Rechtsextremistin Marla-Svenja Liebich hat sich dem Haftantritt am Freitagabend entzogen und soll ins Ausland geflüchtet sein – für viele eine unfassbare Behördenblamage. Und: Bundeskanzler Friedrich Merz machte im Sommerinterview des ZDF einige Ansagen. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 30./31. August 2025, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Liebich entzieht sich Haftantritt, scharfe Kritik an den Behörden
Derzeit ist öffentlich nicht klar, wo sich die verurteilte Rechtsextremistin Marla-Svenja Liebich befindet – dabei hätte die 54-Jährige am Freitagabend einen Gefängnisaufenthalt im Frauen-Strafvollzug Chemnitz antreten sollen. Doch der Tross aus Neugierigen, Medien und Unterstützern wartete vergebens vor der Haftanstalt: Liebich erschien nicht, soll laut unter ihrem Namen abgesetzten Post auf X (vormals: Twitter) in ein Drittland geflüchtet sein. Weder Anwälte noch Familie seien in die Entscheidung involviert gewesen.
Liebich, die seit Jahren als zentrale Figur der rechtsextremen Szene Sachsen-Anhalts gilt, war im Juli 2023 unter anderem wegen Volksverhetzung und übler Nachrede zu 18 Monaten hinter Gittern verurteilt worden. Damals war sie noch einem männlichen Namen bekannt, der Geschlechtseintrag wurde Ende 2024 auf Grundlage des neuen Selbstbestimmungsgesetzes geändert.
Mit einem Vollstreckungshaftbefehl fahnden die Behörden nun bundesweit nach Liebich. Aus ermittlungstaktischen Gründen werden aktuell keine genaueren Angaben gemacht. Scharfe Kritik an der Justiz geht dahin, dass diese gnadenlos und aus Liebichs Sicht erfolgreich vorgeführt worden sei: Es sei unbegreiflich, dass keine Maßnahmen gegen die mögliche Flucht getroffen wurden, meinen die sachsen-anhaltinische Landtagsabgeordnete Henriette Quade (40, Die Linke), das „Bündnis gegen Rechts“ aus Halle und weitere.
Steuern, Richter, Ukraine: Merz im ZDF-Sommerinterview
Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich im Sommerinterview des ZDF am Sonntag gegen Steuererhöhungen für Vermögende ausgesprochen. Dies berichtet der MDR in einer Zusammenfassung. Merz widersprach damit Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil (47, SPD), der höhere Steuern für Vermögende und Top-Verdiener zum Ausgleich von Haushaltslöchern zuletzt nicht ausschloss. Der Kanzler hingegen argumentierte mit dem Koalitionsvertrag, der Steuererhöhungen nicht vorsehe. Dem habe die SPD zugestimmt.
Friedrich Merz auf der Regierungsbank (2025). Foto: DTB/Thomas Imo/photothek
Weiterhin äußerte Merz seine Befürchtung, dass Russlands im Februar 2022 gestarteter Großangriff auf die Ukraine noch lange andauern könne. Zudem kündigte er nach dem Koalitionsstreit um die Wahl von Richterinnen und Richtern für das Bundesverfassungsgericht einen neuen Anlauf im Herbst 2025 an.
Merz ist seit Mai 2025 zehnter Bundeskanzler Deutschlands, er löste nach knapp über drei Jahren vorzeitig Olaf Scholz (67, SPD) in diesem Amt ab.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
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Was sonst noch wichtig war:
Auf der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim soll es zu Attacken auf russisches Militär gekommen sein.
Annäherungen zwischen China und Indien.
Israel tötete nach eigenen Angaben einen Hamas-Sprecher.
Was morgen wichtig wird:
Der September beginnt, und dieser bedeutet neben dem meteorologischen Herbstbeginn auch eine Reihe Neuerungen für Verbraucher.
Kalenderblatt: Zehn Jahre „Wir schaffen das!“
Am 31. August 2015 äußert die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (amtierend 2005 bis 2021, heute 71, CDU) in einer Pressekonferenz ihren historischen Satz: „Wir schaffen das!“ Eingebettet ist er, das gehört zum vollständigen Bild, in ein längeres Zitat, welches klarmacht, dass er vor allem als Handlungsansporn gemeint ist.
Hintergrund ist der Zustrom hunderttausender Geflüchteter nach Europa, von denen viele dem brutalen Bürgerkrieg in Syrien entkommen wollen. Deutschland gilt als ein Hauptzielland der Menschen auf der Flucht gen Westen – und nur wenige Tage später wird Merkel diesen die Weiterreise über Ungarn und Österreich in großer Zahl gestatten. Ein Schritt, der als großer humanitärer Akt gefeiert wird und doch gleichzeitig auch Ängste und Kritik nach sich zieht.