Bangkok (Thailand) – Eigentlich kennt man Jay Fai als die Grande Dame der thailändischen Straßenküche: Skibrille auf der Nase, loderndes Feuer unter Woks vor sich und auf dem Teller das weltweit berühmteste Krabben-Omelette. Doch nun sorgt die 82-jährige Michelin-Köchin in Thailand für Schlagzeilen – und zwar nicht wegen kulinarischer Meisterwerke, sondern wegen eines kulinarischen Preis-Skandals.
Die YouTuberin „Peachii“ (Pitchaya Chaychana) bestellte in Jay Fais Lokal das berühmte Krabben-Omelette für 1500 Baht (rund 38 Euro). Serviert bekam sie aber ein besonders edles „VIP“-Omelette – zum satten Preis von 4000 Baht (etwa 105 Euro). Blöd nur: Sie wurde vorher weder gefragt noch informiert. Die Mega-Rechnung kam als Überraschung.
Das Krabben-Omelette von Jay Fai gilt als das berühmteste der Welt und kostet regulär 38 Euro
Foto: Shutterstock / Tipayarat K
Pitchaya Chaychana machte ihren Unmut darüber auf „X“ öffentlich, in den sozialen Medien tobte die Diskussion: „Abzocke!“, riefen die einen, „Nobel geht die Welt zugrunde“, die anderen. Sogar Jay Fais Krabben-Lieferant meldete sich zu Wort und rechtfertigte sich für die hohen Rohstoffpreise.
Die Youtuberin Pitchaya Chaychana löste den Omelette-Skandal aus
Foto: Pitchaya Chaychana/Facebook
Doch damit nicht genug: Auch das thailändische Handelsministerium, genauer das Department of Internal Trade (DIT), leitete eine Untersuchung gegen das Michelin-Restaurant Raan Jay Fai ein. Grund: ein möglicher Verstoß gegen das Preisschutzgesetz, das eine klare und eindeutige Preisauszeichnung vorschreibt. Die Behörde verhängte eine Geldstrafe von 2000 Baht (ca. 50 Euro), obwohl laut Gesetz bis zu 10.000 Baht möglich gewesen wären. Gleichzeitig ordnete das DIT an, dass auf der Speisekarte künftig sowohl der Standardpreis von 1500 Baht als auch der Premiumpreis von 4000 Baht unmissverständlich erkennbar sein müssen.
Bereits seit 2017 ist Jay Fai mit einem Michelin-Stern dekoriert
Foto: jayfaibangkok/Instagram
Zusätzlich prüfen das Ministerium und die Verbraucherschutzbehörde jetzt, wie sich die Preise im Restaurant im Detail zusammensetzen. Untersucht werden unter anderem die Kosten für Zutaten und Arbeit. Damit wollen die Behörden klären, ob es bei der Kalkulation noch weitere Verstöße gegeben hat. Nach thailändischem Recht kann eine Überberechnung mit bis zu sieben Jahren Haft oder 140.000 Baht Geldstrafe (3700 Euro) geahndet werden.
Jay Fai bleibt trotz allem eine Kultfigur in der Gastroszene – ihre Omelettes waren, sind und bleiben ein Pilgerziel für Foodies weltweit. Doch wer künftig in Bangkok bei der „Omelette-Königin“ einkehrt, schaut sicher genauer hin: Steht da 1500 oder 4000 Baht?
Denn eines ist sicher: So lecker Krabbe auch schmeckt, niemand mag ein Omelett, das plötzlich zum Goldbarren wird.
BILD in Bangkok: Michelin-Stern für thailändische Straßenküche
Quelle: BILD07.06.2019