Manchmal muss man als Entwickler ganz unten angekommen sein, um zu merken, was wirklich zählt. Battlefield 2042 war dieser Tiefpunkt: Serverprobleme, Abstürze, schwaches Balancing – ein Start, der so katastrophal verlief, dass selbst Hardcore-Fans der Serie reihenweise das Weite suchten. Mit Battlefield 6 soll nun alles anders werden. Technischer Direktor Christian Buhl hat im Gespräch mit ComicBook ziemlich klar gemacht, worauf es diesmal ankommt: Performance und Stabilität zuerst, alles andere später.

Lektionen aus dem Chaos von Battlefield 2042

Buhl gibt offen zu, dass 2042 „nicht großartig lief“. Ein Understatement, das jeder Fan mit einem bitteren Lachen quittieren dürfte. Der entscheidende Unterschied diesmal: Die Entwickler versuchen gar nicht erst, am Ende hektisch alles zu flicken. Stattdessen wird Battlefield 6 von Tag eins der Entwicklung auf Belastbarkeit getestet, auch jetzt schon oder noch. Dafür hat das Team eigene „Technical Target Levels“ gebaut – Maps voller Fahrzeuge, Explosionen und Zerstörung, die niemand spielen soll, außer um die Engine an die Wand zu fahren. Klingt unsexy, ist aber genau das, was diese Reihe braucht.

Das Ziel: Ein Launch, bei dem niemand über Crashes oder Ruckler redet, weil es schlicht funktioniert. „Wenn Spieler über Stabilität reden, haben wir versagt“, so Buhl. Eine klare Ansage.

Kein Ray-Tracing, kein PR-Bling-Bling

Wer auf Grafikwunder zum Release gehofft hat, muss umdenken. Ray-Tracing fliegt komplett raus. Nicht, weil EA es nicht könnte, sondern weil es schlicht Ballast wäre. Jede Entwicklungsstunde geht in die Performance. Ein nachvollziehbarer Schritt, und vielleicht genau die Art Pragmatismus, die Battlefield zuletzt gefehlt hat. Grafikpracht bringt schließlich nichts, wenn das Match nach zwei Minuten einfriert.

Ein heiß diskutiertes Thema ist das neue Anti-Cheat-System. Battlefield 6 setzt auf Secure Boot, was für viele mit aktuellen PCs kein Problem ist, für einige mit älteren Maschinen aber den Ausschluss bedeutet. Buhl sagt selbst, dass er das bedauert, aber die Priorität liegt klar bei Fairness. „Wenn jeder cheatet, hört niemand auf zu spielen“, bringt er es nüchtern auf den Punkt.

Klartext: EA nimmt bewusst in Kauf, dass ein Teil der Community draußen bleibt, um den Rest vor Cheatern zu schützen. Eine unpopuläre, aber vielleicht notwendige Entscheidung, und zumindest mal ehrlicher als das übliche „Wir kümmern uns drum“-Gerede.

Beta-Feedback: Von OP-Schrotflinten und Server-Simulationen

Die offene Beta hat ihre Spuren hinterlassen. Klar, die üblichen Balance-Probleme (wer hat diese Shotgun nicht verflucht?) und Map-Vorteile für Verteidiger sind aufgefallen. Doch statt nur an einzelnen Waffen herumzuschrauben, will man die Systeme verbessern, um Balancing in Zukunft schneller anpassen zu können.

Auch serverseitig scheint man endlich die Realität im Blick zu haben. EA hat Stresstests mit Millionen virtueller Spieler durchgeführt, inklusive geplanter Login-Queues, damit nicht wie in der Vergangenheit alles zusammenbricht. Klingt fast zu vernünftig, um wahr zu sein.

Performance für alle, sogar auf Xbox Series S

Als technische Referenz diente die schwächere Xbox Series S. Wenn das Spiel dort sauber läuft, sollen auch PC-Spieler mit Midrange-Hardware profitieren. Ein smarter Ansatz, der zeigt, dass man die Basis der Community diesmal nicht vergisst.

Nach Jahren voller verpatzter Starts steht die Serie am Scheideweg. Battlefield 6 will nicht mit Buzzwords oder übertriebenen PR-Versprechen punkten, sondern mit etwas so Banalen wie stabilen Matches. Genau das könnte die größte Innovation seit Jahren sein.

Ob das reicht, die Fans zurückzuholen? Schwer zu sagen. Aber zumindest klingt es diesmal so, als ob EA verstanden hat, dass kein Feature der Welt ein Spiel retten kann, das technisch zusammenbricht. Und allein das ist schon fast eine kleine Sensation.