Barbara Narr und Andreas Steidle-Sailer in ihrer Wohnung im 22. Stock des Asemwalds. Die Wohnstadt besteht zu einem großen Teil aus Fensterfläche. Foto: Ferdinando Iannone, Imago/imagebroker
Etwa 80 Prozent der Fenster im Asemwald sind alt. Weil die Wohnstadt in Stuttgart Energie sparen muss, soll nun ein finanzieller Vorteil den Fenstertausch attraktiv machen.
Zugegeben, seine Wohnung ist untypisch für den Asemwald. Im 22. Stock, also ganz oben, gibt es weniger Fensterflächen. Doch die, die es gibt, hat Andreas Steidle-Sailer 2023, nachdem er die Wohnung mit herrlichem Weitblick gekauft hat, getauscht. An den alten Alufenstern seien Eisblumen gewachsen – innen, erzählt er. Seine Energieeinsparung seit dem Tausch: circa 70 Prozent. Dass auch andere Eigentümer ihre Fenster tauschen hält der 66-Jährige für „alternativlos“.
Die Fassaden der Stuttgarter Wohnstadt Asemwald bestehen zu rund 80 Prozent aus Glasfenstern. Geschätzte 20 Prozent der 1137 Wohnungen haben eine Dreifachverglasung. Heißt: Da steckt jede Menge Energiespar-Potenzial drin. Weshalb Thomas Ferwagner und die anderen im Verwaltungsbeirat des Asemwalds eine Fenster-Offensive starten.
Der Asemwald will weg vom Gas
Das ganze Thema kam ins Rollen, weil die Wohnstadt seit geraumer Zeit über einen Heizungstausch nachdenkt. Eine Alternative zum XXL-Gaskessel könnte eine XXL-Wärmepumpe in einem benachbarten städtischen Acker sein. Das Problem: Sie müsste wirklich XXL-Außmaße haben – es sei denn, der Asemwald wird sparsamer. Und das ist laut Ferwagner über die Fenster am schnellsten und effektivsten zu erreichen.
Andreas Steidle-Sailer schätzt in einem Bericht in der Bewohnerzeitung „Asemwald intern“, dass vom aktuellen Energiebedarf des Asemwalds in Höhe von 15 Gigawattstunden pro Jahr etwa die Hälfte eingespart werden könnte. Und: „Laut Einschätzung eines mit dem Asemwald vertrauten Maklers erhöht ein Fenstertausch den Wohnungswert um deutlich über zehn Prozent.“
Der Asemwald ist auch ein Wahrzeichen von Stuttgart – neben dem Fernsehturm. Foto: Judith A. Sägesser
Worauf sich die Eigentümer der 1137 Wohnungen bereits geeinigt haben: Jeder zahlt den Fenstertausch selbst. Allerdings versuchen Thomas Ferwagner und die anderen aus dem Verwaltungsbeirat, den Willigen einen finanziellen Vorteil zu verschaffen. Am 26. September soll im aktuell unverpachteten Höhenrestaurant von 14 bis 19 Uhr umfassend informiert werden.
Fensterbauer kommen in den Asemwald
Das Ziel ist, Aufträge bei Fensterbauern zu bündeln. Ende September sind verschiedene Handwerker eingeladen. Bei 50 bis 70 Bestellungen hätten die Fensterbauer Rabatte in Aussicht gestellt. Kombiniert mit den Förderungen komme man bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung auf 13 000 bis 15 000 Euro. „Günstiger geht’s dann gar nicht mehr“, sag Ferwagner. Weil sich dadurch sofort Heizkosten einsparen ließen, amortisiere sich das schon nach sieben, acht Jahren, schätzt er.
In der Wohnung im 20. Stock, die Thomas Ferwagner gerade verkauft hat, hatte er seinerzeit eine Seite der Fenster erneuern lassen. Das sei an einem Tag erledigt gewesen. „Ich will einen Sog erzeugen“, sagt er. Andreas Steidle-Sailer aus dem 22. Stock glaubt: „Das kann klappen, die Leute wären verrückt, wenn sie es nicht machen würden.“