Lockduft mit Todesurteil: Hungrige Weibchen einer afrikanischen Gottesanbeterinnen-Art nutzen einen perfiden Trick, um ihren Hunger zu stillen. Sie senden manipulierte Pheromone aus, die den Männchen eine besonders fitte, attraktive Partnerin vorgaukeln. Doch wer dem verführerischen Duft folgt, läuft Gefahr, nicht als Partner, sondern als Mahlzeit zu enden, wie Biologen beobachtet haben. Das nutzt nicht nur dem hungrigen Weibchen, sondern womöglich auch dem gemeinsamen Nachwuchs.

Für männliche Gottesanbeterinnen ist das Rendezvous mit einer potenziellen Partnerin ein riskantes Spiel, denn bei vielen Arten endet die Paarung für das Männchen im Magen des Weibchens – manchmal frisst es ihn sogar schon mitten im Akt. Da die Fangschrecken-Weibchen oft größer sind als die Männchen, fällt es ihnen leicht, ihre Partner zu überwältigen. In manchen Fällen wenden weibliche Gottesanbeterinnen aber auch tückische Tricks an, um ihre eiweißreichen Verehrer anzulocken.
GottesanbeterinDie Spezies Miomantis caffra ist ursprünglich in Südafrika beheimatet, kommt inzwischen jedoch auch in Neuseeland, Australien, den USA und sogar Portugal vor. © UHH/Knapwerth

Partnerwahl im Labyrinth

Einen solchen Trick haben nun Laura Knapwerth und Nathan Burke von der Universität Hamburg bei der in Südafrika heimischen Fangschrecken-Spezies Miomantis caffra untersucht. Dazu zogen sie zunächst Tiere aus 25 Gelegen auf und unterteilten die Weibchen dann in zwei Gruppen: Während die eine mit acht Fliegen pro Woche reichlich Nahrung erhielt und entsprechend gut gedieh, musste die andere mit der knappen Kost von nur zwei Fliegen pro Woche auskommen.

Sobald die Gottesanbeterinnen die Geschlechtsreife erreicht hatten, setzten die Forschenden jeweils ein hungriges und ein wohlgenährtes Weibchen in die beiden Arme eines T-förmigen Labyrinths, während ein Männchen in der Mitte startete. Da sich die Tiere nicht sehen konnten, blieb den Männchen nur der Geruchssinn, um sich für eine Sexualpartnerin zu entscheiden.