Nach zwei schwachen ersten Pflichtspielen in dieser Saison muss Borussia Dortmund am Sonntag (31. August) gegen Union Berlin mehr Schwung auf den Platz bringen. Einer will genau das verhindern: Leopold Querfeld. In der vergangenen Saison war der Innenverteidiger der Eisernen einer der Shootingstars.

Und auch wenn das letzte Duell Unions bei Borussia Dortmund mit 0:6 in die Hose ging, verspürt Querfeld keine Angst und gibt sich im Interview mit DER WESTEN sogar ein wenig angriffslustig. Warum Union entgegen aller Expertenmeinung kein klarer Abstiegskandidat ist, wie er Serhou Guirassy stoppen will und was alles noch auf ihn zukommt, liest du hier.

BVB – Union: Vorfreude statt Angst

DER WESTEN: Herr Querfeld, können Sie und Ihre Kollegen in dieser Woche eigentlich gut schlafen? Das letzte Spiel in Dortmund ging mit 0:6 ja ziemlich schief…

Leopold Querfeld: Angst ist nicht der richtige Begleiter. Ich weiß, jeder bei uns freut sich auf das Spiel. Solche Duelle in so einem Stadion sind doch etwas, wofür wir unser ganzes Leben gearbeitet haben! Wir sind erfolgreich in die ersten zwei Pflichtspiele gestartet und deswegen sollten wir nicht mit Angst, sondern mit Vorfreude dorthin fahren, weil wir wissen, welche Qualität wir haben.

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Die Qualität hat ihr Team jüngst mit einem Sieg gegen Stuttgart gezeigt. Dabei hatten nicht viele Experten Union Berlin vor der Saison als möglichen Abstiegskandidaten und Steffen Baumgart als mögliche erste Trainerentlassung gesehen. Warum liegen sie damit falsch?

Für mich ist es wichtig, solche Prognosen von außen nicht an mich ranzulassen. Aber wir haben unsere Union-DNA auf den Platz gebracht und das geschafft, woran von außen vielleicht nicht viele geglaubt haben. Aber ich möchte betonen, dass es erst der erste von 34 Spieltagen war. Erreicht haben wir dadurch noch gar nichts. Aber das Spiel hat bewiesen, dass wir viel Potenzial haben, wenn wir als Einheit agieren.

Gibt es intern eine Zielsetzung, die über den Klassenerhalt hinaus geht?

Nein. Das große Ziel ist der Klassenerhalt und wir wissen, wie schwer das wird und wie groß die Konkurrenz ist. Aber wie gesagt: Ich bin von unserer Qualität überzeugt. Wir werden dieses Ziel erreichen, wenn wir unsere Tugenden auf den Platz bringen.

Wird Guirassy ausgeschaltet?

Dann lassen Sie uns auf die Partie zwischen BVB und Union blicken. Sie bekommen es am Sonntag mit Serhou Guirassy zu tun. Wie stoppt man einen Stürmer seiner Qualität?

Es wird darauf ankommen, dass wir es ihm gemeinsam als Team schwer machen und ihn nicht ins 1-gegen-1-Duell kommen lassen. Und insbesondere im Strafraum müssen wir sehr nah an ihm dran sein. Aber das gilt nicht nur für Guirassy, sondern auch für andere Spieler wie Karim Adeyemi oder Julian Brandt. In dem Dortmunder Kader steckt enorm viel Qualität. Daher müssen wir uns als Mannschaft auf dem Platz gegenseitig unterstützen.

Leopold Querfeld soll und will Serhou Guirassy bei BVB – Union kalt stellen. Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Und trotz der Qualität verlief der Dortmunder Saisonstart recht holperig (hier mehr dazu lesen). Ist es da von Vorteil, jetzt schon nach Dortmund zu müssen, wo noch nicht alles rund läuft?

Das kann man sowohl in die eine als auch in die andere Richtung sehen. Genauso wie wenige Leute vor dem Saisonstart damit gerechnet haben, dass wir Stuttgart besiegen, haben wir unsere Mentalität auf den Platz gebracht. Und Dortmund will jetzt natürlich auch unbedingt zeigen, dass mit ihnen oben in der Tabelle zu rechnen ist. Deswegen glaube ich nicht, dass es einfacher ist, jetzt gegen sie zu spielen, als zu einem anderen Zeitpunkt in der Saison.

BVB schlagen, Erfolg mit Union – und dann WM?

Sie selbst haben in der letzten Saison einen fast schon kometenhaften Aufstieg hingelegt. Stammspieler, Tor der Saison als Innenverteidiger, sehr gute Entwicklung – haben Sie selbst damit gerechnet?

Natürlich bin ich mit diesem Ziel zu Union gewechselt. Ich hatte vorher bei Rapid Wien schon gespielt und Einsätze in der Nationalmannschaft gesammelt. Da war es nicht so, dass ich zu Union gekommen bin, um erstmal anzukommen. Aber ich freue mich natürlich darüber, wie die letzte Saison letztlich gelaufen ist. Es ist wichtig, auch dankbar zu sein. Das heißt aber nicht, dass ich jetzt aufhöre, weiter an mir zu arbeiten. Ich freue mich, mich mit der Mannschaft zusammen weiterentwickeln zu können und hoffe, dass ich die nächsten Schritte mache.

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Wie sähen die konkret aus?

So konkret kann ich das gar nicht sagen. Das Wichtigste auf meiner Position als zentraler Innenverteidiger ist, konstant Leistungen auf dem Platz zu bringen. Ich will der Mannschaft Spiel für Spiel helfen, unser Ziel zu erreichen. Da bringt es nichts, wenn Ausreißer nach oben dabei sind, dann aber auch wieder Spiele kommen, wo es nicht gut läuft. Meine wichtigste Aufgabe ist es, so souverän und konstant durch die Saison zu kommen und auf diese Weise auch die nächsten Schritte meiner Karriere zu machen.

Ist als ein möglicher nächster Schritt im kommenden Sommer ein Trip nach Amerika eingeplant?

Eingeplant ist das falsche Wort. Aber es würde auf jeden Fall ein sehr, sehr großer Traum in Erfüllung gehen, wenn ich mit dem österreichischen Nationalteam zur Weltmeisterschaft fliegen dürfte. Das würde mich extrem stolz machen! Ich hoffe, dass wir das als Mannschaft schaffen und ich auch meinen Teil dazu beitragen darf. Ich kann mich nur wiederholen: Das wäre ein riesiger Traum für mich.

Danke für das Gespräch.