Mehrere Tausend Menschen haben sich am Sonnabend in Berlin dem „Zug der Liebe“ angeschlossen. Die Polizei sprach am Abend von 8000 Demo-Teilnehmern. Unter dem Motto „Bässe verbinden“ zogen die Musikwagen und Fans elektronischer Beats vom Mauerpark zur Oranienstraße in Kreuzberg. Auch der Mitgründer der Loveparade, Dr. Motte, war dabei.

Bis in den Abend zogen die Teilnehmer tanzend und zum Teil in bunten Kostümen durch die Straßen. Auf Plakaten wurden Slogans gezeigt wie „Liebe ist lauter“ oder „Bass statt Hass“. Die Veranstalter wollten ein politisches Zeichen setzen für Toleranz, Vielfalt und Solidarität. Dabei standen auch Themen wie die Verkehrswende, der Klimawandel und Inklusion im Fokus.

Die Stimmung war trotz zwischenzeitlicher Regentropfen ausgelassen. Es war viel los – auf der Straße und in den angrenzenden Spätis – aber wer mitlaufen wollte, konnte das ohne Gedränge tun. Ab 21 Uhr ging es im Techno-Club Ritter Butzke noch zur After-Party.

Die Party sei „geil“ gewesen, da waren sich die Teilnehmenden einig. Trotzdem hätten es mehr Menschen sein können, sagte etwa Christopher R. (33) vom Kollektiv Bock.ick. Die Stimmung fand er gut.

„Richtig cool“ fand es auch Jana K. (23). Dass nicht so viel los war wie auf dem Christopher Street Day, sei eigentlich nicht schlecht.

Teilnehmer der Technoparade „Zug der Liebe“ feiern unter dem Motto „Bässe verbinden“.

© dpa/Christoph Soeder

„House statt hate“ und „Rave against Racism“ heißt es auf Plakaten von Teilnehmern.

© REUTERS/Christian Mang

Die Einsatzlage der Feuerwehr sei „überschaubar“ gewesen, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel am Abend. Weder habe es besondere Vorkommnisse gegeben, noch sei die Auslastung „deutlich höher als an normalen Tagen“ gewesen. Auch von der Polizei hieß es, der Zug sei weitgehend störungsfrei verlaufen. Vereinzelt kam es demnach zu Körperverletzungen und Beleidigungen.

Auf Höhe der Eberswalder Straße wurden einige Autofahrer von den Sperrungen überrascht – dort staute es sich in den Nebenstraßen. Wie die Verkehrsinformationszentrale via Bluesky mitteilte, war bis zum Abend zudem mit erheblichen Verkehrseinschränkungen im gesamten Gebiet Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Mitte zu rechnen.

Das Müllaufkommen war am späten Nachmittag „normal“, berichtete ein Müllwerker. „Ein Drittel nehmen die Flaschensammler ab“, sagte er. Der Müll wurde von einem Großaufgebot der BSR am Zugende weggeräumt.

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Jacky-Oh Weinhaus eröffnete den Zug um 14 Uhr. In ihrem Statement richtete sie sich an die Politik. Die Regierung und der „Kanzler des sozialen Rückschritts“ ließen einen Machtzuwachs des politischen rechten Randes zu, sagte sie.

„Rechtsextreme erhalten immer mehr Macht“, Gewalt etwa gegen Frauen, Geflüchtete, queere Menschen nehme zu. Ihr Aufruf: „Es liegt an uns, die Zukunft freizumachen von rechter Hetze, frei von Hass und Ausgrenzung, frei von Diskriminierung.“

Jacky-Oh Weinhaus eröffnete den zehnten „Zug der Liebe“.

© Luis Brückner/Luis Brückner

Auch diverse soziale Initiativen hielten Reden. Viele von ihnen sind von den Kürzungen im Berliner Haushalt betroffen. „Investiert in das, was, diese Stadt lebenswert macht“, forderte etwa Ferdinand vom Stadtteilzentrum Prenzlauer Berg. Auch der Verein Freunde des Mauerparks, die Berliner Tiertafel oder etwa Lama, ein Verein gegen sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige, kamen zu Wort.

Dabei seit der Loveparade

Auch Thomas und Claudi Hinke waren dabei. Sie sind seit zehn Jahren der inoffizielle letzte Wagen beim Zug der Liebe. Mit ihrem selbstgebastelten „Sonderwagen 19“, einem kleinen geschmückten Handkarren, warteten sie an der Spitze des Zuges, bis der letzte Wagen vorbei war – um sich hinten an die Parade ranzuhängen.

Thomas und Claudi Hinke sind der inoffizielle letzte Wagen.

© Luis Brückner

Tausende Menschen haben sich am Nachmittag bei der Demo versammelt.

© REUTERS/Christian Mang

Das Sublime-Kollektiv in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtelefon Berlin waren der eigentliche letzte Wagen des Zugs. Zum zweiten Mal sei man dabei, erzählte Hanneng (24) vom Kollektiv: „Letztes Jahr war schon richtig krass, die Leute haben’s voll gefühlt.“

Das Sublime-Kollektiv ist auch mit einem Wagen dabei.

© Luis Brückner

Clemens Mog (29) vom Sublime-Kollektiv mit Sabine Marx (56)

© Luis Brückner

Sabine Marx (56), Leiterin des Jugend- und Elterntelefons Berlin, die auch auf dem Wagen mitfuhr, hatte auch eine politische Botschaft: Anfang des Jahres sei die Förderung weggefallen, „wir wollen im wahrsten Sinne Flagge zeigen“, Berlin solle nicht bei den jüngsten sparen, „es kostet wirklich nicht viel uns zu fördern“, sagte sie.

Es war der zehnte Umzug des „Zugs der Liebe“, teilten die Veranstalter mit. 18 Musik-Trucks waren dabei. Die Teilnehmer wollten ein politisches Zeichen setzen für Toleranz, Vielfalt und Solidarität und keine Großveranstaltung sein. Das Motto lautete: „Bässe verbinden“.

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17.000 Menschen hatten die Veranstalter für die Demo angemeldet. Im vergangenen Jahr waren etwas weniger Teilnehmer als erwartet dabei. Die Polizei sprach von rund 7.500 Menschen, angemeldet waren 20.000. (mit dpa)