Der Pfaffensteigtunnel als Anbindung der Gäubahn an Stuttgart 21 steht zwar im aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung – die Befürworter bleiben trotzdem nervös.

„Bund sichert Finanzierung des Pfaffensteigtunnels“ – so eindeutig hat vor einigen Tagen der Böblinger CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz seine damals exklusive Nachricht überschrieben, dass der letzte noch nicht finanzierte Baustein des Projekts Stuttgart 21 nun im Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt stehe – die Anbindung der Gäubahn über den Flughafen an den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof.

Doch nicht in trockenen Tüchern?

Doch in der Region scheint nun die Erkenntnis zu reifen, dass damit die Sache noch nicht in trockenen Tüchern ist. Biadacz hat sich deshalb jetzt dem kurz vor dieser Nachricht formulierten, dringenden Appell des Interessenverbandes Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn angeschlossen, der Anrainerkommunen und -regionen vertritt.

„Solange der Bundeshaushalt nicht beschlossen ist, fehlt die zurecht geforderte Verlässlichkeit“, schreibt er nun an seinen Parteifreund und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU).

Landrat: Das Geld nun auch festzurren

Auch Roland Bernhard, parteiloser Landrat des Kreises Böblingen, sieht weiter Handlungsbedarf: „Das Geld liegt auf dem Tisch, jetzt braucht es den politischen Willen, es festzuzurren“, schreibt er in einem Brief an die Abgeordneten des örtlichen Bundestagswahlkreises. Weitere Verzögerungen seien den Anrainern nicht zuzumuten.

Der Tunnelbau müsse wie geplant im kommenden Jahr beginnen, also noch vor der jetzt erst mit Verzögerung geplanten Kappung der Gäubahn im Frühjahr 2027. Fertig würde er frühestens 2032 – mindestens fünf Jahre wäre die Strecke somit dennoch unterbrochen.

Der Haushaltsentwurf sieht für den Tunnel 1,69 Milliarden Euro an Bundesgeldern und weitere 270 Millionen Euro der S21-Projektpartner vor, zu denen unter anderem auch der Flughafen Stuttgart gehört.

Grüner hält CDU-Kollegen für voreilig

Daran, dass die Finanzierungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn, wie für dieses Bautempo notwendig, noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann, hegen Kritiker des Projekts wie der Filderstädter Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel allerdings erhebliche Zweifel.

Mit dem aktuellen Kostenvoranschlag werde das Projekt schön gerechnet, weil notwendige Ausbauten der Strecke im Anschluss des Tunnels darin erst gar nicht budgetiert seien, sagt er. Zudem fehlten für einen Bundestagsbeschluss noch wichtige Projektunterlagen. „Sich voreilig zu nicht gefassten Beschlüssen zu äußern, ist ungewöhnlich und verkennt so manche damit verbundenen Probleme,“ sagt er in Richtung der das Projekt unterstützenden CDU-Abgeordneten aus dem Land. Im Verkehrshaushalt fehlten Milliarden – und das Projekt konkurriere mit anderen, viel sinnvolleren Vorhaben.

Kritiker fordern weiter oberirdische Anbindung

„Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21“ und die „Schutzgemeinschaft Filder“ haben aktuell deshalb ebenfalls an den Bundesverkehrsminister geschrieben. Sie fordern wie Gastel, die oberirdische Anbindung der Gäubahn auch nach Eröffnung des S21-Tunnelbahnhofes intakt zu lassen. Dies sei die weitaus günstigere Lösung. Die Stadt Stuttgart müsste in diesem Fall auf etwa 15 Prozent der für eine Bebauung vorgesehenen Bahngrundstücke verzichten.

Die Projektgegner zweifeln die dem Haushaltsentwurf zu Grunde liegende Kostenschätzung an. Den Planern müsse die komplette Unwirtschaftlichkeit des Tunnels bewusst sein: „Mindestens 3 Milliarden Kosten plus laufende Betriebskosten für heute gerade mal 90 von 5000 täglichen Fahrgästen der Gäubahn und des Zürich-IC, die zum Stuttgarter Flughafen wollen.“