Die Zeit, als in Leipzig internationale Bauausstellungen stattfanden, ist lange her. Dabei ist Bauen heute längst ein Feld, auf dem sich rasante Veränderungen ergeben, nicht nur durch den massiven Anstieg der Baupreise. Wachsende Städte mit immer weniger Baufläche stellen völlig neue Herausforderungen ans Bauen. Aber fragen muss man sich auch, wie man in den Kohlestrukturregionen künftig baut. Wie baut man anders? Da wäre es doch gut, die IBA auch nach Leipzig zu holen, beantragten die Grünen im Leipziger Stadtrat.
„Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass die derzeit im Aufbau befindliche IBA Internationale Bauausstellung Sachsen in Leipzig oder als gemeinsame IBA von Stadt und Region durchgeführt wird“, formulierten sie ihr Anliegen, das dann am 26. August der Grünen-Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter erläuterte. Auch mit all den Aspekten, mit denen eine IBA in Leipzig besonders werden soll.
„Nachdem IBAs bereits in Sachsen-Anhalt und in Thüringen stattgefunden haben, ist eine IBA in Sachsen eine große Chance, um die vielfältigen Herausforderungen im Planen und Bauen in Sachsen und Leipzig exemplarisch in Pilotprojekten zu untersuchen, Lösungen zu finden und beispielhaft umzusetzen.
Die Stadt Leipzig ist dafür prädestiniert, setzt sie doch seit vielen Jahren Architektur-, Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsprojekte auf hohem Niveau um und hat nicht zuletzt mit der Leipzig-Charta einen europaweiten Standard für die Entwicklung der Städte, Gemeinden und Regionen gesetzt“, formulierten die Grünen ihr Anliegen.
Sie merkten aber auch an, dass Handlungsbedarf bestehen könnte, wenn Leipzig überhaupt dabei sein will. Denn: „Da sich bereits eine Initiative IBA Impulsregion Leipzig (www.iba-impulsregion-leipzig.de) gegründet hat und der Ministerpräsident einen STARK-Bewilligungsbescheid an den Verbandsvorsitzenden des Kommunalen Forum Südraum Leipzig übergeben hat, besteht die Sorge, dass dieses wichtige Format an der Stadt Leipzig vorbeigeht.
Die Stadt Leipzig sollte dringend dafür Sorge tragen, dass sie in diesem Projekt als wichtige Akteurin in der Region auftritt. Nicht zuletzt werden durch eine IBA erhebliche Fördermittel und privates Kapital aktiviert, die die Stadt Leipzig dringend braucht, um ihre positive Entwicklung weiter vorantreiben zu können.“
Das Wort hat die Impulsregion
Warum also nicht mit der Region gemeinsam eine IBA veranstalten und auch die Stadt-Region-Beziehungen thematisieren? Aber das passiert doch schon, stellte das Stadtplanungsamt in seiner Wortmeldung fest, dass die Stadt sich schon beteiligt an den entstandenen Strukturen: „Eine aktive Beteiligung von Vertretenden der Stadt Leipzig an der aktuellen Initiative und Prä-IBA-Phase ‚Impulsregion Leipzig‘ ist über die Teilnahme an den Arbeitsstrukturen und Veranstaltungen bereits gewährleistet.“
Und zwar schon seit 2024, wie das Stadtplanungsamt feststellt: „Die Initiative der IBA-Impulsregion Leipzig, kam bereits vor Beginn der Prä-IBA-Phase, welche mit Bewilligungsbescheid des STARK-Programms am 1.6.2024 startete, auf die Stadt Leipzig zu, um ein Mitwirken der Stadt zu ermöglichen. Die Stadt ist daher seit April in den Arbeitsgremien der IBA vertreten.
In der entscheidungsgebenden Steuerungsgruppe war seit Mitte 2024 der Bürgermeister und Beigeordnete für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport und ist seit März 2025 der Bürgermeister und Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bau vertreten. Auf der Arbeitsebene sind insbesondere das Stadtplanungsamt und das Amt für Stadtgrün und Gewässer aktiv eingebunden.
Unabhängig davon, dass die inhaltlichen und organisatorischen Impulsgeber und Initiatoren aus dem Leipziger Südraum die Federführung innehaben, ist die im Antrag geforderte aktive Einbringung und gemeinsame Gestaltung einer IBA für die Region, d.h. für Stadt und Region, bereits durch die Mitwirkung der Stadt an den Arbeitsprozessen gewährleistet.“
Die Grüne rannten also offene Türen ein.
Es geht vor allem ums Neuseenland
Es fanden schon Fachwerkstätten statt, eine Machbarkeitsstudie wird gerade erarbeitet. „Entsprechend des Ergebnisses der Machbarkeitsstudie und den daraus folgenden Möglichkeiten zur Finanzierung und zur Umsetzung, würde die tatsächliche IBA im Jahr 2026 für einen Zeitraum von 10 Jahren starten. Sollte dies gelingen, ist beabsichtigt, dass sich die Stadt Leipzig auch in die Umsetzungsphase aktiv und impulsgebend einbringen wird“, zeichnet das Stadtplanungsamt die nächsten Schritte. „Zu gegebenem Zeitpunkt wird hierzu eine Entscheidungsvorlage in den Stadtrat eingebracht.“
Aktuelle Informationen fände man, so das Stadtplanungsamt, unter www.iba-impulsregion-leipzig.de.
So gesehen hatte sich der Grünen-Antrag schon erledigt und Dr. Tobias Peter zog ihn entsprechend zurück. Aber so wurde zumindest die IBA auch einmal im Stadtrat thematisiert, auch wenn heute im Grunde schon klar ist, dass der Schwerpunkt nicht in Leipzig selbst liegen wird, sondern im Leipziger Südraum rund um den Tagebau Vereinigtes Schleenhain, wo spätestens 2035 die letzte Kohle abgebaggert wird.
Da muss sich dann eine ganze Region regelrecht neu erfinden, oder wie es die Sächsische Staatskanzlei bei Bewilligung der Fördergelder für die Konzeptionsphase im Mai 2024 erklärte: „In der Ausstellung soll es neben dem Thema des nachhaltigen Bauens auch um bürgerschaftliche Teilhabe an Planungsprozessen gehen. Darüber hinaus soll die weitere Gestaltung des Seenlandes zu einer modernen Energielandschaft eine wichtige Rolle spielen.“