Der wichtigste Satz fiel schon vor dem Anpfiff. Gesagt hat ihn aber nicht Trainer Jaron Siewert, nicht Sportvorstand Stefan Kretzschmar, und auch nicht der wortgewandte Welthandballer Mathias Gidsel. Sondern eine knarzige Stimme aus dem Off, die die neue Einlaufshow der Füchse Berlin eröffnete.
„Willkommen in unserem Revier“, sagte die Stimme, „willkommen … beim deutschen Meister!“ So brandete direkt Jubel in der mit 8392 Zuschauern gefüllten Max-Schmeling-Halle auf, denn das war ja auch das eigentlich entscheidende an diesem Sonntagnachmittag: Die Füchse Berlin präsentierten sich erstmals seit der historischen ersten deutschen Meisterschaft der Klubgeschichte dem eigenen Publikum.
Füchse Berlin: Meisterschale und Supercup beim ersten Heimspiel mit dabei
Mit Mijajlo Marsenic brachte der letzte Füchse-Spieler, der beim Einlaufen die Halle betrat, die Schale in die Halle, damit die Fans sie noch einmal bestaunen konnten. Dass es nicht Kapitän Max Darj tat, der die Mannschaft wie immer auf den Platz führte, lag schlicht daran, dass die Berliner in der Zwischenzeit schon einen weiteren Titel gewonnen hatten. In der Vorwoche gelang mit einem 34:33 nach Siebenmeterwerfen gegen den THW Kiel die Titelverteidigung im Supercup, dessen Pokal der Kapitän im Gepäck hatte.
So standen dort also zwei funkelnde Trophäen im Zentrum der Schmeling-Halle, die den Füchsen einen letzten Ansporn geben sollten, in der neuen Spielzeit ähnliches zu schaffen. Das 39:27 (20:17) an diesem ersten Spieltag gegen den Bergischen HC war ein guter erster Schritt auf dem Weg dorthin.
Füchsen fehlt zunächst die letzte Konsequenz
Hakun West av Teigum erzielte das erste Tor der neuen Saison und bis zum 5:1 (5. Minute) wirkte es, als hätten die Berliner den völligen Rausch aus den letzten Spielen vor der Meisterschaft einfach über den Sommer hinüberretten können. Auch der Bergische HC ist allerdings ein amtierender Meister, in der Vorsaison dominierten sie die Zweite Liga und präsentierten sich deshalb als Aufsteiger mit viel Selbstbewusstsein in der Hauptstadt.
Vielleicht nahm die Mannschaft von Trainer Jaron Siewert den BHC nach der frühen Führung etwas auf die leichte Schulter, denn die Gäste aus Nordrhein-Westfalen entpuppten sich als überaus hartnäckig. „Da fehlte mir bei uns die letzte Konsequenz“, bemängelte Siewert. 11:9 (14.) und 17:16 (24.) waren die Stationen einer ausgeglichenen ersten Hälfte, in der sich der Aufsteiger auch von einer Roten Karte gegen Johannes Wasielewski (20., Foul gegen Mathias Gidsel) nicht aus dem Rhythmus bringen ließ.
Neue Defensivformation der Berliner
Die Berliner suchten vor allem in der Defensive noch ein wenig nach dem Zugriff der vergangenen Spielzeit, auch eine offensivere Formation mit Lukas Herburger auf der Deckungsspitze half da nicht. „Wir erhoffen uns über ein flexibleres Abwehrspiel die Gegner vor Herausforderungen zu stellen“, sagte Siewert, „damit sie sich auch auf eine andere Formation als eine klassische 6:0 einstellen müssen.“ Im zweiten Durchgang legte er dieses Experiment zunächst wieder zu den Akten. Dennoch arbeitete es weiterhin gehörig in den Meisterköpfen.
Gidsel etwa warf einen Tempogegenstoß kurz nach der Pause neben (!) das Tor. Eine Szene mit derartiger Seltenheit, dass man sie schon an diesem ersten Spieltag für den Saisonrückblick notieren könnte. Kurz darauf kam der Bergische HC zum ersten Ausgleich der Partie (22:22, 37.). „Ich bin dem BHC schon auch dankbar für diese ersten 40 Minuten“, sagte Kretzschmar nach der Partie: „Weil es uns schon auch gezeigt hat, dass es einfach wieder losgeht jetzt.“
Gidsel sieht die Füchse noch nicht auf Meisterschaftsniveau
Schlussendlich siegten die Füchse dennoch deutlich. Gidsel war (natürlich) Top-Torschütze der Berliner (zehn Treffer), trotz einer ungewohnten Fehleranfälligkeit Anfang der zweiten Hälfte. Doch der Welthandballer hatte sich schnell wieder berappelt. Vor dem Spiel hatte er schließlich auch die Trophäe des MVP (wertvollster Spieler) der vergangenen Bundesliga-Spielzeit entgegengenommen, die galt es an diesem Tag zu untermauern. Es ist das erste Mal, dass ein Spieler der Füchse Berlin diese Auszeichnung erhält.
Gegen den BHC konnten die Hauptstadt-Handballer ab Mitte der zweiten Hälfte das Ergebnis bis zum 39:27-Endstand doch noch in standesgemäße Höhen schrauben, auch dank eines nach der Pause stark parierenden Lasse Ludwig. „Das war noch nicht Meisterschaftsniveau“, sagte Gidsel nach Schlusspfiff, „aber heute war ein besonderer Tag, hier in Berlin die Meisterschaft zu feiern. Das war vielleicht der Hauptfokus, das gemeinsam zu machen. Jetzt ist das weg und jetzt können wir funktionieren.“
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