Im Handelsstreit mit den USA unter Donald Trump (78) hat die EU unverhofft eine 90-tägige Verschnaufpause erhalten: Die Zölle sind beiderseitig ausgesetzt, heute sind alle Blicke auf die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni (48) gerichtet, die Trump zu einer dauerhaften Nullzollpolitik überreden will.

► Aber: An eine Blitz-Heilung der schwer angeknacksten Beziehung glaubt nach Trumps üblen Schimpf-Tiraden auf Europa niemand.

Umso mehr rückt in Brüssel eine andere Frage für die künftige Rolle im Welthandel in den Vordergrund: Wenn die USA uns dauerhaft die Freundschaft aufkündigen, sollte man dann Chinas Flirtversuche erwidern?

Xi empfängt Sanchez – und lädt EU-Spitzen ein

Einer ist offensichtlich dazu bereit: Spaniens sozialistischer Premier Pedro Sánchez (53), zuletzt in Brüssel der beste Kumpel von Noch-Kanzler Olaf Scholz (66, SPD), machte Chinas Diktator Xi Jinping (71) gerade bei seinem Peking-Besuch schöne Augen. Er sprach von „Brücken“, die man jetzt bauen wolle, warb ungeniert um noch mehr chinesische Investitionen.

Blumen und blumige Versprechen für die Europäer: Xi empfängt die Spanien-Delegation im noblen Staatsgästehaus Diaoyutai mit seinem riesigen Park

Blumen und blumige Versprechen für die Europäer: Xi empfängt die Spanien-Delegation im noblen Staatsgästehaus Diaoyutai mit seinem riesigen Park

Foto: IMAGO/Xinhua

Xi sucht derzeit überall Verbündete für seinen Handelskonflikt mit den USA, hier bei seinem Besuch am Donnerstag in Phnom Penh (Kambodscha)

Xi sucht derzeit überall Verbündete für seinen Handelskonflikt mit den USA, hier bei seinem Besuch am Donnerstag in Phnom Penh (Kambodscha)

Foto: Agence Kampuchea Press/via REUTERS

Hinzu kommt: EU-Handelskommissar Maros Sefcovic (58) verhandelt seit Wochen über mehr Kooperation zwischen der zweit- und drittgrößten Wirtschaftszone der Welt.

Einem „Handelsblatt“-Bericht laufen sogar Geheimgespräche wegen der EU-Zölle gegen E-Autos aus China. Mit Blick auf einen Überraschungs-Coup im Sommer? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66, CDU) und EU-Ratspräsident António Costa (63) wollen im Juli nach Peking fliegen, wo Xi einen pompösen „China-EU-Gipfel“ plant.

„Dürfen uns China nicht an die Brust werfen“

Stopp!, sagt allerdings Europas mächtigster Politiker Manfred Weber (53, CSU), Chef der Europäischen Volkspartei (EVP, Konservative) im EU-Parlament. Weber warnt in BILD vor massiven Konsequenzen im Verhältnis zu den USA:

„Im Handelsstreit mit China läuft eine Mega-Eskalation, und es wäre fatal, wenn Europa jetzt in Washington den Eindruck erwecken würde, dass wir uns China an die Brust werfen.“

Warnt die EU-Spitzen vor einem naiven Umgang mit China: EVP-Chef Manfred Weber

Warnt die EU-Spitzen vor einem naiven Umgang mit China: EVP-Chef Manfred Weber

Foto: EPA

Manfred Weber sieht, genau wie Italiens Rechts-Regentin Giorgia Meloni, in einer Öffnung mehr Gefahren als Nutzen:

► „In Brüssel hat niemand vergessen, wie es bei der Fotovoltaik gelaufen ist, mit welchen rabiaten Mitteln China sich die Weltmarktführerschaft gesichert hat. Preis-Dumping droht auch ganz aktuell wieder, falls China versucht, seine Überkapazitäten auf dem europäischen Markt loszuwerden. Da müssen wir äußerst wachsam sein, unsere Wirtschaft und unsere Arbeitsplätze schützen.“

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Webers Blick auf die USA unter Trump ist frei von „alles wird wieder gut“-Illusionen. Zu hart die Ansagen an bisherige Partner, zu groß die Enttäuschung, dass „Trump für Putin den roten Teppich ausgerollt hat, ohne irgendetwas an der Lage der Ukraine zu verbessern“.

Dennoch plädiert der Europa-Politiker dafür, auf die USA mit neuen, auch überraschenden Angeboten zuzugehen. Die Abnahme von deutlich mehr Flüssiggas aus den USA gehört für ihn dazu, der Kauf von Waffen eher nicht. Weber sieht einen Haupt-Unterschied zu China: „Entscheidend bleibt: Mit wem habe ich mehr gemeinsame Interessen als gegensätzliche? Das sind und bleiben die USA.“