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Ein Hinweisschild im Supermarkt mahnt an Limitierungen wie in der Corona-Phase: Will Edeka mit umgekehrter Psychologie Kunden gewinnen?

Kassel – Erinnern wir uns an die Corona-Pandemie erinnert, haben wir sofort Bilder von rationiertem Toilettenpapier, Nudeln und Mehl vor Augen. Damals waren Hinweise wie „Bitte nur zwei Packungen pro Kunde“ keine Seltenheit. Nun sorgt ein ähnlicher Aushang in einer Edeka-Filiale für Aufsehen – diesmal allerdings geht es nicht um Klopapier, sondern um ein ganz alltägliches Grundnahrungsmittel: Butter.

Eine Außenaufnahme vor einer Edeka-FilialeEin Edeka-Kunde macht eine kuriose Entdeckung am Kühlregal. © Joko/IMAGO

Ein Reddit-User entdeckte am Kühlregal einen handgeschriebenen Zettel mit der Aufschrift: „Achtung: Die Butter aus der Werbung!! Pro Kunde nur 4 Stück!!“. Dazu seine spöttische Bemerkung: „Keine Ahnung, welche Butter in der Werbung war. Aber unlaminiert und ohne Unterschrift habe ich wohl kaum etwas zu befürchten.“

Rätselraten im Netz: Welche Butter rationiert Edeka denn nun?

Unter dem geposteten Bild ging sofort das Rätselraten los, um welche Butter es sich handeln könnte. „Landliebe unten rechts, die, von der fast nix mehr da ist. Klassiker“, vermutete ein Nutzer, Andere User nahmen die Situation mit Galgenhumor. „Und wenn ich mal wieder für eine Fußballmannschaft backen muss? Unverschämt.“

Andere erinnerten an ähnliche Situationen im Handel. „Wenn man sich nicht den Jux macht, hin und wieder zu Diskountereröffnungszeiten einzukaufen, glaubt man gar nicht, wie notwendig solche Rationierungen teilweise sind“, hieß es auf Reddit. Diese Erfahrung scheinen auch andere Kunden gemacht zu haben. So beschwerte sich im vergangenen Juli ein junger Vater über „Kampfomas“ bei Aldi, die bei Sonderangeboten kein Erbarmen kennen würden.

Für Schmunzeln sorgte die Idee, wie man die Edeka-Regelung theoretisch umgehen könne: „Einmal mit Brille in den Laden, einmal ohne Brille in den Laden, einmal mit Bart in den Laden, dann zum Auto, Bart abrasieren und wieder in den Laden.“

Alltagsprodukt wird zum Luxusgut – Kunden beschweren sich über hohe Butterpreise

Butter habe sich von einem alltäglichen Lebensmittel zu einem teuren Luxusgut entwickelt. 2024 habe man für ein Päckchen so viel gezahlt wie nie zuvor: 2,40 Euro, so wiwo.de. Zwar habe es zwischenzeitlich eine Erholung gegeben, doch im Juni 2025 seien die Preise erneut um 14,7 Prozent gestiegen, wie die Zeit berichtet. Gründe dafür seien vor allem die hohen Energiekosten für Produktion und Kühlung, steigende Löhne in der Landwirtschaft sowie die starke Nachfrage nach bekannten Markenartikeln.

Für viele Haushalte sei Butter inzwischen ein „schweineteurer“ Posten im Budget geworden. Ein Nutzer auf Reddit brachte die Lage auf den Punkt: „Ich hatte letztens in einer too good to go-Tüte vier Pakete Kerrygold-Butter und ich habe mich gefühlt, als hätte ich im Lotto gewonnen.“ Entsprechend achten Verbraucher inzwischen deutlich stärker auf die Preise. Sonderaktionen und Rabattangebote für Markenbutter finden daher besonders hohe Aufmerksamkeit – nicht selten führen sie sogar zu einem Ansturm auf die Supermarktregale.

Knappheit als Strategie: Zwischen Marktzwang und Konsumentensteuerung

Laut Diskussionen in der Reddit-Community könnte es sich bei Edekas Vorgehen um einen bewussten Kniff handeln, der auf „umgekehrter Psychologie“ basiert und so zum Kauf animieren soll. Tatsächlich passt diese Einschätzung gut zum sogenannten „Knappheitsprinzip“ (Scarcity-Prinzip). Demnach werden Produkte attraktiver, sobald sie als selten oder nur begrenzt verfügbar dargestellt werden. Formulierungen wie „nur noch wenige Stück auf Lager“, „nur heute erhältlich“ oder Hinweise auf eine Rationierung übten nach Angaben von ndr.de zusätzlichen Druck auf Konsumenten aus, schnell zuzugreifen. Aus Angst, etwas zu verpassen, kauften Menschen dadurch oft spontaner und weniger überlegt. Das Prinzip folgt dem Gedanken: „Was begrenzt ist, muss wertvoll sein.“

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Solche Strategien sind keineswegs neu. Schon lange setzen Supermärkte bei beliebten Artikeln Mengenlimits ein, etwa wenn Nutella im Angebot ist, zur Grillsaison Fleischknappheit signalisiert oder zum Jahresende Kaffee rationiert wird. Neben begrenzten Mengen spiele auch die zeitliche Verfügbarkeit eine Rolle: So verschwinde beispielsweise die Praline Mon Chéri jeden Sommer aus den Regalen und sei laut ndr.de von Oktober bis März besonders gefragt.

In seltenen Fällen gebe es eine tatsächliche Warenknappheit – meist gehe es um eine gezielte Steuerung des Angebots in Kombination mit geschicktem Marketing. Ob es im Fall von Edeka wirklich Lieferprobleme gab oder ob das Hinweisschild bewusst Kaufanreize schaffen sollte, bleibt unklar. Sicher ist jedoch: Kaum ein Lebensmittel wird so stark mit Emotionen verknüpft wie Butter. Sie gilt als Preisindikator, gehört zum Frühstücksalltag – und ist für viele ein Kultprodukt. (jaka)