Washington – Zuerst ein diplomatisches Feuerwerk voller Friedenshoffnungen. Gefolgt von Katzenjammer.

Die Bemühungen von US-Präsident Donald Trump (79) zur Beendigung des Ukraine-Kriegs wirken vorerst festgefahren, ja entgleist. Und das nach dem historischen Alaska-Gipfel mit Kreml-Herrscher Wladimir Putin (72) und dem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj (47) sowie der Führungselite Europas im Weißen Haus Tage später.

US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin geben sich beim Gipfel in Anchorage Mitte August die Hand

US-Präsident Donald Trump (r.) und der russische Präsident Wladimir Putin geben sich beim Gipfel in Anchorage Mitte August die Hand

Foto: Kevin Lamarque/REUTERS

Der Kreml verweigert weiterhin ein Treffen mit dem ukrainischen Staatschef. Russische Raketen und Drohnen töten Zivilisten.

Witkoff verhandelt wie bei einem Immobiliengeschäft

Immer öfter fällt inmitten des Frusts ein Name: Steve Witkoff! Offiziell ist der 68-Jährige als Trumps Krisenverhandler tätig – besonders mit dem Kreml. Sechsmal hat er Putin bereits getroffen – sein Ruf ist aber eher der eines „Putin-Missverstehers“.

Witkoff lege Verhandlungen mit dem Kreml eher wie Immobiliendeals an, heißt es. In dieser Branche war er früher als Investor tätig. Dabei unterschätze er die Komplexität des Konflikts, sitze dem in Täuschungstaktiken hochversierten Ex-KGB-Agenten im Kreml immer wieder auf, behaupten Kritiker. Einmal habe er sich bei einem Treffen sogar ausschließlich auf Putins Übersetzer verlassen.

Präsident Donald Trump trifft im Oval Office mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Europas Führungselite zusammen

US-Präsident Donald Trump (M.) trifft im Oval Office mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Europas Führungselite zusammen

Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Die größte Trumpfkarte für Witkoff, der sich am Freitag in Kiew mit Selenskyjs Top-Berater traf, ist aber: Trump vertraut ihm!

Mehr zum Thema

„Seine Unerfahrenheit ist offensichtlich“, sagte ein Insider zu „Politico“ (gehört wie BILD zu Axel Springer): „Offenbar hat der Präsident ein Ohr für ihn, aber es gab einige Verwirrung darüber, was gesagt und vereinbart wurde!“ Vor allem schien Witkoff vor dem Gipfelfeuerwerk grob misszuverstehen, zu welchen Zugeständnissen Putin wirklich bereit sein könnte. Klar ist jetzt: kaum welche!

„Als müssten die USA Florida abgeben …“

Witkoffs bisher größte Patzer:

Er visierte für einen Friedensdeal die Übergabe von noch gar nicht besetzten Regionen der Ukraine an Russland an, völlig inakzeptabel für Kiew. Selenskyj und die Europäer trichterten Trump im Oval Office ein: „Das wäre, als müssten die USA Florida abgeben …“

► Witkoff glaubte, gehört zu haben, Putin würde eine mögliche westliche Friedenstruppe und Sicherheitsgarantien anerkennen. Das „Njet“ kam prompt und unmissverständlich.

Trump und Selenskyj im Oval Office: „Ich liebe alle Menschen“Trump empfängt Selenskyj im Weißen Haus: „Ich liebe alle Menschen“

Quelle: WELT19.08.2025

Auch wegen Witkoffs Stil wachsen die Zweifel: Der Einzelgänger – der angeblich selten Lust auf Briefing-Papiere oder Ratschläge versierter Experten habe – handle wankelmütig, niemand wisse, welche Positionen er bei heiklen Gesprächen vertrete, so Insider. Oftmals fällt er mit prorussischen Positionen auf.

Auch in Moskau scheint Witkoffs Stern im Sinken: Man schätze zwar, dass Putin mit jemandem zusammensitze, auf den Trump hört. Aber auch hier wird bereits getuschelt: Der Besucher würde oft nicht „vollständig verstehen, was ihm Putin mitteilt“.