AUDIO: Xavier de Maistre: „Hamburg ist für mich die schönste Stadt Deutschlands“ (6 Min)
Stand: 01.09.2025 14:10 Uhr
Xavier de Maistre gehört auf der Harfe zu den Musikern, die seinem Instrument immer wieder neue Facetten und Farben entlocken. Auf seinem neuen Album „Händel“ kehrt er jedoch ganz an den Anfang seiner musikalischen Karriere zurück und spielt Händels einziges Harfenkonzert. Im Interview mit NDR Kultur spricht er über das Album und über die anstehende Tour in Norddeutschland.
Herr de Maistre, warum hat Sie gerade dieses Stück so gereizt?
Xavier de Maistre: Die Frage wäre vielleicht, warum ich so lange gewartet habe. Das ist mein zehntes Album bei Sony, und ich habe bereits ganz viele Solo-CDs veröffentlicht. Ich habe mich ein bisschen gescheut, weil das Händel-Konzert wahrscheinlich das bekannteste Solo-Konzert für Harfe ist. Das war auch die erste Schallplatte, die mir meine Harfenlehrerin damals geschenkt hat. Das war mein erstes Vorspiel, ich war neun Jahre alt.
Wer hat das gespielt?
Xavier de Maistre widmet sich auf seinem neuen Album der Musik Georg Friedrich Händels.
de Maistre: Es war Nicanor Zabaleta, mein großes Vorbild. Ich habe mich schon bei den ersten Tönen in dieses Konzert verliebt. Es ist wie ein großes Denkmal bei uns Harfenisten, das Stück wird oft bei Probespielen verlangt. Das hört man auch sehr oft in Aufzügen, in Asien zum Beispiel. Das ist ein sehr bekanntes Motiv. Wenn ich ein Projekt anfange, will ich immer den Sinn dahinter sehen. Bis jetzt war es nicht der Fall, und dann habe ich die Festival Strings getroffen – das ist ein wunderbares Orchester. Die spielen zwar auf modernen Instrumenten, sind aber mit der Barockmusik sehr vertraut. Stilistisch fand ich sie wirklich ganz toll. Dann hatte ich die Idee und wollte die richtige Kombination finden. Ich habe mich dazu entschieden, zwei andere Orgelkonzerte für Harfe zu bearbeiten. Ich glaube, sie eignen sich wirklich sehr gut. Es klingt filigraner und vielleicht mit mehr Farben und Kontrasten als auf der Orgel. Die Musik ist heiter, aber gleichzeitig auch sehr tiefsinnig. Man kann auch sehr einfühlsam spielen. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Arrangieren Sie so etwas selber, wenn Sie ein Orgelstück für Harfe spielen?
de Maistre: Bei diesen zwei Orgelkonzerten habe ich eins selber arrangiert, aber dann hat mir ein bisschen die Zeit gefehlt, und ich habe einen Studenten von mir gebeten, Almos Tallos, der auch komponiert, mich ein bisschen zu unterstützen. Er hat ein wunderbares Arrangement geschrieben, wahrscheinlich viel schwerer und anspruchsvoller, als wenn ich es selbst arrangiert hätte. Ich glaube, er hat sich wahrscheinlich ein bisschen an mir rächen wollen. Es ist eine Fassung, die hoch virtuos, aber auch stilistisch sehr gerecht ist.
Bei manchen Werken werden Sie auch vom Pianisten Julien Quentin auf einem Filzklavier begleitet. Was ist das für ein Instrument?
de Maistre: Beim Filzklavier sind die Saiten mit Filz bedeckt, und das ergibt eine ganz besondere Farbe, extrem weich, ein bisschen wie Watte. Wir wollten das mit dem Klang der Harfe mischen. Es ist ein Experiment, und ich finde, das ist sehr schön geworden. Es ist eine ganz besondere Farbe, und es ist mehr so ein Augenzwinkern am Ende des Albums.
Für ihr Venedig-Programm beim Schleswig-Holstein Musik Festival in Kappeln hatten die französischen Musiker Originalwerke und Bearbeitungen für Harfe und Streicher zusammengestellt.
Auf dem Album spielen Sie zusammen mit den Festival Strings aus Luzern. Kommen Sie mit denen im Dezember vorbei?
de Maistre: Im Dezember haben wir eine ganz lange Tour. Ich freue mich, mit denen auf Tour zu gehen. Ich habe auch viel von denen gelernt.
Zum Beispiel?
de Maistre: Bei manchen Sachen habe ich mich ein bisschen gescheut, und sie haben gesagt: Probieren wir es! Ich freue mich, dass wir das überall in Deutschland spielen können. In Norddeutschland sind wir in Hamburg, in Hannover und in Braunschweig. Es wird eine sehr schöne Tour.
In Hamburg sind Sie sowieso häufiger, weil Sie eine Harfen-Klasse an der Musikhochschule haben. Was machen Sie am liebsten, wenn Sie hier sind?
de Maistre: Hamburg ist für mich die schönste Stadt Deutschlands. Ich liebe Wasser, die Bauten sind sehr beeindruckend. Auch die Mischung von klassischen und modernen Bauten ist hier sehr gelungen. Ich habe wenig Zeit, wenn ich komme, aber wenn ich kann, dann gehe ich sehr gerne an die Außenalster etwas joggen, weil es direkt vor der Hochschule ist.
Das Gespräch führte Franziska von Busse.
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