Trotz Verwicklungen in einen internationalen Betrugsfall lud die Volksbank Düsseldorf Neuss am Montag zu Bier und Currywurst auf den Münsterplatz in Neuss. Altbier trinkende Schützen, Musik vom Bundesfanfarenkorps Neuss-Furth – auf den ersten Blick schien alles wie immer zu sein beim traditionellen Schützen-Biwak der Bank.
Doch die Veranstaltung vor idyllischer Quirinusmünster-Kulisse fiel in die größte Krise in der knapp 145-jährigen Geschichte des Kreditinstituts. Seit Herbst ist bekannt, dass eine mutmaßliche Betrügerin über ein Konto der Volksbank Düsseldorf Neuss 100 Millionen Euro veruntreut haben soll. Staatsanwaltschaften in Frankreich, Deutschland und der Türkei ermitteln. Außerdem fiel bei einer Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin im Sommer 2024 auf, dass die Bank massive Defizite im Kampf gegen Geldwäsche hatte.
Die Aufsicht hatte daher mit Heiner Arnoldi – zusätzlich zu Michael Horf – einen zweiten Sonderbeauftragten mit Geschäftsleiterfunktion zur Volksbank Düsseldorf Neuss geschickt. Und der war am Montag auch im Neusser Schützen-Getümmel. Arnoldi sprach auf Nachfrage unserer Redaktion von einem „Jahr mit einer Delle“, das man hinter sich habe. Dies sei allerdings durch die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen des Bundesverbands der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) ausgeglichen worden. Zu keinem Zeitpunkt, so Arnoldi, seien Spareinlagen oder Geschäftsguthaben gefährdet gewesen: „Das operative Geschäft läuft weiter und wir sind auf einem guten Weg.“
Quo vadis, Volksbank? „Wir haben klare Vorstellungen“, sagte Christiane Hoerdemann-Napp, Vize-Aufsichtsratsvorsitzende und Sprecherin des Kontrollgremiums. Sie machte den Wunsch für eine Fusion mit einer anderen Genossenschaftsbank deutlich. Ein Gerücht, es werde künftig gemeinsame Sache mit der Volksbank Rhein-Ruhr in Duisburg gemacht, wurde nicht bestätigt. „Wir schließen nichts aus und führen viele Gespräche. Es ist noch nichts in trockenen Tüchern“, so der Bafin-Sonderbeauftragte Arnoldi.