Berlin – Es geschah mitten im Berufsverkehr auf der Karl-Marx-Straße in Berlin-Neukölln. Die Autos standen Stoßstange an Stoßstange, da klopfte ein Mann freundlich an die Seitenscheibe eines Ford Mustang. Der Fahrer öffnete arglos das Fenster, da riss ihm der Gangster mit einem Griff seine Luxus-Uhr vom Handgelenk.
Gestern landete der Uhren-Raub vom 9. Juni 2024 vor dem Berliner Kriminalgericht. Es ging um eine edle Classic Fusion der Marke Hublot. Wert: 6500 Euro. Klar ist: Der dreiste Griff ist kein Einzelfall. Professionelle Banden rauben sich durch Europa. Ermittler vermuten die neapolitanische Mafia Camorra dahinter. Es gibt Raubüberfälle in Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, der Schweiz, Österreich – und in Deutschland. Europol ermittelt.
Die „Classic Fusion“ der Marke Hublot im Wert von 6500 Euro von ihrem Besitzer vom Handgelenk geklaut
Foto: Hublot
Uhren-Raub direkt vor einem Streifenwagen
Das Pech für den Berliner Uhren-Räuber: Hinter dem Ford Mustang stand ein Polizeiauto im Stau. Die Beamten nahmen sofort die Verfolgung auf. Der Gangster flüchtete in eine Seitenstraße, rannte in ein Haus, in dem offenbar einige Bekannte von ihm wohnen. Vor Gericht sagte Hausbesitzer Anis B. (49) aus: „Er brüstete sich mit seiner fetten Beute.“ Doch die Polizei stand schon vor der Tür.
Täter gibt plötzlich anderen Namen an
Anis B.: „Er gab die Uhr nicht freiwillig zurück. Also warf ich ihn und seine ganze Truppe sofort raus.“ Die Polizei stürmte das Haus trotzdem, fand Macheten, Einhandmesser, ein Gewehr, Revolver, Diebesgut. Und den Tunesier Sofiane A. (24). Zumindest nannte sich der mutmaßliche Uhren-Räuber damals so. Doch nun, vor Gericht, gibt er plötzlich einen anderen Namen an, will Marokkaner sein. Sonst sagt er nichts. Er soll über vier verschiedene Identitäten verfügen.
Überraschend: Der Mann, dem die Hublot geraubt wurde, erschien nicht vor Gericht. Dem Uhren-Räuber drohen mehr als fünf Jahre Knast wegen Raub und räuberischem Angriff auf einen Kraftfahrer. Das Urteil fällt am 15. September.