AUDIO: Bodo Busse will Oper in Hannover offener und nahbarer machen (4 Min)
Stand: 30.08.2025 12:22 Uhr
In Hannover starten Staatsoper und Schauspiel an diesem Wochenende in die neue Spielzeit. Bei einer Führung durchs Haus spricht der neue Opernintendant Bodo Busse über seine Pläne.
Bodo Busse steht vor der langen Bildergalerie in einem der oberen Pausenräume der Staatsoper Hannover. „Einige Künstler*innen waren ja auch schon hier an der Staatsoper“, so der Opernintendant. „Und einige habe ich mitgebracht aus Saarbrücken.“ In der unteren Reihe sind Tänzerinnen und Tänzer in Probensituationen zu sehen, oben Sängerinnen und Sänger, bunt ausgeleuchtet. Das sei für ihn ein Zeichen von Lebensfreude, Optimismus und auch Lust und Sinnlichkeit.
Bodo Busse: „Oper braucht menschliche Relevanz“
Gefragt, was für ihn eine gute Oper sei, sagt Busse: „Eine Oper braucht menschliche Relevanz. Es sind die individuellen Schicksale, die uns berühren, und diese Emotionalität ist entscheidend. Die Musik wirkt dabei wie eine Brücke: Sie führt von den Figuren direkt in die Seelen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Auf dieser Brücke der Emotionen lassen sich dann auch intellektuelle Themen verhandeln – gesellschaftliche Fragen, Lebensentwürfe oder Identität.“
Frischer Akzent: Opernintendant Bodo Busse im neu gestrichenen Lavesfoyer
Seine eigene Identität spiegelt sich in den Veränderungen im Opernhaus. Das Lavesfoyer im ersten Stock – ein langer Raum mit hohen Fenstern zu drei Seiten, die den Blick auf die Innenstadt Hannovers bieten – hat er grün streichen lassen. Es erinnert jetzt an ein spätklassizistisches Bühnenbild: Palmen stehen in Wandnischen, davor Cafétische mit Marmorplatten.
Soundshirts für Gehörlose: „Können wir uns auch vorstellen“
Im Zuschauerraum hingegen soll neuste Technik einziehen, die Übertitelung zukünftig links und rechts der Bühne stattfinden. Auch für gehörlose Besucher hat Busse Ideen: „Es gibt sogenannte Soundshirts, eine Art T-Shirt mit Verstärkungsfunktion. Damit lassen sich akustische Signale auf der Bühne in Impulse übersetzen, die man am Körper spüren kann. An anderen Häusern wird das bereits erprobt, und wir könnten uns das auch für Hannover vorstellen.“
Immer sonnabends und ohne Eintritt: Einladung ins offene Opernfoyer
Der neue Intendant der Staatsoper Hannover will nicht nur für Menschen mit Behinderungen Barrieren abbauen. Es soll auch niederschwellige Angebote geben, um die ins Opernhaus zu locken, die bisher wenig bis gar nicht da waren. Dazu gehört die Partizipation: am Sonntag mit dem Ballett trainieren, am offenen Singen teilnehmen oder im Ohrlabor Musik erkunden. Und wer am Samstagvormittag in der Innenstadt zum Shoppen da ist, könne das offene Foyer betreten. „Dort gibt es immer ein kleines Überraschungsprogramm – mal aus dem Haus, mal aus der Stadtgesellschaft“, erklärt Busse. „Auch Chöre oder Gruppen aus der freien Szene sind eingeladen, unkompliziert aufzutreten. Manchmal darf man sogar in Proben hineinschauen.“ Jeder Sonnabend böte somit die Chance, Oper ohne Eintritt und ohne Vorkenntnisse zu erleben und die Räume ganz persönlich wahrzunehmen.
Die Staatsoper Hannover erarbeitet mit internationalen Künstlern und Künstlerinnen vielfältige und innovative Programme.
Und diese Räume werden sich auch hinter der Bühne verändern. 28 Millionen Euro stellt das Land Niedersachsen in den nächsten Jahren für Renovierungsarbeiten zur Verfügung. Dazu gehört vor allem die Erneuerung der mehr als 30 Jahre alten Bühnentechnik. Wie sich das auf die Spielzeiten im Jahr 2028 auswirkt, wird derzeit geklärt.
Neue Spielzeit: Das Programm des Eröffnungswochenendes
Das Programm für das Festkonzert-Publikum am Sonnabend hingegen steht fest: Die Sopranistin Camilla Nylund wird einen Ausschnitt aus Richard Wagners Oper Lohengrin singen – der erste Premiere der neuen Spielzeit. Bei „Anything Goes“ von Cole Porter aus dem Jahr 1934 dürften Musical-Fans auf ihre Kosten kommen. Und wer es etwas komödiantischer mag, für den ist ein Terzett aus Richard Strauss‘ Rosenkavalier dabei – moderiert von Intendant Bodo Busse selbst. Am Sonntag um 11 Uhr startet das große gemeinsame Eröffnungsfest von Staatsoper und Schauspiel Hannover auf dem Opernplatz – mit Frühstück, Probenbesuchen und stöbern im Kostümfundus.
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