Berlin – Ich kann es nicht mehr hören. Das Gejammer um die angeblich so stark steigenden Rentenausgaben. Kein Tag ohne Vorschläge, wie die Senioren zur Kasse gebeten werden sollen. Dabei hat kaum eine Generation mehr für die Altersversorgung getan als die Babyboomer. Also lasst uns in Ruhe!

Zahllose Reformen, Anhebung des Rentenalters auf 67, Nachhaltigkeitsfaktor, Riesterfaktor, Nullrunden, Abschläge bei früherem Renteneintritt – all das haben wir, die Kinder der Wirtschaftswunder-Generation, geschluckt. Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und achselzuckend hingenommen, dass unsere Renten schrumpften. Damit das System auch langfristig sicher bleibt.

Der Erfolg gab uns recht! Der Rentenbeitrag ist seit acht Jahren stabil bei 18,6 Prozent. Dabei haben die Untergangs-Propheten schon vor 15 Jahren den Zusammenbruch des Systems und einen Anstieg des Beitrags auf 20,6 Prozent vorausgesagt.

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Und jetzt kommt die Generation Z und stellt uns als Abzocker an den Pranger.

Weil die Bundeszuschüsse in die Rentenkasse ständig steigen. Ja, der Staat muss mehr Geld für Alte aufwenden. Aber gleichzeitig steigen auch die Steuereinnahmen. Der Anteil der Rentenausgaben am Bruttoinlandsprodukt ist seit Jahren stabil.

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Kostentreiber bei den Sozialausgaben sind dagegen die Kosten, von denen die Generation Z besonders profitiert. So haben sich die Kosten für die Kinder- und Jugendhilfe seit den 90er-Jahren verzehnfacht (1 Euro = 1,95583 DM). 1990 gab es noch 50 D-Mark Kindergeld für das erste Kind, heute sind es 255 Euro. Elterngeld? Kannten wir nicht. Wir haben unsere Kinder auch so großgezogen.

Es ist ein Hohn, dann auch noch ein soziales Pflichtjahr für Senioren zu fordern. Wir pflegen unsere betagten Eltern, die dank der modernen Medizin immer älter werden. Wir kümmern uns um unsere Enkel, weil Papa und Mama sich heute im Job selbst verwirklichen.

Soziales Jahr? Wir leisten schon ein soziales Jahrzehnt!

Dank statt Rente beschneiden

Im Übrigen, liebe Generation Z, wie hoch eure Rente später sein wird, liegt in euren Händen. Denn ein Grundsatz gilt auch in Zukunft unverändert: Viele Arbeitsjahre bringen viel Rente. Wer nach dem Abi erst mal ein Jahr auf Weltreise geht, danach bis 30 studiert, sich ein Sabbatical nimmt und dann im Job wegen der Work-Life-Balance kürzertritt, darf sich nicht über die angebliche Schrumpfrente beschweren.

Dass sich die Jungen Sorgen um ihre Altersversorgung machen, ist auch nicht neu. Das haben wir auch schon gemacht und privat vorgesorgt. Davon profitieren im Übrigen unsere Kinder und Kindeskinder. Noch nie wurde so viel Geld vererbt, wie heute. 2023 waren es 121,5 Milliarden Euro. Tendenz steigend.

Es wäre Zeit, uns Rentnern zu danken, statt uns die Rente zu beschneiden!

Hinweis: Autor Dirk Hoeren berichtete fast drei Jahrzehnte lang als Politikredakteur für BILD, zu seinen Themenschwerpunkten zählten Rente, Krankenkassen und Arbeitsmarkt.