Trotz 80 Minuten in Überzahl, einem verschossenen Elfmeter und zahlreichen Großchancen ist Fortuna Köln im Halbfinale des Mittelrheinpokals ausgeschieden. Der Regionalligist unterlag am Mittwochabend vor 9.448 Zuschauern Alemannia Aachen mit 0:1 nach Verlängerung. Den entscheidenden Treffer erzielte Charlison Benschop in der 98. Minute.

Dabei hatte Fortuna von Beginn an mehr Spielanteile und war spätestens nach der Roten Karte gegen Jan-Luca Rumpf (40.) drückend überlegen. Die Alemannia – angereist mit fünf Änderungen im Vergleich zum Drittliga-Erfolg gegen Sandhausen – hatte defensiv alle Hände voll zu tun. Vor allem Keeper Jan Olschowsky avancierte mit mehreren Paraden zum Mann des Abends. Der 22-Jährige wehrte unter anderem einen Strafstoß von Ex-Alemanne Stipe Batarilo (70.) ab.

Fortuna Köln bot dem Drittligisten lange Paroli.Fortuna Köln bot dem Drittligisten lange Paroli. – Foto: IMAGO / Beautiful Sports

„Glückwunsch zum Sieg an Aachen, aber gleichzeitig muss man es nicht wirklich verstehen“, wird Fortuna-Trainer Matthias Mink auf der Vereinshomepage zitiert. „Ich habe uns sehr dominant wahrgenommen, ich habe keinen Klassenunterschied gesehen. Wir hatten das Spiel fußballerisch und in Hinblick auf die Schärfe komplett im Griff. So hässlich kann Fußball sein. Wir haben alles richtig gemacht, aber der Punch hat gefehlt. Und das entscheidet Spiele.“

Die Alemannia agierte über weite Strecken mit hohem läuferischen Aufwand, kompakter Defensive und effektivem Konterspiel. Die Belohnung: In Minute 98 flankte Soufiane El-Faouzi, Fortuna-Verteidiger Max Fischer klärte unbedrängt per Kopf ins Zentrum, Benschop nahm den Ball volley – 0:1.

Fortuna gab sich nicht auf, traf durch Breitfelder per Kopf die Latte (108.) und warf alles nach vorn. Doch Aachen verteidigte mit Herz, Leidenschaft und einem überragenden Olschowsky.

Backhaus: „Gefühlt einen Defibrillator gebraucht“

Trainer Heiner Backhaus resümierte auf gewohnt emotionale Weise. „Ich bin jetzt 70 Spiele in Aachen, bei 65 Spielen habe ich gefühlt am Ende einen Defibrillator gebraucht. Es ist unfassbar, wie viel Energie die Mannschaft auf den Platz gebracht hat. Wenn du alles gibst, verdienst du dir auch so einen Sieg. Das Glück haben immer nur die Tüchtigen, ich bin sehr stolz auf mein Team“, so der 43-jährige Coach auf fortuna-koeln.de.

Mink: „Auch wenn es im Moment sehr schmerzt.“

Mit dem Erfolg zieht die Alemannia zum zweiten Mal in Folge ins Finale des Bitburger-Pokals ein – dort wartet am 24. Mai Drittligakonkurrent Viktoria Köln. Die Fortuna hingegen bleibt trotz einer überzeugenden Leistung und elf U23-Spielern im Kader ohne Lohn. Mink: „Den Jungs gehört die Zukunft, das nehme ich als positives Thema mit. Auch wenn es im Moment sehr schmerzt.“