Das Personal der Leipziger Stadtverwaltung wird in den nächsten Jahren noch mehrfach Thema werden. Nicht nur bei Einspar-Diskussionen, bei denen die Diskutanten oft gar nicht wissen, wen und was sie da eigentlich einsparen wollen und was das für Folgen für die Verwaltungsarbeit hat. Auch das Thema Gesundheit wird Thema. Denn dass man in vielen Teilen der Verwaltung nicht einfach so sparen kann, zeigen auch die vielen Überlastungsanzeigen und Fehltage aus Gesundheitsgründen. Die Grünen wollten dazu aber deutlich mehr Zahlen.

Denn in den Personalberichten der Vergangenheit war das so noch kein Thema. In Zeiten von Fachkräftemangel und zunehmenden Problemen, wichtige Stellen zu besetzen, wird es aber ein Thema. Und wenn die Leute fehlen, kann der Verwaltungsbürgermeister nicht einfach anweisen, dass die anderen mehr arbeiten sollen. Alles hat seine Grenzen.

Sodass natürlich auch das Thema Überstunden im Raum steht, wie Chantal Schneiß erklärte, die den Grünen-Antrag einbrachte, in Leipzig ein standardisiertes Überlastungsmanagement einzuführen, das auch dem Stadtrat Zahlen an die Hand gibt, wie es um die mögliche Überlastung von Teilen der Verwaltung steht. Es geht um die „Förderung von Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und Attraktivität der Leipziger Stadtverwaltung“. Im Antrag wurden die Grünen dann sehr konkret.

Chantal Schneiß. (Bündnis 90 / Die Grünen). Foto: Benjamin WeinkaufChantal Schneiß. (Bündnis 90 / Die Grünen). Foto: Benjamin Weinkauf

Und es gab auch eine durchaus zustimmende Stellungnahme aus dem Dezernat von Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning. Denn auch dort sucht man schon seit einiger Zeit nach Wegen, wie man den Überlastungssymptomen in der Verwaltung beikommen kann. Oder wie Chantal Schneiß anmerkte: 900 fehlende Verwaltungsmitarbeiter jeden Tag aus Krankheitsgründen, das sei doch ein bisschen viel.

Krankenstand ist inzwischen Thema

„Bereits jetzt liegt die Thematik Krankenstand im Fokus des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Eine Verzahnung mit dem Thema Überlastungsanzeigen ist vorgesehen“, bestätigte das Verwaltungsdezernat in seiner Stellungnahme das Anliegen der Grünen.

Schon jetzt gibt es ein System der Überlastungsanzeigen in der Verwaltung, auch wenn die Daten bislang nicht zentral gesammelt wurden. Das soll sich in künftigen Personalberichten ändern.

Und man tue auch schon einiges, um bei Überlastungsanzeigen Maßnahmen zu ergreifen, betont das Verwaltungsdezernat:

„Es gehört zudem bereits jetzt zu den Aufgaben des BGM, den Krankenstand in der Stadtverwaltung Leipzig zu analysieren und Bereiche und Berufsgruppen mit hohen Krankenständen gezielt zu unterstützen. Dazu verabschiedet die Steuerungsgruppe BGM jährlich u. a. berufs- und zielgruppenorientierte Maßnahmen wie bspw. Gesundheitstrainings und Grippeschutzimpfungen für Erzieherinnen und Erzieher, Angebote zur Stärkung der mentalen Gesundheit und Resilienz im Sozialamt oder Amt für Umweltschutz, Angebote zum richtigen Heben und Tragen oder Workshops zur Schichtarbeit.

Auch mit weiteren gezielten Maßnahmen wie etwa Führungskräftefortbildungen können Faktoren im Arbeitsumfeld wie bspw. Führungsverhalten, Kommunikation und Unternehmenskultur positiv gestaltet werden, die auf das physische und psychische Wohlbefinden von Mitarbeitenden nachweislich Einfluss haben.“

Erst mal anfangen

Das wäre vielleicht sogar erst einmal der richtige Weg, um loszulegen, meinte Linke-Stadtrat Enrico Stange in der Ratsversammlung am 27. August und ließ entsprechend den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung stellen. Was den Grünen zu wenig war.

Fraktionsvorsitzender Dr. Tobias Peter wollte von Oberbürgermeister Burkhard Jung doch noch wissen, bis wann es wirklich ein transparentes Berichtswesen gibt. Aber da stellte sich Burkhard Jung quer. Der Stadtrat könne ihn als Chef der Verwaltung bitten, so etwas aufzulegen, aber er könne ihm keine Fristen setzen.

Da sowieso der Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung stand, wurde der auch abgestimmt und bekam eine klare Mehrheit mit 54:11 Stimmen. Ob das Vorgelegte reicht, werde man sehen, hatte Enrico Stange gesagt. Dann könne man nachsteuern.

Und eins steht nun einmal fest: Die Personaldebatte wird den Stadtrat weiter beschäftigen. Gerade weil der Nachwuchs knapp ist und der Haushalt kaum noch Spielräume hergibt, um Überlastungsprobleme durch Neueinstellungen zu lösen.