1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

DruckenTeilen

Die wirtschaftliche Lage macht auch dem EDAG-Standort in Fulda, hier die Reesbergstraße, zu schaffen.Die wirtschaftliche Lage macht auch dem EDAG-Standort in Fulda, hier die Reesbergstraße, zu schaffen. © Sabrina Mehler

Keine Entspannung in Sicht: Nach einem schwachen ersten Quartal sehen auch die Halbjahreszahlen des Fuldaer Ingenieursdienstleisters EDAG kaum rosig aus. Weniger Umsatz und ein negatives Ergebnis vermeldete der Vorstand in dieser Woche.

Fulda – „Durch die anhaltende Zurückhaltung bei Investitionen in der Mobilitätsbranche und anderer Industriezweige sind der Auftragseingang und der Umsatz gesunken“, sagt EDAG-Finanzvorstand Harald Merz. Aus diesem Grund stehe am Ende ein negatives Ergebnis in den Büchern.

EDAG reagiert mit Stellenabbau auf Millionenverlust

Konkret bedeutet das: Die Umsatzerlöse der EDAG sind von 429,2 auf 366,7 Millionen Euro um 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Der Verlust beträgt vor Steuern und Zinsen 7,5 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres machte das Unternehmen noch einen entsprechenden Gewinn in Höhe von 21,8 Millionen Euro.

Das bleibt nicht ohne Folgen: „Wir werden unseren Restrukturierungskurs fortsetzen müssen“, sagt Merz. Das betrifft vor allem den Personalbereich, der laut dem EDAG-Manager rund 70 Prozent der gesamten Kosten ausmacht. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Jahresende in Deutschland rund 1000 Arbeitsplätze abbauen werden.“ Dies solle vor allem durch natürliche Fluktuation geschehen. Rund 600 davon seien bereits seit Jahresbeginn weggefallen.

20 statt 50 eigene Recruiter

Dass die unbefriedigende Auslastungssituation vor Fulda keinen Halt macht, betont Merz. Er erwartet, dass am Ende des Jahres eine mittlere zweistellige Zahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Osthessen eine Kündigung erhalten werden. „Den Rest bekommen wir auch über natürliche Fluktuation hin.“ Beispielsweise sei die Anzahl an eigenen Recruiterinnen und Recruiter von fast 50 auf weniger als 20 reduziert worden.

Auch Kurzarbeit ist nach wie vor ein Thema bei dem Unternehmen. Insgesamt seien hochgerechnet rund 200 Vollzeitstellen deutschlandweit von dem Arbeitsmarktinstrument betroffen.

Merz macht keinen Hehl daraus, dass ihn – genau wie CEO Harald Keller – die Entwicklung nicht kalt lässt: „Ich bin seit 25 Jahren Teil der EDAG und habe eine starke emotionale Bindung zum Unternehmen und deren Mitarbeitenden, da können mir diese Nachrichten einfach nicht egal sein.“

Ein Hauptproblem sieht der CFO in der Tatsache, dass die Kunden – allen voran aus der Automobilbranche – seit einiger Zeit zu wenig Dienstleistungen der EDAG abrufen. Außerdem sei das Arbeiten in Deutschland zu teuer. „Unsere Kunden treiben uns regelrecht in andere Länder. Darum müssen wir hierzulande die Kapazitäten abbauen.“ Insgesamt ist die EDAG in 18 Ländern aktiv. Den größten Boom erlebe das Unternehmen aktuell in China, Indien, Mexiko und Brasilien. Zum Restrukturierungsprozess gehöre aber auch eine Konsolidierung von Standorten – das heißt, Standorte zusammenzulegen, wenn es sinnvoll ist.

EDAG bekennt sich zu Automobilbranche und Fulda

Die aktuellen Entwicklungen am Markt führen auch zu Verschiebungen bei den Volumen innerhalb der einzelnen Segmente, in denen der Entwickler aktiv ist. „Wir sind bereits seit einigen Jahren im Bereich Verteidigung tätig“, sagt Merz. Hier sei zu beobachten, dass die Budgets aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage größer würden. „Wir können Fahrzeug, wir können Software, wir können mechanische und elektrische Ingenieursleistungen sowie Optimierung von Fertigungsprozessen. Das macht uns zum attraktiven Partner innerhalb der Rüstungsindustrie.“

An welchen Projekten EDAG in diesem Feld konkret mitarbeitet, dürfe Merz aufgrund von Verschwiegenheitsvereinbarungen nicht sagen. Bei aller Hoffnung auf neue Aufträge in diesem Sektor macht der 50-Jährige aber auch klar, wofür die EDAG auf alle Fälle auch in Zukunft stehen wird: „Das Automobil wird immer Teil von uns sein. Denn es ist Teil unserer DNA.“ Ebenso macht Merz keinen Hehl aus der Bedeutung des Standorts Fulda. „Hier kommen wir her und Fulda wird ein sehr wichtiger Entwicklungsstandort innerhalb des Konzerns bleiben.“