„Vor dem ersten Schultag nach den Ferien ist die Gefühlslage oft noch ein wenig kribbelig“, begrüßte Pfarrer Thomas vom Scheidt gemeinsam mit Superintendent Markus Zimmermann die Besucherinnen und Besucher im Gottesdienst zum Schuljahresbeginn in der Kartäuserkirche. „Da tut es gut, noch einmal innezuhalten, sich zu sammeln und zu stärken“, hieß der Schulreferent im Namen des Schulreferates und des Pfarramtes für Berufskollegs über sechzig Religionslehrerinnen und -lehrer willkommen.

Jahreslosung als Leitmotiv

In diesem Gottesdienst wolle man nachdenken über die Jahreslosung 2025: „Prüfet alles und behaltet das Gute“, so vom Scheidt. „Wenn wir das Gute in unsere Schulen und in unsere Welt tragen wollen, dann müssen wir das Gute auch in uns tragen.“ Und man müsse auch selbst Gutes erfahren. „Deshalb singen und beten wir zusammen. Deshalb lassen wir uns ansprechen von Gottes Wort. Wir feiern das Abendmahl und lassen uns segnen, um so gestärkt in das neue Schuljahr gehen zu können.“ Vom Scheidt bat Gott: „Lass uns das Gute in diese Welt und unsere Schulen tragen, lass uns Kraft schöpfen an Körper und Seele für die Zeit, die vor uns liegt. Sei du in unserer Mitte.“

Impuls 1: Prüfungsdruck im „Instagram-Zeitalter“

Im ersten von drei Impulsen ging Pfarrer Jost Klausmeier-Sass auf das „Instagram-Zeitalter“ ein. Diesem sei ein Prüfmodus zu eigen, der gerade bei Kindern und Jugendlichen fast unerträglich sei: „Bin ich schön? Bekomme ich Likes auf meine Äußerungen? Wie viele Rückmeldungen habe ich gekriegt? Habe ich viele Follower, sind andere beliebter, habe ich neueste Trends verpasst?“, reihte der Bezirksbeauftragte für Berufskollegs aneinander. Kinder und Jugendliche sähen sich einem Dauerprüfstand ausgesetzt.

Und bei den Erwachsenen? „Wir schauen mal auf die Beratungsliteratur in großen Buchhandlungen“, so Klausmeier-Sass. Meterweise Bücherregale mit Ratgebern, die erklären wollen, wie man sein Leben am besten hinbekommt. Dahinter stecke eine tiefe Verunsicherung, verwies der Pfarrer auf die Vielzahl dessen, was mittlerweile überprüft werde. „Hat man seine neue Life-Balance denn eingenommen, hat man das Glückskonzept für sich gefunden und setzt es auch um?“ Bevor wir ein „Prüfet alles und behaltet das Gute“ weiter bedenken würden, bat er Mitwirkende, ihm bitte zu erklären, „was das heißen soll in unserer christlichen Perspektive“.

Impuls 2: Orientierung an Paulus und christlichen Werten

Der Leitvers des Paulusbriefes an die Thessalonicher – „Prüfet alles und behaltet das Gute“ – stehe in einer ganzen Reihe von Ermahnungen oder Hinweisen, stellte Pfarrerin Claudia von Aswegen im zweiten Impuls fest. Paulus gebe Ratschläge für das Zusammenleben: kümmert euch umeinander; bemüht euch, einander etwas Gutes zu tun; habt Geduld mit allem.

Die prophetische Rede damals habe den Menschen zur Ermutigung und Erbauung gedient, so die Bezirksbeauftragte für Berufskollegs. Laut Paulus bringe die prophetische Rede den Geist Gottes. Dieser Geist „weht, wo er will und wie er will“. Er solle auch in der Gemeinde wirken und nicht ausgelöscht werden. Aber es gehe nicht nur darum, eine prophetische Rede zu hören und alles zu glauben, sondern auch darum, erneut zu prüfen. Dies habe für die Gemeinde ein Problem dargestellt: „Wie soll man jetzt unterscheiden, ob das ein richtiger oder nicht richtiger Geist ist, der da gesprochen hat? Und wie kann man die Geister voneinander unterscheiden?“

Der Apostel Paulus orientiere sich daran und frage: „Was ist der Wille Gottes?“ Paulus gehe davon aus, „dass Menschen den Willen Gottes erkennen können, wenn sie sich auf ihn einlassen“, so von Aswegen. Einige Verse vorher heiße es in seinem Brief: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen.“ Vielleicht sei das ein Hinweis für eine Möglichkeit, wie der Glaube im Leben verankert werden könne. „Im Glauben lassen wir uns auf Gott ein“, so die Bezirksbeauftragte. Er gebe uns die Möglichkeit, das Gute zu erkennen und auch vom Bösen zu unterscheiden.

