bei der spanischen Serie Zwei Gräber nicht. Wobei auch hier zwei Frauen im Mittelpunkt einer Geschichte stecken, genauer zwei spurlos verschwundene Jugendliche.
Anfangs ist das Ganze stärker im Krimibereich angesiedelt, wenn Isabel die Wahrheit herauszufinden sucht. Dabei geht es, anders als beim klassischen Wodunit, nicht allein darum zu bestimmen, wer ein Verbrechen begangen hat. Man weiß hier ja gar nicht, welches Verbrechen vorliegt. Genauer steht nicht einmal fest, ob es überhaupt ein Verbrechen gibt, auch wenn der Titel Zwei Gräber suggeriert, dass die beiden Jugendlichen tot sind. Zu dem Zweck muss die Protagonistin einiges ermitteln, im Rahmen dessen, was eine gewöhnliche Bürgerin im weit fortgeschrittenen Alter so anstellen kann. Im Gegensatz zu dem nahezu gleichzeitig von Netflix veröffentlichten The Thursday Murder Club, wo ebenfalls Figuren jenseits der 70 einen Kriminalfall lösen, wird die potenzielle Komik einer solchen Laienermittlung ignoriert. Die Serie ist ernst, sehr ernst sogar.
Übertrieben, aber spannend
Wobei sie durchaus einen Hang zum Absurden hat. Nach dem eher gemächlichen Einstieg eskaliert die Lage. Aus dem Krimi wird nach und nach ein Thriller, bei dem es nicht allein um die Frage geht, was da eigentlich geschehen ist. Ebenso wichtig ist die Frage, was noch geschehen wird, wenn Isabel zunehmend alle Hemmungen verliert bei ihrer Odyssee. Bei Rafael gibt es solche eh schon nicht mehr, er ist zu allem bereit, würde über Leichen gehen, um seine Tochter zurückzubekommen – ähnlich etwa zu Prisoners, wo die Suche nach vermissten Kindern ebenfalls Abgründe in bislang unbescholtenen Menschen enthüllte. Glaubwürdig ist das Ergebnis dann vielleicht nicht, spannend aber schon. Zwei Gräber gefällt dabei auch durch das hohe Tempo, wenn innerhalb von drei Episoden alles abgeschlossen wird.
Die interessanteste Figur ist dabei die von Isabel. Sie liefert einerseits einiges an Identifikationsfläche, wenn sie versucht, ihre geliebte Enkelin zu finden. Gleichzeitig ist es aber auch etwas unheimlich, wie sie immer tiefer in den Abgrund gerät und selbst den Respekt vor dem Leben anderer verliert. Hauptdarstellerin Kiti Mánver (Vier Wände für Zwei) gelingt da die Balance aus Menschlichkeit und Monster gut, aus Fürsorge und Rachewahn, zumal da immer die Ambivalenz bleibt. Leider investiert die Serie in die anderen Figuren recht wenig, sie bleiben eintönig oder nichtssagend. Dennoch ist Zwei Gräber sehenswert geworden, baut im Vergleich zu den obigen Netflix-Serien genug Spannung auf, um sich das Ganze in einem Rutsch anzuschauen.
Credits
OT: „Dos tumbas“
IT: „Two Graves“
Land: Spanien
Jahr: 2025
Regie: Kike Maíllo
Drehbuch: Jorge Díaz, Antonio Mercero
Idee: Agustín Martínez
Musik: Marc Timón
Kamera: Román Martínez de Bujo
Besetzung: Kiti Mánver, Álvaro Morte, Hovik Keuchkerian, Nadia Vilaplana, Joan Solé, Carlos Scholz, Nonna Cardoner
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