Am Montag, den 25. August, hat die Tour de Verkehrswende 2025 Essen beehrt. Aus Wuppertal kommend, traf der eindrucksvolle Zug der etwa 50 Mitradelnden gegen 13:30 Uhr am großen Hörsaal des Unicampus Essen an der Meyer-Schwickerath-/ Ecke Gladbecker Straße auf Aktivist*innen des RadEntscheids. Der angemeldete Demozug wurde von nur wenigen Motorrad-Polizisten begleitet, die das erforderliche Corken an Kreuzungen nicht ausreichend leisten konnten, das mussten die CM-erfahrenen Radler*innen selbst erledigen. Immerhin sperrte die Polizei – wie vorher abgeklärt – den Bereich der Gladbecker Straße zwischen Universitätsstraße und Viehofer Platz für eine Stunde, so dass die Tour dort eine kombinierte Aktions- und Mittagspause machen konnte. Ungeduldige Autofahrer fanden schnell Umfahrungsmöglichkeiten, und die aus der Meyer-Schwickerathstraße kommenden wurden über die Gegenspur geleitet.

Dort oberhalb der Gladbecker nämlich endet die kurze, bereits befahrbar ausgebaute Teilstrecke des Radschnellweges RS1 vom Campus der Uni DUE in Mülheim kommend. Die vorhandene Brücke war voreilig abgerissen worden. Unter dem Banner „RS1 – Vision TOP – Umsetzung FLOP“ wurde nun in einer symbolischen Aktion der rote Teppich für Radfahrende quer über die vierspurige Gladbecker Straße ausgerollt, den Lastenradler Roman (zum Erstaunen der Berliner) per Rad transportiert hatte. Temporär bekamen so Radfahrer*innen Priorität und einen kleinen Vorgeschmack auf die Zukunft.

Von den geplanten 116 Kilometern des RS1 sind seit 2013 erst sieben Kilometer nach dem Standard für ein schnelles Vorankommen für Radpendler*innen ausgebaut: klare Trennung von der Autostraße, glatte und ausreichend breite Fahrspur, wenig Einfahrten, Kreuzungen und Ampeln, ein abgetrennter Fußweg. Auch von den restlichen im Rhein-Ruhrgebiet geplanten 275 Kilometern an Radschnellwegen sind lediglich einzelne Kilometer fertiggestellt oder im Bau. Das Land NRW bleibt weit hinter seinen selbst gesetzten Zielen zurück. Dabei versprechen Studien eine Einsparung von täglich bis zu 52.000 Auto-Fahrten durch den Ausbau allein des RS1!

„Wir fordern, dass das Land seinen Pflichten nachkommt und der Schnellradwegebau endlich ernsthaft priorisiert wird! Wir wollen nicht mehr warten! Die Zukunft ist jetzt!“, sagt Rahel Schweikert, Mitorganisatorin der Tour de Verkehrswende.

Die Tour de Verkehrswende führt 2025 durchs Rhein- Ruhr-Gebiet. Von Münster bis Köln demonstrieren Menschen auf dem Fahrrad für eine gerechte Verkehrswende mit gleichberechtigter Infrastruktur, sicheren und schnellen Radwegen und einem barrierefreien öffentlichen Nahverkehr. Die sommerliche Protestfahrt unter dem Dach von Changing Cities e.V. findet zum fünften Mal statt.

Die Tour war am 22. August 2025 in Münster gestartet und führte mit zahlreichen Zwischenstopps und Aktionen – darunter Kundgebungen, Diskussions- und Musikveranstaltungen – bis nach Köln, wo sie heute (am 31. August 2025) endete. Auf dem Weg kamen Initiativen, Vereine und engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammen. Von Essen aus ging es am Montag über den (zukünftigen) RS1 weiter bis nach Mülheim, wohin noch einige Essener Aktivisti mitradelten, und dann an der Ruhr entlang nach Oberhausen zu einer Kundgebung am Ende der Tagesetappe.
In den letzten Jahrzehnten hat die Politik den Fokus zu stark auf den Autoverkehr gelegt und massiv investiert. Die individuelle Motorisierung hat trotz der Klimakrise enorm zugenommen. Doch für die Zukunft muss die Mobilität zwischen Menschen, Dörfern und Städten mit Bus, Tram, Bahn oder zu Fuß stärker gefördert werden.

Diese Verbindungen müssen für alle:
Sicher sein – Kinder, ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen müssen sie gefahrlos nutzen können. Gute Verkehrsinfrastruktur kann schwere und tödliche Verletzungen verhindern und mehr Menschen ermöglichen, zu Fuß oder mit dem Rad am Verkehr teilzunehmen. 

Gesund sein – Körperlich aktive Mobilität, z. B. mit dem Fahrrad, fördert die Gesundheit und hilft beim Klimaschutz. Viele Menschen möchten sich mehr bewegen und so einen Beitrag leisten.
Gerecht sein – Jeder muss Zugang zu vielfältigen Mobilitätsangeboten haben. Der öffentliche Verkehr muss überall funktionieren und bezahlbar sein.