Ein Mann kehrt nach langer Trennung zurück, fällt seiner Frau in die Arme. Es ist ein Bild voller Sehnsucht – gemalt von der 15-jährigen Andriana aus Iwano-Frankiwsk in der Westukraine. Für sie steht das Motiv für den Traum vieler Menschen in ihrer Heimat: das Wiedersehen mit geliebten Menschen und das Ende des Krieges.
Eine lange Reise nach Saarbrücken
Andriana ist eine von zehn Schülerinnen aus der Ukraine, die für eine Woche nach Saarbrücken gereist sind, um hier gemeinsam mit deutschen Jugendlichen zu malen. 26 Stunden saßen sie im Bus, bevor sie ihr Ziel erreichten. Eingeladen wurden sie von Pfarrer Thomas Hufschmidt von der Jugendkirche eli.ja.
Bei einer Reise in die Ukraine hatte er die Schülerinnen im vergangenen Jahr kennengelernt. Die Begegnung wollte er fortsetzen – diesmal in Saarbrücken. Ihm war wichtig, den Jugendlichen zu zeigen, dass Grenzen überwunden werden können und dass gerade in einer Region wie dem Saarland, die selbst eine Geschichte von Konflikten und Versöhnung kennt, Frieden wachsen kann.
Kunst zwischen Alltag und Krieg
Die Woche in Saarbrücken war für die Mädchen eine willkommene Abwechslung vom Alltag im Kriegsgebiet. In ihren Bildern drücken sie dennoch immer wieder ihre Erfahrungen und Gefühle aus. „Wir wollen Frieden, wir wollen, dass der Krieg aufhört“ – das ist die Botschaft, die viele ihrer Werke tragen.
Für einige ist das Malen eine Möglichkeit, Ängste sichtbar zu machen, für andere eine Pause von den Nachrichten, die sie auch hier ständig verfolgen. Die 16-jährige Sophia beschreibt, wie sie in Saarbrücken die Leichtigkeit der Menschen spürt: das Lachen, Singen und Tanzen, das zu Hause gerade unmöglich scheint. Gleichzeitig bleibt die Unruhe: Die Gedanken an die Heimat lassen sie nicht los.
Begegnungen und neue Eindrücke
Die Schülerinnen sind während ihres Aufenthalts im Saarland bei Gastfamilien untergebracht. Sie haben sich auf einen Aufruf der Gemeinde in den sozialen Medien gemeldet. So standen neben dem künstlerischen Arbeiten auch Ausflüge auf dem Programm: nach Trier, Metz und Luxemburg. Besonders die Architektur beeindruckte viele, die in den Städten aufmerksam fotografierten und skizzierten.
Begleitet wurde der Workshop von dem Künstler Uwe Appold. Er betont, dass Kunst eine besondere Kraft habe, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und Brücken zu schlagen. Für ihn ist Kunst nicht nur ein Ausdrucksmittel, sondern auch eine Form der Persönlichkeitsbildung: ein Raum, in dem Jugendliche lernen, ihre Gedanken sichtbar zu machen und miteinander zu teilen. In Saarbrücken sei das auf besondere Weise gelungen.
Botschaften für die Zukunft
Die Werke, die im Workshop entstanden sind, sind voller Symbolik: vom Wiedersehen getrennter Familien über Szenen der Zerstörung bis hin zu Bildern der Hoffnung. Sie spiegeln die Lebenswirklichkeit junger Menschen wider, die mit Krieg aufwachsen und dennoch eine Zukunft ohne Gewalt erträumen.
Eine Schülerin formuliert es schlicht: Sie wünsche sich, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer stark bleiben – und noch stärker werden. Die Bilder sind noch bis zum 12. Oktober in der Jugendkirche eli.ja in Saarbrücken ausgestellt. Sie sind ein Zeugnis für Kreativität, Begegnung – und für den Wunsch nach Frieden.
Über dieses Thema hat auch der „aktuelle bericht“ im SR Fernsehen am 29.08.2025 berichtet.