Die Landeshauptstadt muss sparen. Die Finanzlage ist nach etlichen Jahren des Wohlstands so angespannt, dass eine Einsparvorgabe die nächste jagt. Es geht um Summen, die den Normalbürger schwindelig werden lassen. Hunderte Millionen Euro hier, Dutzende Millionen Euro da. Nichts scheint verschont zu bleiben – städtische Ämter, Schulen, geplante Investitionen. Je näher es an die Beratungen zum nächsten Doppelhaushalt heran geht, desto größer wird die Nervosität bei allen, die eigentlich mit Geld gerechnet hatten.

Da macht die Feuerwehr keine Ausnahme. Dummerweise sind etliche Gebäude sowohl der Berufsfeuerwehr als auch der Freiwilligen Feuerwehr in Stuttgart sehr in die Jahre gekommen. Manche Magazine stammen noch aus Zeiten, in denen mit Pferden ausgerückt wurde. In manchen Stadtbezirken müssen die Lebensretter mit katastrophalen Verhältnissen klarkommen.

Diverse Großprojekte stehen an

Mindestens eine halbe Milliarde Euro wären für alle Baumaßnahmen notwendig, hat man in der Branddirektion schon vor Jahren errechnet. Die neue Feuerwache 5 in Möhringen ist fertig, manche kleinere Sanierung auch, das Interim für die Wache 1 unter der Paulinenbrücke befindet sich im Bau. Doch Großprojekte wie der Neubau der Wache 3 in Bad Cannstatt sowie zig Baumaßnahmen für die Freiwillige Feuerwehr sind noch offen.

Besonders bei den Ehrenamtlichen geht nun die Befürchtung um, man könnte bei den Haushaltsberatungen gestrichen werden. Und mit ihnen zittern ganze Stadtbezirke. „Es besteht in der Bevölkerung die große Sorge, dass unser Feuermehrmagazin nicht zum Zuge kommt“, sagt etwa Botnangs Bezirksvorsteherin Mina Smakaj. Genauso wie die Feuerwehrhäuser in Birkach und Büsnau wäre es eigentlich schon im vergangenen Haushalt vorgesehen gewesen – alle drei sind dann aber auf den letzten Drücker gestrichen worden. Mit der Aussicht, beim nächsten Mal aufgenommen zu werden.

Unter der Paulinenbrücke laufen derzeit die Bauarbeiten für das Interim der Feuerwache 1 im Süden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In Botnang ist die Lage mittlerweile desaströs. Zu den bisher bekannten Problemen wie Schimmel, zu wenig Spinde, zu wenig Platz, nicht nutzbare sanitäre Anlagen und eine kaputte Heizung ist im Februar noch ein großer Wassereintritt am Dach dazu gekommen. Die Wohnung im Gebäude ist nicht bewohnbar, auf einen Kostenvoranschlag der Stadt wartet man seit Monaten. „Die Feuerwehr ist das Rückgrat des Ehrenamts“, sagt die Bezirksvorsteherin angesichts der großen Abteilung in Botnang mit Jugend- und Kindergruppe. Nach einem großen Brand Ende Juni hätten die Einsatzkräfte nicht einmal duschen können.

Stuttgarts Feuerwehrchef Georg Belge kann die Sorgen gut nachvollziehen. „Wir stehen hinter den Projekten, die für unsere Ehrenamtlichen sehr wichtig sind“, sagt er. Gerade bei den mittlerweile „die drei Bs“ genannten Magazine in Birkach, Botnang und Büsnau sehe man „sehr deutlich die Notwendigkeit“. Das habe man zuletzt in einem Gespräch mit Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) auch noch einmal bekräftigt.

Noch höhere Kosten bei Verschiebung

Belge betont, man werde alles dafür tun, die wichtigsten Projekte durchzubringen – bei der Berufsfeuerwehr genauso wie bei der Freiwilligen Feuerwehr. Man könne allerdings nicht vorhersagen, welche Priorisierung der Gemeinderat letztlich vornehme. Er betont allerdings, welche Folgen eine weitere Vernachlässigung der Immobilien hätte: Dann wären künftig „massive Summen“ allein für den Gebäudeerhalt nötig.

Immerhin: Belge ist froh, dass seinen Informationen nach das derzeitige große Investitionsprogramm in neue Fahrzeuge wohl nicht auf der Streichliste steht. „Dafür sind wir sehr dankbar und hoffen, dass man daran festhält. Die Fahrzeuge und die technische Ausstattung sind das Handwerkszeug, das unsere Kolleginnen und Kollegen jeden Tag brauchen.“

Die Angst ist groß allenthalben. Und so werden auch Gelegenheiten genutzt, die unverhofft kommen, um für sich zu trommeln. Vom 2. September an besucht Oberbürgermeister Frank Nopper diverse Stadtbezirke, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. In Botnang dürfte dafür reichlich Gelegenheit bestehen. Es ist mit einer dreistelligen Zahl an Menschen zu rechnen, die das Stadtoberhaupt in Empfang nehmen. Um für die Sanierung ihres maroden Feuerwehrhauses zu kämpfen.