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Eine neue Rakete namens „Flamingo“ zielt auf die Schwächung von Russlands Wirtschaft ab. Die Ukraine fährt die Produktion hoch.

Kiew – Die Ukraine greift immer wieder wichtige russische Infrastruktur an. Erst Mitte August mussten zwei große Ölraffinerien wegen Beschädigungen vom Netz gehen. An einem großen Flughafen kam es wegen Drohnenangriffen zu Verspätungen. Ukrainische Angriffe auf eine Öl-Pipeline sorgten für einen Lieferstopp. Eine neue Waffe soll diese Probleme für Russland noch verschärfen.

„Schneller als andere Raketen“ – warum „Flamingo“ rosa geworden ist

Ein neuer Marschflugkörper der Ukraine soll dabei helfen, Russlands Wirtschaft deutlicher zu beschädigen als es gerade der Fall ist. Die sogenannte FP-5, auch Flamingo genannt, soll zum Beispiel an Drohnenfabriken oder Ölraffinerien innerhalb Russlands schwere Schäden anrichten oder sie gar ganz zerstören. Offizielle gaben an, dass die „Flamingo“ Ziele in bis zu 3.000 Kilometer Entfernung treffen soll. Nach Angaben des Spiegels ist der Sprengkopf dieser Rakete mehr als eine Tonne schwer.

Wladimir Putin im Kreml.Wladimir Putin im Kreml. (Symbolfoto) © IMAGO / ZUMA Press

Aktuell ist die Ukraine dabei, die Produktion für diese Waffe hochzufahren. Pro Jahr sollen 2.500 dieser Raketen fertiggestellt werden. Hergestellt wird der Flamingo vom ukrainischen Verteidigungsunternehmen Fire Point – und zwar angeblich aus rein ukrainischer Produktion.

„Wir wollten damit noch nicht publik gehen, aber es scheint die richtige Zeit zu sein“, zitierte das Nachrichtenmagazin Politico Iryna Terekh, CEO von Fire Point. „Wir sind ziemlich schnell auf die Idee für Flamingo gekommen. Es hat weniger als neun Monate gedauert, sie von einer Idee bis zum ersten erfolgreichen Test auf dem Schlachtfeld zu entwickeln.“ Die genaue Geschwindigkeit wollte Terekh nicht verraten: „Aber ich kann Ihnen sagen, dass sie schneller als alle anderen Raketen ist, die wir derzeit haben.“

Was ist besonders an Flamingo – rosa Rakete soll Russlands Wirtschaft schwächen

Was den Namen der Rakete angeht, so kursieren verschiedene Erklärungen dazu. Fest steht: Die Waffe war anfangs teilweise rosa gefärbt. Politico sprach hier von einem Insider-Witz des Unternehmens, der auf die wenig besungene Rolle der Frau abzielt. Dem Spiegel zufolge handelte es sich um einen Produktionsfehler. „Unsere ersten Raketen waren rosa, aber dann mussten wir wegen militärischer Tarnungsvorgaben die Farbe ändern“, sagte Terekh dazu.

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Laut Fabian Hoffmann, einem Doktoranden und Forschungsstipendiat der Universität zu Oslo, verlässt sich Flamingo dabei auf einen Motor des ukrainischen Herstellers Motor Sich, der normalerweise in Schulflugzeugen des Typs Aero L-39 vorkommt. Das sei aus zwei Gründen bemerkenswert, schrieb der Forscher. Erstens sorgte die Kombination aus diesem Motor und der enormen Größe der Rakete für einen ausreichend großen Tank, um die 3.000 Kilometer Reichweite zu gewährleisten, andererseits sei dieser Antrieb eigentlich bemannten Flugzeugen vorbehalten.

„Die Flamingo ist also eher eine Cruise-Missile, die um einen Motor herum gebaut wurde, als eine Cruise-Missile, deren Motor speziell für sie designt wurde.“ Die Flamingo soll stark genug sein, um Fabriken und andere Ziele nicht nur zu stören, sondern die zu zerstören.

Überlastung von Putins Luftabwehr – Risiko für Russlands Wirtschaft

Das Ziel der Ukraine ist klar, ausreichend russische Infrastruktur außer Gefecht zu setzen, um Kreml-Diktator Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zu zwingen. Dabei steht vor allem die russische Flugabwehr im Weg. Innerhalb der letzten Jahre hatte die Ukraine einen Teil dieser Kapazitäten ausgeschaltet. Außerdem kann das Land die Luftverteidigung mit Billigdrohnen und Attrappen übersättigen, wie es Russland teils ebenfalls tut. Unter anderem dürfte die Ukraine auf Waffenfabriken und vor allem Ölraffinerien zielen.

Wie effektiv das ist, zeigte sich erst kürzlich, als die Ukraine in schneller Folge mehrfach die wichtige Ölraffinerie im russischen Nowoschachtinsk angriff. Die Anlage gehört zu den größten im Süden des Landes und kann pro Tag rund 100.000 Barrel Rohöl verarbeiten. Im Jahr macht das fünf Millionen Tonnen. Auch Pipelines und Flughäfen gerieten schon ins Visier ukrainischer Angriffe.

Der Energiesektor ist dabei Russlands wichtigste Lebensader. Mit den Erlösen aus dem Verkauf von Öl und Gas steht und fällt der ganze Haushalt. Wegen zu niedriger Einnahmen hatte der Kreml bereits wichtige Investitionen beschneiden müssen.