Serie: OB-Kandidaten im Check

„Wir sollten im Zweifel mehr Ja und weniger Nein sagen“

01.09.2025 – 12:19 UhrLesedauer: 4 Min.

Wulf Pabst: Pabst gehörte dem Stadtrat in Aachen 2004 bis 2009 an.Vergrößern des Bildes

Wulf Pabst: Pabst gehörte dem Stadtrat in Aachen 2004 bis 2009 an.

Am 14. September wird in Aachen ein neuer Oberbürgermeister beziehungsweise eine neue Oberbürgermeisterin gewählt. t-online stellt die Kandidaten im Porträt vor. Dieses Mal: Wulf Pabst von der FDP.

Schon als Kind wollte Wulf Pabst hoch hinaus. „Ich wollte lange Pilot werden“, sagt er. Bereits als 14-Jähriger sei er deswegen Segelflugzeug geflogen. Aus Zeitgründen habe er das irgendwann aufgegeben. Und auch wenn aus der Pilotenkarriere nichts wurde, weckte die Fliegerei sein Interesse für den Studiengang Luft- und Raumfahrttechnik, den er ab 1994 an der RWTH Aachen studierte.

Das Fliegen sei aber nach wie vor seine große Leidenschaft, sagt der 51-Jährige. Er ist zweiter Vorsitzender des Aachener Modellflugvereins. In Orsbach liegt eine Wiese, die der Verein als Flugplatz nutzt. „Ich komme nicht mehr wahnsinnig oft dazu, aber alle paar Wochen bin ich dann auch mal da und verbringe ein bisschen Zeit in der schönen Natur“, erklärt er. Das helfe ihm, abzuschalten.

Pabst wuchs in Bergisch-Gladbach auf. Dort wurde er bereits als Jugendlicher Mitglied bei den Jungen Liberalen, der Jugendorganisation der FDP. Warum gerade diese Partei? „Vor allen Dingen wegen des zentralen Aspekts Selbstbestimmung, also dass man nicht bevormundet wird und seine eigenen Dinge auch selbst regeln kann“, erklärt Pabst. Später gehörte er zum Landes- und Bundesvorstand der FDP. Danach war er jahrelang als Trainer im Bereich der politischen Bildung und Politikberatung tätig, seit 2017 arbeitet er bei der Landesverwaltung in Düsseldorf in verschiedenen Ministerien.

Jetzt will er Oberbürgermeister werden. Fast wäre das nicht möglich gewesen, nachdem die FDP Ende Juni vom Kreiswahlausschuss in Aachen nicht zur Kommunalwahl zugelassen worden war. Der Vorwurf: Verstöße gegen das Prinzip der geheimen Wahl bei den parteiinternen Aufstellungsversammlungen. „Das hat uns schon natürlich sehr getroffen und auch erschüttert“, sagt Pabst. Die Partei klagte Ende Juli erfolgreich vor dem Landeswahlausschuss Nordrhein-Westfalen. Dem städtischen Wahlleiter legte sie anschließend den Rücktritt nahe.

Das Ganze habe sich spürbar auf den Wahlkampf der Partei ausgewirkt, da man nicht wusste, ob man am Ende doch noch zugelassen werde, sagt Pabst. Man habe bei den Großflächen zum Beispiel zunächst keine Personenmotive plakatieren können. Mittlerweile sei in der FDP aber eine „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ entstanden. „Wir sind jetzt gut mit dabei“, sagt Pabst – man sei mit Wahlkampfständen aktiv.

Pabst bezeichnet sich selbst als überlegt und ruhig. „Ich bin jetzt nicht unbedingt rauflustig oder ein Heißsporn“, sagt er lachend. Mit seiner Frau und seinem 13-jährigen Sohn wohnt er in Aachen, wo sie sich sehr wohlfühlen würden. Was ihn hier allerdings nervt: die Verkehrssituation.

„Aachen hat sich aus meiner Sicht in der Verkehrspolitik verrannt“, sagt Pabst. Er unterstütze es, mehr für den Radverkehr, Fußgänger und den ÖPNV zu tun. Es dürfe nur nicht so weit gehen, dass es sich anfühlt wie Bevormundung oder Umerziehung, erklärt er und verweist auf den umstrittenen Lenkungspunkt am Karlsgraben. „Niemand fährt aus Spaß mit dem Auto durch die Aachener Innenstadt.“ Wer da entlangfahre, der habe entweder ein Ziel oder müsse etwas erledigen, sagt er.