Die Ukraine macht sich mit eigenen Entwicklungen immer unabhängiger von Waffenlieferungen. Jetzt geht ein Marschflugkörper in Serienproduktion, der in einem Punkt sogar den „Taurus“ überflügelt. Der „Flamingo“ kann wichtige Städte und Militärbasen in Russland treffen.

Die Ukraine macht sich ein Stück weit unabhängiger von westlichen Waffenlieferungen: Wie der „Kyiv Independent“ und „United24 Media“ berichten, startet das Land die Serienproduktion des „Flamingo“-Marschflugkörpers. Ein Bild des Fotojournalisten Efrem Lukatsky der Nachrichtenagentur Associated Press zeigt die mächtige Waffe in einer Werkstatt.

„Flamingo“ kann wichtige Städte, Militärbasen und Fabriken treffen

Wo genau der Marschflugkörper produziert wird, ist ebenso geheim wie seine technischen Details. Den Berichten zufolge ist lediglich klar, dass der „Flamingo“ eine Reichweite von bis zu 3000 Kilometern hat. Damit könnte er mühelos Moskau treffen. 

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Die russische Hauptstadt liegt Luftlinie rund 750 Kilometer von Kiew entfernt. Der Marschflugkörper könnte zum Beispiel auch die sibirische Stadt Omsk erreichen, die weit im Hinterland liegt.

Laut „Newsweek“ erhielt die Rakete ihren Namen aufgrund eines Produktionsfehlers, bei dem die ersten Exemplare in einem leuchtenden Pink hergestellt wurden.

Nach Angaben des X-Accounts „Ukraine Battle Map“ könnte der „Flamingo“ zudem 70 der 90 russischen Luftwaffenstützpunkte erreichen. Auch alle wichtigen Raketen- und Drohnenfabriken liegen innerhalb der Reichweite. 

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Damit überflügelt der „Flamingo“ sogar den britischen „Storm Shadow“ mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern und den deutsch-schwedischen „Taurus“, der Ziele in bis zu 500 Kilometer Entfernung treffen kann. Allerdings besitzt der „Taurus“ auch bunkerbrechende Eigenschaften. Ob der „Flamingo“ ebenfalls in tiefliegende Ziele eindringen kann, ist unklar.

Meistgelesene Artikel der WocheUkrainischer Marschflugkörper hat 1000-Kilo-Sprengkopf

Experten gehen anhand des Designs der ukrainischen Waffe davon aus, dass der „Flamingo“ ähnlich wie das FP-5-System eines britischen Herstellers funktionieren könnte:

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  • Die Spannweite des Marschflugkörpers beträgt sechs Meter. Er hat ein Startgewicht von sechs Tonnen – darin enthalten ist ein 1000 Kilogramm schwerer Sprengkopf.
  • Die maximale Flughöhe beträgt fünf Kilometer, die Fluggeschwindigkeit bis zu 900 Kilometer pro Stunde.
  • Der Marschflugkörper ist innerhalb von 20 bis 40 Minuten einsatzbereit, er kann vom Boden oder einem Jet aus gestartet werden. Er verwendet ein kombiniertes Leitsystem, das ihn für elektronische Störungen durch den Feind weniger anfällig macht.

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Ukraine macht sich unabhängiger von Waffenlieferungen

Für die Ukraine ist es ein großer Erfolg, mit dem „Flamingo“ einen Marschflugkörper selbst entwickelt zu haben. Denn bislang hat sich die deutsche Regierung geweigert, den „Taurus“ an die Ukraine zu liefern.

Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte gegenüber Journalisten die Bedeutung der Flamingo-Rakete für die Verteidigung der Ukraine. Er erklärte, dass die Massenproduktion bis Ende des Jahres starten soll. „Bis Dezember werden wir mehr davon haben“, versprach er. Auch Verteidigungsminister Denys Schmyhal äußerte sich optimistisch und bezeichnete die Flamingo laut „Newsweek“ als eine „sehr mächtige Waffe“.