… teuer seid ihr leider trotzdem, lieber Kollege Dirk Hoeren. Sie werfen der Generation Z, also auch mir, Undankbarkeit und Faulheit vor. Das kann ich so nicht auf mir sitzen lassen.

Ja, ihre Generation hat sich die Rente wirklich verdient. Diese Lebensleistung in allen Ehren, aber: Ihre Rente verschlingt Unsummen an Steuergeldern. Ihre Reformopfer reichen hinten und vorn nicht, um die wachsenden Milliardenlöcher zu stopfen.

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Sie verteidigen die Babyboomer-Generation gegen einen Vorwurf, den niemand erhoben hat. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, meinem Opa vorzuwerfen, er sei ein Absahner: Er hat mit 14 Jahren angefangen zu arbeiten und erst mit 67 aufgehört. Das ist eine Lebensleistung! Dass da ein soziales Pflichtjahr für Rentner wie ein schlechter Scherz klingt, ist mir klar.

Aber das ändert alles nichts daran, dass die Rentenkasse heute nur deshalb stabil wirkt, weil der Staat, also wir alle, Jahr für Jahr immer mehr Geld zuschießt. Mehr als 115 Milliarden Euro waren es 2024 – rund ein Viertel des Bundeshaushalts.

Der Erfolg gab euch recht?

Ja, der Rentenbeitrag ist seit acht Jahren stabil bei 18,6 Prozent.

Aber man muss doch fragen: Wie lange noch und zu welchem Preis?

Diese Stabilität ist jetzt schon teuer erkauft und wird noch teurer (2029: 3,6 Milliarden Euro, schon 2031: elf Milliarden). Das Geld fällt nicht vom Himmel. Und: Schon für 2027 ist ein Anstieg auf 18,8 Prozent geplant. Rechnet man alle Sozialabgaben zusammen, könnte in zehn Jahren fast jeder zweite Euro vom Bruttolohn dafür draufgehen.

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Das sind doch Ihre eigenen Horrorzahlen! Da muss ich mich als 22-Jährige doch wirklich fragen, was die Generationen vor mir – Ihre, Herr Hoeren, und die Ihrer Kinder – falsch gemacht haben.

Dasselbe gilt für die Kosten der Kinder- und Jugendhilfe. Die Kosten dafür den Kindern und Jugendlichen vorzuwerfen, ist genauso unseriös wie Ihnen Ihre Renten vorzuwerfen. Und: Wer Bildungsausgaben gegen Rentenausgaben ausspielt, der vergisst: Ohne gut ausgebildete junge Menschen wird es morgen noch weniger Beitragszahler geben.

Ihre Mahnung „Arbeitet mehr, dann kriegt ihr auch mehr Rente“ macht mich wütend. Entgegen allen Klischees: Der Anteil der Erwerbstätigen in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen misst mit knapp 76 Prozent den höchsten Stand seit Jahrzehnten.

Sie haben recht: Nicht alle, aber viele meiner Generation werden erben. Aber wir erben eben auch ein völlig marodes Rentensystem. Für das eine Erbe sind wir sehr dankbar, das fällt uns in den Schoß. Aber das andere Erbe fällt uns auf die Füße. Und das lasse ich mir nicht vorwerfen!