Hannover/Berlin – Hannover als Heimat lieben, aber Berlin regieren – geht das?

Steffen … Wer? Als die SPD in der Vorwoche bekanntgab, dass sie 2026 mit einem gewissen Steffen Krach an der Spitze in der Bundeshauptstadt in die Abgeordnetenhaus-Wahl ziehen will, erntete sie vor allem eines: fragende Blicke.

Krach, den kennt man zwar in der Gegend um Hannover – da ist er seit 2021 als Regionspräsident so was wie ein Landrat. Aber in Berlin kennen ihn nur regionalpolitische Feinschmecker: Von 2014 bis 2021 war er Wissenschaftsstaatssekretär beim Berlin-Senat.

Nun also volle Pulle Berlin?

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An der Spree, wo die SPD sich mit der AfD derzeit nur um Platz vier hinter CDU, Grünen und Linke rangelt, regen sich Zweifel. Befeuert durch Krach selbst! Denn als bekannt wurde, dass die SPD in Berlin mit ihm an der Spitze dem Untergang entgehen will, schrieb er einen Brief an seine Verwaltungsmitarbeiter in Hannover. Kern-Botschaft des Mannes, der antritt, die 3,9 Millionen Berliner zu regieren, an „liebe Kolleginnen und Kollegen“:

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▶︎ „Die Region ist und bleibt meine Heimat …“ Gemeint: Hannover, Niedersachsen. Sie sei ihm „eine Herzensangelegenheit“.

Auch sonst sind die Hauptstadt-Genossen irritiert – und die in seiner wahren Heimat auch!

Denn: Krach, der mit Frau und drei Kindern erst vor Kurzem neu gebaut hat, hatte Berliner Genossen bei einer ersten Anfrage eigentlich schon vor Monaten abgesagt!

Da hatte er aber noch andere Ambitionen – und setzte auf verschiedene Pferde:

▶︎ Er hatte intern die Hoffnung geäußert, bei einer der nächsten Landtagswahlen Spitzenkandidat der Partei – und damit Nachfolger von Langzeit-Regent Stephan Weil (68) – werden zu können.

Ohne Krach die Nachfolge geregelt: Die Neu- und Alt-Ministerpräsidenten Niedersachsens Olaf Lies (58, l.) und Stephan Weil (68) Anfang April in Hannover

Ohne Krach die Nachfolge geregelt: Die Neu- und Alt-Ministerpräsidenten Niedersachsens Olaf Lies (58, l.) und Stephan Weil (68) Anfang April in Hannover

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

▶︎ Als aber Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (58, SPD) im April Weil-Nachfolger wurde, habe Krach gehofft, Wirtschaftsminister in Hannover werden zu können. Es gab sogar ein medienwirksames Treffen im Wirtschaftsministerium mit Krach, Noch-Minister Lies und SPD-Landtagsfraktionschef Grant Hendrik Tonne (49). Am Ende wurde Tonne neuer Wirtschaftsminister. Krach war wieder draußen.

▶︎ Und auch das klappte nicht für ihn in Niedersachsen: Krach ist Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Hannover (größter SPD-Unterbezirk in Deutschland). Ihm wurde nachgesagt, zum SPD-Bezirksvorsitzenden aufsteigen zu wollen – als Nachfolger von Matthias Miersch (56) –, da der Chef der Bundestagsfraktion wohl nicht wieder antritt. Aber auch da ist Grant Hendrik Tonne favorisiert.

Nun also der Krach-Abgang aus Hannover: Seine Heimat-Genossen wurden eiskalt erwischt. Die Heimat-Basis ist verärgert. Und ein Nachfolge-Kandidat ist im Raum Hannover nicht in Sicht.

Immerhin für seine „überraschten und vielleicht auch enttäuschten“ Mitarbeiter in der Regionsverwaltung Hannover hat der künftige Berliner Spitzen-Genosse im Brief ein Angebot: „Meine Bürotür steht für Sie offen …“ Er biete „als Erstes am Mittwoch, 03.09.2025, um 9 Uhr mein Format ‚offenes Büro‘ an“.