Konzert auf Berliner Waldbühne

„Life can be hard, but Scooter is harder“

Sa 30.08.25 | 10:40 Uhr | Von Kai Salander

Scooter auf KonzertBild: picture alliance/FLORIAN WIESER/APA/picturedesk.com/FLORIAN WIESER

Mit viel Pyrotechnik und harten Beats haben Scooter ihr Konzert auf der Waldbühne abgefeiert – eine Show zwischen Nostalgie und Kirmes-Techno. Von Kai Salander

Schon vor dem Konzert singen die Fans in der Berliner Waldbühne die bekannten Scooter-Ohrwürmer. Doch H.P. Baxxter und seine Crew lassen sich Zeit. Gut 20 Minuten länger als angekündigt müssen die Zuschauer warten, bis es losgeht – zu lang für sie. Ungeduldige Pfiffe hallen durch die Waldbühne.

Dann plötzlich ein Knall. An Schnüren sausen Funken über die Köpfe hinweg in Richtung Bühne. Auf den Bildschirmen erscheint das Colosseum in Rom. Zu Trompetenfanfaren betritt die Band die Bühne – wie Gladiatoren, die in den Kampfring steigen.


Fans im Rave-Look

H.P. Baxxter ist wie immer von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Röhrenjeans, T-Shirt mit Neonprint, dazu die seit Jahrzehnten gleiche blonde Kurzhaarfrisur. „Life can be hard, but Scooter is harder“, ruft er ins Mikro. Kurze Parolen, um die Menge einzuheizen.

Viele Fans tragen Sonnenbrillen mit farbig getönten Gläsern, blinkende Hüte oder Lichterketten. Die Kulisse wirkt wie auf einem großen Techno-Festival. Auch jüngere Generationen sind im Publikum. Kein Wunder, denn der harte, schnelle Techno-Sound erlebt im Netz gerade ein Revival. Junge Väter sind teilweise mit ihren Kindern gekommen. Sie wollen zeigen, wozu sie früher in den Großraumdiscos tanzten. Damals, als Scooter 1994 mit „Hyper Hyper“ ihren ersten Chart-Hit landeten. Die Show läuft unter dem Slogan „Thirty, Rough and Dirty“.


Eine Frage bleibt offen

Fünf Tänzerinnen, mal in Baggy-Kleidung, mal im Cheerleader-Dress, bewegen sich über die Bühne. Feuerfontänen schießen im Takt zur Bassdrum. Auf den Bildschirmen spielen sich computergenerierte Grafiken ab, Projektionen wie aus einem Science-Fiction-Film – mal ein Herz in Ketten, mal ein wabernder Tunnel.

Alles läuft perfekt synchron: jede Flamme, jeder Tanzschritt, jeder Beat. Die Bassdrums donnern. Sie lassen den Boden und die Sitzreihen beben. Auf den dröhnenden Bass folgen peitschende Snareschläge und Kindermelodien. Reizüberflutung pur.

Zwischendurch stellt H.P. dann die wohl drängendste Frage des Abends: „How Much Is The Fish?“ Eine Zeile aus dem gleichnamigen Song, den Scooter anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 1998 veröffentlicht hatten. Welchen Fisch meint er denn und was soll er kosten? Bis heute haben die Fans darauf keine Antwort bekommen, auch an diesem Abend nicht.


Zeitreise zu den ersten Partys

Doch es gibt auch ruhige Momente, in denen das Publikum zum Träumen kommt, ja vielleicht auch an ihre ersten Techno-Partys in den 1990er Jahren zurückdenkt. Etwa wenn die Bassdrum aussetzt, Helium-Stimmen verträumte Melodien singen und weißer Nebel die Bühne einhüllt. Für Sekunden wirkt die Waldbühne wie in Trance. Bis der nächste Bassschlag die nächste Euphoriewelle auslöst.

Auf dem Heimweg singt, nein grölt der ganze Bus noch einmal die Melodie des Songs „Maria – I Like It Loud“. Ein älteres Paar bringt den Abend auf den Punkt: Es sei nicht anspruchsvoll gewesen, habe aber Spaß gemacht – und den Kopf frei.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.08.2025, 08:54 Uhr