Bundesweite Aktion
Initiative kauft inhaftierte Schwarzfahrer in Frankfurt frei
01.09.2025 – 18:51 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Justizvollzugsbeamter schließt in der Justizvollzugsanstalt eine Tür (Symbolfoto): Die Initiative zahlt die Geldstrafen mittels Spenden. (Quelle: Marius Becker)
Die Initiative „Freiheitsfonds“ hat erneut Menschen von Ersatzfreiheitsstrafen für Schwarzfahren befreit. Auch in Frankfurt gab es Freikäufe.
Die Initiative „Freiheitsfonds“ hat am Sonntag mehrere Gefangene aus der Justizvollzugsanstalt in Frankfurt freigekauft. Sie saßen dort wegen nicht bezahlter Geldstrafen ein, die nach Fahrten ohne Ticket verhängt worden waren.
Nach Angaben der Initiative wurden bundesweit 101 Menschen freigekauft, die meisten über Zahlungen an Gefängniskassen. An den Zahlstellen in Dortmund und Frankfurt seien besonders viele Betroffene mit Bargeld entlassen worden.
Hintergrund ist Paragraf 265a Strafgesetzbuch, der das Fahren ohne Ticket unter Strafe stellt. Wer eine Geldstrafe nicht begleichen kann, muss häufig eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen. Jährlich sind nach Angaben der Initiative bis zu 9.000 Menschen betroffen. Allein im Jahr 2023 wurden im Bereich der städtischen Verkehrsbetriebe in Frankfurt fast 4.000 Fälle angezeigt.
Seit dem Start des Projekts Ende 2021 hat die Initiative nach eigenen Angaben rund 100.000 Hafttage verhindert. In Frankfurt kaufte die Initiative nach eigenen Angaben mehr als 60 Personen aus der Haft. Da ein Hafttag rund 200 Euro Steuergeld koste, ergebe sich dadurch eine Ersparnis von 2,3 Millionen Euro alleine in der Mainmetropole.
Bundesweit seien durch die Freikäufe 21 Millionen Euro Steuergelder eingespart worden, wie „Freiheitsfonds“ weiter mitteilt. Sprecher Leonard Ihßen erklärte, fast alle Inhaftierten seien arm, oft wohnungslos oder psychisch krank. „Niemand gehört ins Gefängnis, weil er oder sie kein Geld für ein Busticket hatte“, sagte er. Die Unterbringung im Gefängnis löse keine Probleme, sondern belaste die Justiz zusätzlich.
Die Initiative fordert die Abschaffung der Strafnorm. Die Ampelkoalition hatte eine Herabstufung des Schwarzfahrens zur Ordnungswidrigkeit geplant, das Gesetz kam jedoch nicht mehr zur Abstimmung. Nun sei Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) gefordert, so die Initiative.
In der Frankfurter Lokalpolitik forderte die Linke im Römer bereits per Antrag, die Stadt solle für jeden Monat, in dem Strafanzeigen gestellt werden, 10.000 Euro in einen Solidaritätsfonds einzahlen. Mit diesem könnten Menschen aus der Haft freigekauft werden, solange der Paragraf nicht abgeschafft wird. Die Fraktion verweist dabei auf Städte wie Köln, Bonn, Wiesbaden oder Bremen, die bereits auf Strafanträge ihrer Verkehrsbetriebe verzichten.
Die Stadt Frankfurt selbst will hingegen an der bisherigen Praxis festhalten, weil man keine „Unübersichtlichkeit“ schaffen wolle. Große Teile des öffentlichen Nahverkehrs, wie etwa die S-Bahn, seien nicht kommunal betrieben, weshalb ein Alleingang nicht sinnvoll sei. Erst, wenn das Fahren ohne gültiges Ticket bundesweit als Ordnungswidrigkeit eingestuft würde, könne auch Frankfurt die Regeln ändern.