Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die man für reine Fiktion halten könnte. So auch im Fall der kommenden Ausstellung in der Kunst.Galerie.Waldviertel in Waidhofen/Thaya: Mehr als 50 Werke des international renommierten Künstlers Li Yan Pin (1956–2007) wurden zufällig wiederentdeckt – nach Jahren im Keller einer Wiener Innenstadt-Immobilie.
WAIDHOFEN/THAYA. Als ein Geschäftsmann eine Liegenschaft im 1. Bezirk erwarb, ahnte er nicht, dass er neben Mauern, Räumen und alten Möbeln auch einen wahren Kunstschatz mitkaufte. Jahrelang lagen die Werke unbeachtet im Keller, bis der Geschäftsmann Viktor U. Ece sie schließlich ans Tageslicht brachte. Ihm war es ein Anliegen, die Arbeiten nicht im Verborgenen zu belassen, sondern sie der Welt zu zeigen.
„Natürlich sprechen wir über eine Sammlung, die heute auch einen beachtlichen Marktwert hat“, betont Galeristin Manuela Dumendzic. „Aber darum geht es nicht. Es geht um ein Lebenswerk, das sichtbar werden muss.“
Ein außergewöhnliches Werk
Li Yan Pin, 1956 in China geboren, emigrierte früh nach Tibet, wo er als Kunstlehrer wirkte, bevor er nach Österreich kam. Seine Malerei ist geprägt vom Informel, expressiv und zugleich meditativ, voller Spannung zwischen Geste und Stille. Arbeiten von ihm fanden Eingang in bedeutende Sammlungen, darunter die Albertina in Wien und das Metropolitan Museum of Art in New York, wo das Werk „Abstraction Number 7“ (1988) Teil der Sammlung ist.
Auch der Kunstmarkt würdigte sein Schaffen: Im Dorotheum Wien erzielten seine Arbeiten (Kleinformate) in den letzten Jahren Preise zwischen 650 und 2.000 Euro. Die Galerie zeigt Großformate, deren Wert weit über dem der kleineren liegt. Doch was seine Bilder auszeichnet, ist nicht ihr Wert, sondern ihre unverwechselbare Sprache – eine Kunst, die innere Welten sichtbar macht.
Spurensuche im Waldviertel
Die Wiederentdeckung führte Galeristin Manuela Dumendzic auf eine spannende Reise. In akribischer Recherche machte sie Weggefährten und Freunde des verstorbenen Künstlers ausfindig. Einer von ihnen: Christoph Feichtinger, enger künstlerischer Kollege Li Yan Pins. „Ich war völlig überrascht, als ich den Anruf bekam“, erzählt er. Kurz darauf reiste er ins Waldviertel – und brachte sogar Gemeinschaftsarbeiten mit, die nun ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind.
Kaum zu glauben: Auch ein Bezug zum Waldviertel selbst tat sich auf. Der bekannte Literat Roman Baumgartner, gebürtiger Waldviertler und enger Freund Li Yan Pins, gewährte einen privaten Einblick in die Persönlichkeit des Künstlers – fernab von Leinwand und Tusche. „Er war ein sensibler Mensch, verletzlich, aber von einer unbändigen schöpferischen Kraft“, so Baumgartner.
Eine filmreife Geschichte
So fügt sich ein Puzzle zusammen, das fast filmreif wirkt: Ein vergessenes Werk im Wiener Keller, internationale Anerkennung in New York, Verbindungen ins Waldviertel und die Leidenschaft einer Galeristin, die all dies sichtbar macht.
Das Ergebnis ist die Ausstellung „Li Yan Pin – into the deep – Berührungen“, die am 6. September 2025 in der Kunst.Galerie.Waldviertel eröffnet. Sie zeigt über 50 Arbeiten – Malerei, Tusche, Büttenpapier, Reispapier auf Molino – ergänzt durch seltene Gemeinschaftsarbeiten und literarische Stimmen aus dem Umfeld des Künstlers.
Ausstellung über Künstler Li Yan Pin in der Kunst.Galerie.Waldviertel
„Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dieses Werk zu zeigen“, sagt Dumendzic. „Es ist nicht nur eine Ausstellung, es ist eine Wiederentdeckung. Eine Einladung, Li Yan Pin neu zu begegnen.“
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