In diesem Sommer erblühte die graue Fassade des historischen Ratshofes in Halle (Saale) in kräftigem Rot und Weiß: Geranien in den Stadtfarben sorgten für farbenfrohe Akzente in den Fenstern des Gebäudes am Marktplatz. Der neue Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt hat die Bepflanzung durchgesetzt, nachdem in den Jahren zuvor die Blumenkästen leer bleiben. Doch nicht alle zeigen sich begeistert von der blühenden Dekoration.
Die Stadtratsfraktion Die Linke hat nun eine Anregung eingebracht, die Geranienbepflanzung im kommenden Jahr zu überdenken. In einem Schreiben fordert die Fraktion, stattdessen auf insektenfreundlichere Pflanzen zu setzen – oder zumindest einen Mix mit solchen Arten zu schaffen.
„Geranien sind sozusagen wertlos für die Biodiversität, da sie nahezu frei von Pollen und Nektar sind. Die heimischen Bestäuber, wie Honig-, Wildbienen oder Hummeln, haben keinen Nutzen von diesen Blumen“, heißt es in der Stellungnahme von Katja Müller, Fraktionsvorsitzende der Linken. „Da aber die Blumenkästen gegossen und gepflegt werden, sollte auch ein Mehrwert für unsere Umwelt dabei entstehen.“
Der Vorschlag stößt eine Debatte an, die weit über die Frage der Blumenauswahl hinausgeht: Es geht um die Rolle städtischer Begrünung im Zeichen des Artensterbens und des Klimawandels. Viele Städte setzen mittlerweile bewusst auf Pflanzenarten, die Nahrung und Lebensraum für Insekten bieten. Geranien hingegen – obwohl pflegeleicht und dekorativ – bieten kaum ökologischen Nutzen.