Polizei und Staatsanwaltschaft suchen nach der verurteilten Rechtsextremistin Marla Svenja Liebich. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist sie weiterhin flüchtig.

Auf der Plattform X werden zahlreiche Posts unter dem Namen Liebichs abgesetzt, die die Haftstrafe offensichtlich ins Lächerliche ziehen sollen und eine Flucht nach Russland andeuten. Belegt ist das nicht. Am frühen Sonntagmorgen wurde auf dem Account unter anderem ein Comicbild gepostet, das Liebich in Moskau zeigen soll. Dazu auf Russisch: „Guten Morgen“. Es folgen wirre Worte.

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„Diverse Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden beschäftigen sich seit Jahren mit Liebich und ließen sich dabei immer wieder auch an der Nase herumführen“, kritisiert die fraktionslose Abgeordnete Henriette Quade, die Mitglied im Innenausschuss des Landtags in Sachsen-Anhalt ist. „Es ist schlicht nicht nachvollziehbar, wie all diese Behörden nicht erkennen konnten, dass sich Liebich der Haft entziehen würde.“

Liebich sollte ihre Haft bis Freitagabend in der Justizvollzugsanstalt in Chemnitz antreten. Nachdem sie sich jedoch dort nicht gemeldet hatte, hatte die Staatsanwaltschaft Halle Vollstreckungshaftbefehl gegen sie erlassen.

Liebich war im Juli 2023 wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt 18 Monaten ohne Bewährung verurteilt worden – damals noch als Sven Liebich. Über die Plattform X hatte Liebich angekündigt, die Haft am Freitagabend um 22 Uhr anzutreten. Vorher wollte sie für Interviews bereitstehen.

Neben Journalisten hatten sich am Freitag vor der Justizvollzugsanstalt in Chemnitz auch Demonstranten versammelt. Nach Angaben der Polizei waren mindestens 60 Menschen gekommen. Die Splitterpartei Freie Sachsen hatte die Versammlung angemeldet.

Während der Kundgebung wurde nach Angaben der Beamten auch eine Audiodatei vorgespielt. Ein Sprecher gab an, sie stamme „mutmaßlich von der Person, die heute hier die Haft antreten wollte“. Diese habe mitgeteilt, dass sie sich „unpässlich fühlt, in ein Drittland abgesetzt hat“, sagte ein Polizeisprecher. Daraufhin wurden sowohl die Versammlung als auch der Polizeieinsatz beendet.

In einem Post auf X hieß es: „Das Kunststück eines Zaubertricks: Alle Augen werden auf die Kulisse gelenkt, während das Objekt im Schatten verschwindet. Niemand wusste von meinem Entschluss – kein Anwalt, keine Familie. Was folgt? Ein internationaler Haftbefehl.“

Der Fall Liebich hatte die Debatte über das neue Selbstbestimmungsgesetz zuletzt wieder angefacht. Mit dem im November 2024 in Kraft getretenen Gesetz, das das frühere Transsexuellengesetz ablöste, wurden Änderungen des Geschlechtseintrags und des Vornamens deutlich erleichtert.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) warf Liebich einen Missbrauch der neuen Regelungen vor und forderte Änderungen am Gesetz. „Der Geschlechterwechsel scheint hier eindeutig ein Missbrauchstatbestand zu sein“, sagte er dem Nachrichtenportal „ZDFheute.de“.