Altkreis Halle. Reiner Stodieck in seinem Element zu beobachten, war am einfachsten zwischen Karussells und Zuckerwatte-Ständen möglich, zwischen Bühnen und Bierzeltgarnituren. Hier hatte der selbstständige Event-Manager sein Revier, hier war er zu Hause, hier fühlte er sich sichtlich wohl. Gerade noch ein Schwatz mit dem Standbetreiber, schon ging es weiter, um ein organisatorisches Problem zu lösen. Alles mit einem Lächeln, aus dem die Freude sprach, dass wieder ein von ihm organisiertes Fest begonnen hatte.

Vor wenigen Tagen wuselte der 67-Jährige noch in bewährter Manier über das Gelände des Versmolder Stadtfestivals – nun ist bittere Gewissheit, dass er die von ihm so ersehnte 40. Auflage nicht mehr wird planen können. Denn Reiner Stodieck ist am Wochenende (30./31. August) überraschend in seiner Bielefelder Wohnung verstorben.

„Das lässt uns in der Leere zurück“, sagt Rosi Dieckmann-Rose, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Versmold (IGEV), die seit sieben Jahren mit Reiner Stodieck zusammengearbeitet und in ihm einen echten Freund gefunden hat. „Er war mehr als 35 Jahre für die IGEV tätig, hat sich um alle unsere Veranstaltungen gekümmert.“ Die Palette reichte vom Stadtfestival über den Wurstträger-Markt bis hin zum Kirschblütenfest und dem Gewinnspiel „Schwein gehabt“. Stodieck hatte zahlreiche Kontakte zu Bands, Schaustellern und Straßenkünstlern und machte das Versmolder Stadtfestival überregional bekannt. „Zuletzt hatten wir bis zu 1.000 Anfragen für Auftritte“, berichtet Rosi Dieckmann-Rose.

Markenzeichen Karohemd auf den Stadtfesten in Versmold und Werther

Von Kissenschlacht bis Handtuchwedeln: Reiner Stodieck (r.) - hier mit Matthias Hauke und Bianca Rolf (v. l.) von der Sparkasse und dem damaligen IGEV-Vorstand Mario Haberkamp - ließ sich für die Feste der Region immer einiges einfallen. - © HK

Von Kissenschlacht bis Handtuchwedeln: Reiner Stodieck (r.) – hier mit Matthias Hauke und Bianca Rolf (v. l.) von der Sparkasse und dem damaligen IGEV-Vorstand Mario Haberkamp – ließ sich für die Feste der Region immer einiges einfallen.
(© HK)

Sie wird Reiner Stodieck auch als Mitstreiter vermissen: „Wir haben für die Innenstadt und für die Händler gekämpft.“ Dabei war Stodieck übrigens meistens mit seinem Markenzeichen unterwegs: einem karierten Hemd. „Wenn er keins an hatte, haben wir ihn auf den Festen verloren“, sagt Dieckmann-Rose. Dann wird sie wieder traurig: „Er wird uns an allen Ecken und Enden fehlen.“

Sein Lebenswerk: Beeindruckte Besucher beim Stadtfestival in Versmold

Stodieck, im Haller Ortsteil Eggeberg aufgewachsen, war ein Mann, der sich schon in jungen Jahren engagierte: als Kreisvorsitzender der Landjugend etwa. Und der bei aller Freundlichkeit auch seine Prinzipien hatte und ihnen treu blieb: „Wir haben schon mal gestritten. Er hatte seinen Kopf – und ich auch“, so die IGEV-Vorsitzende.

Eine lange Beziehung hatte Reiner Stodieck auch zu Werther. Seit Anfang der 1980er Jahre war er für die örtliche Kaufmannschaft tätig, hat als Eventmanager Stadtfeste und verkaufsoffene Sonntage geplant und organisiert und war Ideengeber für das Bierfest, das erst vor drei Wochen seine 28. Ausgabe feierte. Es gab keinen Einkaufssonntag, an dem nicht ein außergewöhnlicher Walk-Act durch Werther gelaufen wäre, keine Kirmes, bei der nicht ein ungewöhnliches Fahrgeschäft anrollte, und kein Flohmarkt, bei dem Reiner Stodieck nicht persönlich dafür sorgte, dass jeder Stand an der vorher besprochenen Stelle aufgebaut wurde.

Als Fußball-Schiedsrichter für den TuS Langenheide in der Regionalliga

Bunter Typ: Reiner Stodieck brachte mit seinen Festen Farbe in die Innenstädte. - © Anke Schneider

Bunter Typ: Reiner Stodieck brachte mit seinen Festen Farbe in die Innenstädte.
(© Anke Schneider)

Ulrich Kullak, Sprecher der Werbegemeinschaft Werther, hat bereits am Sonntagabend vom plötzlichen Tod Reiner Stodiecks erfahren. „Wir waren geschockt, damit hatte niemand gerechnet“, spricht er auch im Namen seiner Vorstandskolleginnen und -kollegen. „Reiner Stodieck hinterlässt eine große Lücke. Wir haben über die ganzen Jahre intensiv und kollegial zusammengearbeitet und sind sehr dankbar für das, was er für uns getan hat.“ Das aufzufangen werde schwer: „Am 5. Oktober planen wir den nächsten verkaufsoffenen Sonntag. Und müssen jetzt sehen, wie wir ohne Reiner Stodieck zurechtkommen.“

Spezialität Volksfeste: Was das Bierfest in Werther so besonders macht

Neben seinem beruflichen Wirken machte sich Reiner Stodieck auch auf den Fußballplätzen der Region einen guten Namen. Als Schiedsrichter stieg er bis in die Regionalliga, damals die dritthöchste Spielklasse in Deutschland, auf. Unter der Flagge seines Heimatvereins TuS Langenheide war er damit lange Zeit der erfolgreichste Referee im Fußballkreis Bielefeld. „Reiner pfiff sehr kleinlich, hatte aber einen großen Gerechtigkeitssinn“, erinnert sich Reiner Koller, ehemaliger Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses.

Auch nach dem Erreichen der Altersgrenze blieb Reiner Stodieck seinem Hobby treu. Als Lehrwart bildete er viele junge Kollegen aus. Später rief er den Referees Run bei der Nacht von Borgholzhausen ins Leben und gründete den Förderverein „Die Pfeife“, der sich bis heute für ein besseres Miteinander zwischen Schiris und Vereinen einsetzt.

Reiner Stodieck hinterlässt große Lücken

Ein Mann also, der viele Lücken hinterlässt. „Wir werden jetzt alle zusammenrücken müssen“, sagt Rosi Dieckmann-Rose. Reiner Stodieck hinterlässt seine Lebensgefährtin Wenke Nagel.

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