Die Altkleidercontainer in Frankenthal werden zunehmend zum Problem. Gewerbliche Sammler ziehen sich aus wirtschaftlichen Gründen zurück, erste haben inzwischen Insolvenz angemeldet. Wenn das bisherige System implodiert, muss der Eigen- und Wirtschaftsbetrieb (EWF) der Stadt als öffentlicher Entsorger in die Bresche springen. Verschärft hat sich die Situation, weil seit Jahresbeginn Altkleider und Textilien nicht mehr in die Restabfalltonne geworfen werden dürfen.
Eine Ausnahme gilt lediglich für stark verschmutzte oder mit gefährlichen Stoffen verunreinigte Kleidungsstücke. Im Umfeld der Sammelcontainer haben nach Feststellungen des EWF seitdem die Vermüllungen stark zugenommen. „Zwischenzeitlich besteht vermehrt die Problematik, dass Container aufgebrochen, die qualitativ bessere Kleidung geraubt und die restliche Kleidung achtlos neben die Container geworfen wird“, berichtete Bürgermeister Bernd Knöppel (CDU) im Betriebsausschuss.
Zunehmendes Zuschussgeschäft
Die Müll- und Unratquote liege bei 25 bis 50 Prozent, auch Autoteile und Mikrowellengeräte würden entsorgt. Die Kontrollen durch den Kommunalen Vollzugsdienst und die Anlagenaufseher wurden verstärkt. In Gesprächen mit den Aufstellern der Container sei deutlich geworden, dass sie die Sammlung unter den jetzigen Rahmenbedingungen nicht mehr lange aufrechterhalten könnten, informierte Knöppel. Für einen Weiterbetrieb stehe ein Zuschuss von 200 bis 230 Euro pro Container sowie der Erlass der gerade festgelegten Sondernutzungsgebühren im Raum.
Für eine landesweit einheitliche Vorgehensweise will Knöppel den Städtetag gewinnen. Das Ergebnis einer in den Sommerferien gestarteten Umfrage unter den kreisfreien Städten steht noch aus. Das Umweltministerium in Mainz hat der Bürgermeister um Prüfung gebeten, ob und unter welchen Bedingungen eine zumindest temporäre Abweichung von der Getrenntsammelpflicht für nicht verwertbare Alttextilien möglich ist. Auch eine finanzielle Unterstützung hat Knöppel angefragt. Das Ministerium äußerte sich gesprächsbereit.
Putzlappen aus Stoffresten?
Unabhängig davon laufen in Frankenthal bereits die Vorbereitungen für den Fall, dass gewerbliche und gemeinnützige Betreiber das Geschäft mit der Altkleidersammlung aufgeben. Dann stünde der EWF vor der Aufgabe, zerschlissene und nicht mehr tragfähige Alttextilien getrennt zu erfassen und zu verwerten.
Nach geeigneten Wegen wird derzeit gesucht. Denkbar ist auch, ein eigenes System aufzubauen, um minderwertige Textilien im Wertstoffcenter im Starenweg anzunehmen und wieder in den Stoffkreislauf einzuführen, etwa in Form von Putzlappen oder Malervlies. „Parallel dazu bemüht sich der EWF, den Kontakt zu den aktuell im Stadtgebiet tätigen Sammlern zu aktivieren“, sicherte Knöppel zu. Dabei gehe es auch darum, bestehende Sammelstrukturen zu sichern und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, falls sich Unternehmen aus dem Gewerbe zurückziehen. Überschneidungen oder Lücken in der Erfassung sollen vermieden werden, erklärte der Bürgermeister.