Wenn es einen Ort in Frankfurt gibt, an den es Bernhard Grieb immer wieder zieht, dann ist es der Main. Kein Wunder, schließlich ist der Chef der Frankfurter Wirtschaftsförderung am Bodensee aufgewachsen, das Element Wasser gibt ihm auch in Frankfurt ein Gefühl von Heimat. Also geht der 43 Jahre alte Schwabe, sooft es geht, am Main oder auch an der Nidda joggen und spazieren, bei Cafés und Biergärten bevorzugt er jene, die am Wasser liegen. So ist ihm die Eingewöhnung in Frankfurt erleichtert worden, wobei: Sein Beruf bringt es mit sich, dass er schnell viele Menschen und Unternehmen kennenlernt.

Zu Jahresbeginn hat Grieb die Stelle an der Spitze der Wirtschaftsförderung angetreten, in der er Chef von 50 Mitarbeitern ist. Seitdem hat er rund 1000 Visitenkarten gesammelt, in seinem Kalender finden sich seit Januar mehr als 150 Abendtermine. Das ist anspruchsvoll und zeitraubend für den schlanken, groß gewachsenen Mann. Doch eine Stadt wie Frankfurt, findet er, braucht einen ausdauernden und engagierten Förderer der Wirtschaft, gerade in Zeiten von Krisen und Transformation.

Der Wechsel von Stuttgart an den Main war für Grieb ein logischer Schritt. Die Internationalität, die zentrale Lage, die Wirtschaftskraft der Region waren für ihn von Beginn an überzeugende Argumente – es war aber auch jene Vielfalt der Branchen, die in seinen Augen eine Grundlage dafür ist, dass die Frankfurter Wirtschaft auch in ökonomisch schwierigen Zeiten ermutigende Signale aussendet. Während es in der Automobilindustrie oder im Maschinenbau – jenen Branchen, mit denen er als Chef der Wirtschaftsförderung Stuttgart zuletzt zu tun hatte – eher kriselt, profitiert Frankfurt von seiner Diversität, die von der Finanzwirtschaft über die Logistik bis zu Chemie und Pharma reicht.

Bernhard Grieb, Chef der Frankfurter WirtschaftsförderungBernhard Grieb, Chef der Frankfurter WirtschaftsförderungZeichnung Alfred Schüssler

Grieb will sich auf dem Status quo aber nicht ausruhen, sieht die Wirtschaftsförderung gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten in der Pflicht, den Betrie­ben zur Seite zu stehen, Veränderungsprozesse zu begleiten und Innovation zu unterstützen. In den ersten Monaten an der Spitze der städtischen Tochtergesellschaft hat Grieb deshalb den Gründerpreis aufgestellt und freut sich über mehr als 150 Bewerbungen. Die Bandbreite reicht vom KI-Spezialisten bis zum Handwerksbetrieb. „Das zeigt, wie vielfältig und innovativ die Stadt ist.“

Zwischen Bankenviertel und Indus­trie­gebieten, großen Unternehmen und kleinen Cafés spannt sich für ihn ein faszinierendes Spektrum. Während er in den Stadtteilen daran arbeitet, belebte Quartiere mit kleinen Geschäften weiter zu entwickeln, geht es auch darum, die Interessen von großen Industriebetrieben oder Finanzkonzernen im Blick zu halten.

Frankfurt, sagt Grieb, sei eine „Stadt der Potentiale“. Damit bringt er verklausuliert zum Ausdruck, dass manche Dinge verbessert werden müssen, der Zustand der Industriestraßen zum Beispiel. Positiv überrascht ist er von der Dichte an Netzwerken. Frankfurt sei eine „best connected city“, sagt er. Noch habe er längst nicht alle kennengelernt, manchmal vergesse er noch einen Namen – „doch man begegnet sich in Frankfurt dann doch immer wieder“.

Auch jenseits des Berufslebens hat Grieb sich eingelebt. Er schätzt die regionale Tradition mit Apfelwein und Grüner Soße ebenso wie Veranstaltungen wie jüngst den Rooftop-Day mit Blick auf die Skyline. Beim Saisonauftakt der Eintracht war er im Stadion, auch wenn er kein glühender Fußballfan ist. Frankfurt sei für ihn ein Ort mit hoher Lebensqualität, sagt er. Das helfe auch bei einem fordernden Berufsalltag, für den er Ausdauer braucht – im Job genauso wie beim Laufen am Wasser.

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