Von Aswegen findet es wichtig, in ihrer Tätigkeit für Menschen hilfreich zu sein. „Aber es gibt auch Zeiten, wo sich Entscheidungen im Nachhinein als falsch herausstellen.“ Paulus sage: Prüft nochmal, prüft immer wieder. Das könne laut der Impulsgeberin ein Hinweis auch für unseren Alltag sein. „Immer wieder prüfen“, glaubt von Aswegen an einen Auftrag – „und alles Gute behalten“.

Impuls 3: Schule zwischen Veränderung und Bewahrung

Im dritten Impuls dachte Dr. Rainer Lemaire, Schulreferent, an das, worauf er sich ganz persönlich zu Beginn des neuen Schuljahres freut: auf das Lehrerzimmer als seinen zentralen Hafen, den er mehrmals täglich ansteuere. Er freut sich auf neue Schülerinnen und Schüler und das, was sie „zu unserer Reli-Reise in diesem Schuljahr beitragen“. Ebenso freut er sich auf seine Kolleginnen und Kollegen, „mit denen ich seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeite“. Auch auf die zuverlässige Mikrostruktur, „auf die ich mich verlassen kann“. Und wie viel Zeit habe er mit seinen Kollegen schon neben dem alltäglichen Unterricht in das System Schule gesteckt, um es zu verbessern. „Vieles haben wir auch schon erreicht. Da ist wirklich viel Gutes, was meiner Prüfung standhält“, so der Schulreferent.

Der Vers „Prüfet alles und behaltet das Gute“ habe für Lemaire zwei Seiten: „Die Sehnsucht nach Veränderung, die wir im System Schule ganz sicher brauchen, und den Impuls, auch das Gute zu sehen, das wir schon erreicht haben.“ Vielleicht nehme er diesen Vers einfach mit in das neue Schuljahr und lasse sich überraschen, wann und wo dieser Vers gedanklich aufploppt und ihm einen Impuls in die eine oder andere Richtung gibt.

Lemaire teilte noch einen Gedanken zum biblischen Kontext. Paulus warne davor, die prophetische Rede zu verachten. Gleichzeitig fordere er auf, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. „Propheten haben einen solchen Prüfauftrag. Als Anwälte für Gottes Gerechtigkeit und Gottes Wahrheit.“ Wir seien keine erwählten Propheten, „aber wir haben als Kirche einen prophetischen Auftrag“, sagte Lemaire. Vielleicht könne der Vers auch eine Ermutigung für uns sein. Eine Ermutigung, diesen Auftrag als Kirche wahrzunehmen – „mit seinen beiden Seiten prüfen und behalten“. Das könne man sicher in der Schule tun, aber auch an vielen anderen Orten und in vielen anderen Situationen, schloss Lemaire.

Abendmahl, Segen und Fürbitten

Gott habe sich den Menschen zugewandt, um sie zu stärken und aufzurichten, sprach Superintendent Markus Zimmermann vor dem Abendmahl und dem anschließenden Segen. Gott habe sich den Menschen zugewandt, um deutlich zu machen, dass er ihnen nahe sei, um immer neu Kraft zu schenken.

In den Fürbitten wurde gebetet für die Schülerinnen und Schüler: „Segne sie mit Freundschaften und guten Begegnungen.“ Für die Lehrerinnen und Lehrer: Mögen sie Gesundheit an Körper und Geist und immer wieder den Wert ihres Tuns erfahren. „Wir bitten für alle, die in der Schule ihren Beitrag für ein gelingendes Miteinander leisten“, hieß es weiter. Eingeschlossen in die Bitten an Gott war auch das „Bildungssystem, in dem das Wohl der Menschen an erster Stelle“ stehen solle.

Musik und gemeinsamer Ausklang

In den Händen von Thomas Frerichs, Kantor der Kartäuserkirche, lag die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Dessen Kollekte fließt an Südwind, das Institut für Ökonomie und Ökumene in Siegburg, das sich für eine gerechte Weltwirtschaft einsetzt. Im Anschluss folgten die Besuchenden der Einladung zu Gespräch und Imbiss.

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Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich